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Was wurde gemacht?
Das „Dare to move“-Trial (Bewegung wagen) untersuchte 81 ProbandInnen mit unspezifischen Schmerzen des unteren Rückens. Dabei zielten beide Therapie-Arme darauf ab, die durch Schmerzen ausgelöste Angst mithilfe von schrittweiser Exposition und kognitiv-verhaltenstherapeutischen Techniken zu reduzieren. Die Behandlungsanleitungen umfassten Psychoedukation, kognitive Umstrukturierung und Hausaufgaben.
In der ersten Behandlungssitzung lernten die Patienten die Grundzüge über das Angst-Vermeidungs-Modell. Anschließend sammelten sie ihre gefürchteten Bewegungen und sortierten diese nach der Größe ihrer Angst.
Die Gespräche wurden in einer Gruppensitzung durchgeführt, sodass durch Austausch mit anderen TeilnehmerInnen neue Ängste ans Tageslicht kamen, welche anschließend in die Angsthierarchie-Liste mitaufgenommen wurden. Die Gespräche wurden von einem Arzt und einem Physiotherapeuten moderiert, die beide entsprechend ausgebildet waren. Durch gezielte Fragestellungen wurden Verhaltensweisen hinterfragt, zur Reflexion angeregt und ermutigt zu Hause gefürchtete Bewegung wieder durchzuführen.
41 der ProbandInnen führten bereits in den Sitzungen Bewegungen aus ihrer Angst-Hierarchie-Leiter durch. Sie wurden ermutigt, die Bewegungen auch durchzuführen, wenn sie sich unwohl fühlten oder sogar Schmerzen dabei hatten. Typische Beispiele für Bewegungen in der Studie umfassten das Hinsetzen oder Aufstehen von einem Stuhl, das Aufheben eines Objekts vom Boden, das Herausziehen einer Schublade, das Fangen oder Werfen eines Balls, das Springen auf einem Bein oder ein Objekt in einer verdrehten Position zu greifen.
Die Sitzungen fanden fünf Wochen lang jeweils einmal wöchentlich statt und dauerten 90 Minuten. Nach 13 Wochen wurde noch einmal eine Booster-Sitzung durchgeführt. Anschließend wurden die ProbandInnen erneut nach ihrem Schmerz, der Schmerzkatastrophisierung und ihrer schmerzbezogenen Lebensqualität befragt.
Die Ergebnisse
Beide Gruppen verbesserten sich bezüglich ihres Schmerzes und der Funktion klinisch bedeutsam. Die AutorInnen fanden allerdings keinen Unterschied zwischen den Gruppen. Es war offenbar nicht entscheidend, ob die Exposition bereits in den Gruppensitzungen stattfand oder durch Reflexion erst selbstständig im Alltag umgesetzt wurde.
Um für die Praxis relevante Informationen zu erhalten, analysierten zwei der ursprünglichen Autoren, Truls Ryum und Tore Stiles, die Daten noch einmal genauer und publizierten eine weitere Studie im Pain Journal, die im September dieses Jahres veröffentlicht wurde.
Vorangestellt sei noch einmal betont: Alle ProbandInnen profitierten von der Maßnahme hinsichtlich des bestehenden Schmerzes und der Funktion. Die Frage, die sich die ForscherInnen nun stellten, war, warum es ihnen besser ging.
Aus den Daten geht hervor, dass eine Reduktion der Schmerzkatastrophisierung nicht unweigerlich mit einer Verbesserung spezifischer Behinderungen im Alltag einhergeht. In der Studie korrelierte eine Abnahme der Schmerzkatatsprohisierung zwar mit einer Abnahme genereller schmerzbezogener Behinderung, die über „Work And Social Adjustment Scale“ abgefragt wurde, allerdings nicht mit spezifischen Funktionstests wie der „Back Perfomance Scale“, die Tätigkeiten wie Socken anziehen oder das Aufheben von schweren und leichten Dingen evaluiert. Die Leute hatten also weniger Fehltage auf der Arbeit und wieder mehr soziale Partizipation im Alltag, hatten aber weiterhin Schwierigkeiten bei gewissen Tätigkeiten. Fokussieren wir uns in der Therapie also vielleicht zu sehr auf Kleinigkeiten und vergessen die Effekte auf das „große Ganze“?
Schlüsse für die Praxis
Die Forscher ahnen: „Es könnte ein Risiko darin bestehen, sich ausschließlich auf die Veränderung von Angstvermeidungsüberzeugungen zu konzentrieren, auf Kosten der Entwicklung von Strategien zur Bewältigung und zum Meistern von (schmerzbezogener) Situationen, die laut der sozialen Lerntheorie ebenfalls eine wichtige Rolle für den Therapieerfolg spielen könnten.“
Fear-Avoidance spielt eine wichtige Rolle in der Schmerzentstehung, aber die alleinige Adressierung dieses Teufelskreises bietet keine Handlungsanweisung für die Lebensrealität der Menschen. Rium und Stiles ziehen daraus Schlüsse für die Praxis. Sie plädieren dafür, „dass die Behandlung von chronischen Rückenschmerzen darauf abzielen sollte, die katastrophisierenden Überzeugungen der Patienten über Schmerzen und Angstvermeidungsüberzeugungen herauszufordern und gleichzeitig ihr Schmerzbewältigungsgefühl zu stärken, indem realistische Erwartungen geschaffen, funktionale Anliegen angesprochen und Probleme im täglichen Leben gelöst werden.“ Wie also trotz des Schmerzes das Leben lebenswert gelebt werden kann, sollte therapeutisch ebenso adressiert werden, wie die Schmerzbewältigung an sich.
Daniel Bombien / physio.de
BewegungChronischSchmerzenPsychologieTherapieStudie
wie komme ich denn als Patient, der das hier Beschriebene dringend braucht, an diese Art der Behandlung? Gibt es dazu spezielle Hinweise? In meiner bisherigen Odyssee ist mir dieser Ansatz noch nicht unter gekommen.
Liebe Grüße
neph
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nephilim schrieb:
Moin,
wie komme ich denn als Patient, der das hier Beschriebene dringend braucht, an diese Art der Behandlung? Gibt es dazu spezielle Hinweise? In meiner bisherigen Odyssee ist mir dieser Ansatz noch nicht unter gekommen.
Liebe Grüße
neph
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