Ausbildung Physiotherapeut/in
Dauer und Aufbau
Die dreijährige Ausbildung
wird seit 1994 bundesweit einheitlich an staatlich anerkannten Berufsfachschulen durchgeführt. Sie gliedert
sich in einen theoretischen und praktischen Unterricht sowie in fachpraktische Ausbildungsabschnitte. Letztere
finden prinzipiell in Krankenhäusern, Fachkliniken oder Reha-Einrichtungen statt, sind von unterschiedlicher
Länge und fest in den Klinikbetrieb eingebunden. Das Bestreben in der Ausbildung zielt darauf ab, klinische und
schulische Ausbildung weitestmöglich zu integrieren. Eine Sicherung der Qualitätsanforderungen durch staatliche
Aufsichtsbehörden existiert jedoch lediglich in einigen Bundesländern. Eine staatliche Prüfung, bestehend aus
einem schriftlichen, mündlichen und praktischen Teil, bildet den Berusabschluss und bei Bestehen die
Berechtigung die Berufsbezeichnung Physiotherapeut/in zu tragen.
Ein zusätzlicher Abschluss als
Gymnastiklehrer/in kann in kombinierten Ausbildungen erworben werden; diese dauern zwischen 3 ½ und
4 ½ Jahren.
Zugangsvoraussetzungen
Zugangsvoraussetzung ist die gesundheitliche Eignung zur Ausübung des Berufs. Des weiteren wird in der
Regel der Realschul- oder ein vergleichbarer Abschluss verlangt oder
eine andere abgeschlossene zehnjährige Schulbildung, die den
Hauptschulabschluss erweitert oder der Hauptschulabschluss plus einer
mindestens zweijährigen einschlägigen Berufsausbildung.
Finanzielle Belastung
Eine Ausbildungsvergütung wird in der Regel nicht gezahlt, jedoch besteht unter bestimmten Voraussetzungen die Möglichkeit einer Förderung nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG).
Eine Vergütung erhält, wer ein Ausbildungsverhältnis in einem Krankenhaus hat, dass mit ver.di den Tarifvertrag geschlossen hat. Für private und kirchliche Krankenhäuser sowie Ausbildungsgänge an privaten Schulen gilt der Tarifabschluss nicht.
Ein Gutachten des Bundesministerium für Gesundheit (BMG) kommt zu dem Ergebnis, dass im Schuljahr 2018/19 etwa 63 Prozent der Ausbildungsgänge schulkostenpflichtig waren, im Mittel lag das Schulgeld bei monatlich 250 Euro. 2019 erhielten nur 7,5 Prozent der Auszubildenden in der Physiotherapie eine Vergütung.
• Eine Übersicht zur Schulgeldfreiheit finden Sie hier.
Folgende Ausgaben im Rahmen der Ausbildung können anfallen:
- An öffentlichen Schulen ist die Ausbildung für die Schüler/innen kostenfrei. Es können jedoch Anmelde- und Prüfungsgebühren sowie Kosten für Eignungsprüfungen, Berufsunfall- und Haftpflichtversicherung anfallen. Zusätzlich entstehen Lernmittelkosten - beispielsweise für Fachliteratur und Arbeitsmaterialien - sowie Fahrtkosten und ggf. Kosten für auswärtige Unterbringung. Für den praktischen Teil Ausbildung wird Berufskleidung benötigt.
- Staatlich anerkannte Privatschulen erheben in der Regel Lehrgangsgebühren.
Die Rahmenbedingungen kurz zusammengefasst:
- Ausbildungsdauer: 3 Jahre einschließlich integrierter praktischer Ausbildung.
- Voraussetzung: Mittlerer Bildungsabschluss, Aufnahmeprüfungen.
- Ausbildungsorte: über 200 staatliche oder staatlich anerkannte Lehranstalten, Schulen usw. für Physiotherapie bzw. klinische Ausbildungseinrichtungen.
- Bewerbung: Unterschiedliche Anmeldetermine bei den Lehranstalten.
- Kosten: Unterschiedliche Höhe der anfallenden Ausgaben je nach Ausbildung an öffentlichen oder staatliche anerkannten Privatschulen.
Inhalte und Ablauf der Ausbildung
Die praktische und theoretische Ausbildung beinhaltet:
- Aufbau des Bewegungsapparats eines Menschen, z. B. Wirbelsäule, Rückenmuskeln, Brustkorb, Zwerchfell, Ellenbogengelenk, Bau und Funktion von Hüftgelenk
- Aufbau des Blutes, der Kreislauforgane, des Nerven- und Lymphsystems
- Funktion des Zentralnervensystems
- Aufbau der Skelettmuskulatur
- Hygienegrundlagen
- Arten von Krankheitserregern (Bakterien, Viren, Pilze, tierische Parasiten)
- Arten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Erkrankungen der Atmungsorgane oder der Niere sowie Stoffwechselerkrankungen
- Ursachen von Erkrankungen der Wirbelsäule oder der Extremitäten (z. B. Knieinnenverletzungen, Fußfehlhaltungen)
- Analyse und Bewertung von Körperstellungen und Ausgangspositionen und Untersuchung der Wechselwirkung zwischen Bewegung und Persönlichkeit,
- Grundlagen der Elektro-, Licht-, Wärme-, Kälte- und Hydrotherapie sowie Grundbegriffe der Strahlenheilkunde
- psychologische und pädagogische Aspekte im Umgang mit Kranken
- Anwendung und Methodik der Techniken der Krankengymnastik auf allen Gebieten der Medizin, in denen Bewegungstherapie erforderlich ist
- Art und Weise der krankengymnastischen Behandlungen im Wasser oder im Schlingengerät oder Vermittlung der Techniken der Atemtherapie
- Anleitung zu Entlastungs-, Entspannungs- oder Mobilitätsübungen
- Entwurf von Selbstübungsprogrammen
- Wesentliches bei der Ausführung einer Bindegewebsmassage
Ausgebildet wird vornehmlich in Fächern wie
- physiotherapeutische Befund- und Untersuchungstechniken
- krankengymnastische Behandlungstechniken (z. B. Manuelle Therapie, Gangschulung, neurophysiologische Behandlungsverfahren, Funktionsanalyse)
- Massagetherapie
- Hydro-, Balneo-, Thermo- und Inhalationstherapie
- Elektro-, Licht-, Strahlentherapie
- Prävention und Rehabilitation
- Bewegungserziehung
- Bewegungs-, Trainingslehre.
Außerdem wird in medizinischen Grundlagenfächern wie
- Anatomie
- Physiologie
- Krankheitslehre
- Erste Hilfe und Verbandtechnik sowie in
- Psychologie/Pädagogik/Soziologie
- Angewandter Physik und Biomechanik und Hygiene
unterrichtet, ebenso wie allgemein in Berufs-, Staatsbürger- und Gesetzeskunde. Klinische Praktika in der
- Orthopädie
- Chirurgie (einschließlich Unfallheilkunde)
- Pädiatrie
- Inneren Medizin
- Neurologie
- Psychiatrie
- Gynäkologie
Außer der üblichen Ausbildung zum Physiotherapeuten gibt es die kombinierte Ausbildung zum Physiotherapeuten und Gymnastiklehrer (nur an wenigen Ausbildungseinrichtungen). Der Weg in diesen Beruf (Physiotherapeut) ist auch über eine Ausbildung zum Masseur und medizinischen Bademeister und verkürzte Physiotherapie-Ausbildung für Masseure und medizinische Bademeister möglich. In Stuttgart kann man sich auch in einer kombinierten Ausbildung zum Physiotherapeuten und Gymnastiklehrer qualifizieren (Dauer 9 Semester).
Stärker bewegungserzieherisch als therapeutisch ausgerichtet ist die inzwischen auch grundständig mögliche Ausbildung zum Motopäden.
Die Ausbildung wird mit einer staatlichen Prüfung abschlossen.
Einige Fachhochschulen bieten in Zusammenarbeit mit Berufsfachschulen an, zusätzlich zum staatlich anerkannten PT-Abschluss einen akademischen Grad in einem berufsbegleitenden Bachelor-Studium zu erwerben. In der Regel dauert die Gesamtausbildung vier Jahre. Weitere Informationen siehe unter Studiengänge.