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"Unser Gesundheitswesen begibt sich jetzt auf eine Rüttelstrecke“, so leitete Ärztekammerpräsident Jörg-Dietrich Hoppe das Jahr eins der neuen Zuzahlungsreglungen ein. Ein bis zwei Jahre, meint er, wird es wohl dauern bis sich alles eingespielt habe. Die Patienten nahmen es gelassen. Die Mehrheit von ihnen hielt am gestrigen Montag, dem ersten normalen Praxistag in diesem Jahr, brav ihren Zehn-Euro-Schein in der Hand und zahlte ohne zu murren. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) hatte im Vorfeld chaotische Verhältnisse in den Arztpraxen befürchtet und zeigte sich am Abend erstaunt, dass es zwar etwas hektischer war als sonst, Probleme seien aber nicht aufgetreten.
Politik und Medien dagegen schossen sich derweil auf Ulla Schmidt ein und warfen ihr vor, die neuen Regelungen seien verwirrend und kompliziert. FDP-Chef Guido Westerwelle forderte gar den Rücktritt der Ministerin. Helga Kühn-Mengel, die neue Patientenbeauftragte, räumte ein, dass der Zuzahlungskatalog "verwirrend erscheinen könne“. Hart ging sie aber mit der Ärzteschaft ins Gericht, sie halte es "für unethisch, dass der Arzt nicht behandelt, wenn er die Knete nicht gleich bekommt“.
Zentrale Punkte der neuen Bestimmungen harren immer noch der Klärung. Die Definition "chronisch krank“ muss noch vom neuen Bundessauschuss festgelegt werden, Feinheiten bei den Freibeträgen für Kinder stehen noch aus und die kaum verständliche Regelung, dass die mehrmalige Inanspruchnahme eines ärztlichen Notdienstes jedes Mal eine neuerliche Zahlung der Praxisgebühr erfordert, wird wohl noch präzisiert werden, wie die KBV erklärte.
Patienten in Hamburg können sich freuen, sie brauchen nämlich die Praxisgebühr nicht zu bezahlen. Voraussetzung ist, dass sie einen der rund 200 Ärzte aufsuchen, die der Ärztegenossenschaft Hamburg angehören. Diese hat mit dem „Arznei-Kurier“ eine Rahmenvereinbarung getroffen. Unterschreibt der Patient ein Formular des Pharma-Großhändlers übernimmt dieser die Kosten für die Praxisgebühr. Im Gegenzug bezieht der Patient seine verschriebenen Medikamente vom "Arznei-Kurier“, der die Pillen ins Haus bringt. Der Patient muss nur die üblichen Medikamentenzuzahlungen leisten.
Über die Einzelheiten der Zuzahlungsregelungen ist die Öffentlichkeit noch immer ziemlich un- und dessinformiert. Selbst renommierte Zeitungen wie der Berliner Tagesspiegel schreiben leider ziemlichen Unsinn und tragen lediglich zu noch größerer Verwirrung bei.
Peter Appuhn
physio.de
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