Goldene Hände gesucht!
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Beim Nocebo-Effekt verspürt der Patient Symptome, genau wie beim Placebo-Effekt, nur eben in negativer Form, obwohl es sich um ein Scheinmedikament bzw. eine Scheintherapie handelt. Beide Effekte, Placebo (lat. „ich werde gefallen“) und Nocebo (lat. „ich werde schaden“) resultieren daraus, dass der Patient dem jeweiligen Medikament oder der jeweiligen Therapie eine Wirkung zuspricht und somit eine Erwartungshaltung einnimmt.
Weist der Arzt also auf die Risiken eines Medikaments hin, kann es zu einer Negativsuggestion kommen. Der Patient erwartet dann diese Nebenwirkung. Seine Wahrnehmung ist darauf fokussiert. Hansen will nicht die Risikoaufklärung abschaffen. „Es geht nicht darum, ob, sondern wie wir aufklären“, so der Wissenschaftler. Die Formulierung ist der Schlüssel, wie er in einer Arbeit aus 2019 belegen konnte. Bei dieser Studie wurde die Wortwahl variiert. Indikator in der experimentellen Studie war ein Krafttest der Armmuskeln des Patienten. Bei Aufzählung von Risiken nahm die Kraft tatsächlich ab, der Nocebo-Effekt aber konnte verhindert werden, wenn gleichzeitig die positiven Aspekte erläutert wurden.
Die Formulierung „90 Prozent vertragen das Medikament gut“ hat weniger Nebenwirkungen zur Folge als „10 Prozent reagieren negativ“. Alles entscheidend aber für das Vermeiden des Nocebo-Effekts sei der Aufbau einer vertrauensvollen therapeutischen Beziehung, so Hansen. „Kontraproduktiv ist die Delegation der Aufgabe an die jüngsten, unerfahrenen Mitarbeiter.“ Das Aufklärungsgespräch sei die Visitenkarte einer Abteilung oder Praxis.
Was nicht funktioniert sind Äußerungen wie „Sie müssen keine Angst haben“, weil das Hirn Negationen wie „kein“ streicht und „Angst“ bleibt. Verneinungen und Verkleinerungen wie „weniger Schmerzen“ leiten die Aufmerksamkeit ebenfalls auf das Symptom. Ein erheblicher Teil der Nebenwirkungen von Medikamenten und Operationen kommen laut einer Studie nicht von den Maßnahmen, sondern von der Art der Kommunikation darüber.
Vor allem bei Kindern wirken Negativformulierungen besonders verheerend, weil sie noch keine Schutzstrategien aufbauen konnten. Hier sollte man besonders achtsam sein. Für einen Patienten unter Narkose auf dem OP-Tisch gilt dasselbe. Die Gespräche und Geräusche bei der Operation sind durchaus relevant auf das nachfolgende Schmerzempfinden. Das bewies eine multizentrische Studie, veröffentlicht im British Medical Journal (BMJ), mit 385 Patienten. Bei ihnen wurde während einer tiefen Narkose ein Tonband mit positiven, unterstützenden Worten abgespielt. Das Schmerzniveau sank dadurch beträchtlich.
Die „Kommunikation“ ist inzwischen in den Nationalen Kompetenz-orientierten Lernzielkatalog Medizin (NKLM) für das Medizinstudium aufgenommen. Hansen betont: „Auf den Placebo-Effekt zu verzichten, kommt einem Therapiefehler gleich, gleichbedeutend einer Fehldosierung, da zum Beispiel nur die halbe Wirksamkeit erreicht wird.“
Das wertschätzende und positiv konnotierte Wort kostet nichts und schadet nicht. Grund genug für Therapeuten aller Art, dieses Mittel anzuwenden und damit ihren Therapieerfolg im besten Falle zu steigern, aber auf jeden Fall nicht zu reduzieren.
Ul.Ma. / physio.de
GesprächsführungKommunikationArztPatientenSchmerzenStudie
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Ringgeist schrieb:
Niemals! Ich arbeite als als Physio mit den Händen. Das sollte jedem klar sein, der diesen Beruf ergreift. Wenn du rumlaberst im der Behandlung, kannst du das machen. Meine Patienten wissen die Non kommunikative Therapie zu schätzen.
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Susulo schrieb:
@Ringgeist was hat gelungene Kommunikation mit rumlabern zu tun??
Bei uns steht während der Behandlung oft im Vordergrund, dem Patienten zu erklären, dass es um seine Gesundheit geht und dass er lernen kann, im Alltag damit umzugehen.
Dazu ist es von Vorteil, wenn er Zusammenhänge versteht. Das geht beim besten Willen nicht nonverbal.
Allerding sind Anspruchsdenken und Lernfähigkeit/-willigkeit der Patienten individuell sehr unterschiedlich.
Mit anderen Worten: hier ist bei Patienten häufig Luft nach oben.
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WinnieE schrieb:
@Ringgeist
Bei uns steht während der Behandlung oft im Vordergrund, dem Patienten zu erklären, dass es um seine Gesundheit geht und dass er lernen kann, im Alltag damit umzugehen.
Dazu ist es von Vorteil, wenn er Zusammenhänge versteht. Das geht beim besten Willen nicht nonverbal.
Allerding sind Anspruchsdenken und Lernfähigkeit/-willigkeit der Patienten individuell sehr unterschiedlich.
Mit anderen Worten: hier ist bei Patienten häufig Luft nach oben.
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Daniel Bombien schrieb:
Immer noch sehr unterschätzt. Alle Fortbildungen, für die ich noch Geld ausgebe, liegen im kommunikativen Bereich. Um langfristig "Eindruck" im Leben eines Menschen zu bewirken, sind gute Kommunikationsstrategien unerlässlich. Wichtiger als die viel zitierte Handarbeit, ist das Sprechorgan des Therapeuten. Danke für den Artikel :)
Wie kommuniziert Politik? Medien?
Aber auch: Familien? Freunde? Kollegen?
Kurzum: Jede/r
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Susulo schrieb:
Nicht nur des Therapeuten.
Wie kommuniziert Politik? Medien?
Aber auch: Familien? Freunde? Kollegen?
Kurzum: Jede/r
Ein Apoplex-Patient wird aus der Reha entlassen mit den einfach nur schnoddrigen Begleitworten des zuständigen Mediziners: "Mit Ihnen wird das sowieso nix mehr"
Patient kommt also ab ins Heim.
Dort waren sie sehr eifrig bemüht, Kontovollmachten u.ä. zu erlangen. Zum Glück ohne Erfolg dank der Lebensgefährtin, die das sehr konsquent verhinderte, ebenso, wie die Wohnungsauflösung.
Wir haben dann ein halbes Jahr gebraucht, bis er mental wieder aufgebaut war und schliesslich gehen und Treppe steigen konnte. Dann konnte er zurück in seine eigene Wohnung, wo wir ihn noch mehr als 10 Jahre begleitet haben.
Neben der physischen Therapie "durften" wir die verbalen Entgleisungen des "werten" Mediziners ausbügeln - zum Glück erfolgreich.
Also Kommunikation - intelligent angewendet - ist immer einen Versuch wert!
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Adam Stremel schrieb:
Top Arbeit!
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WinnieE schrieb:
Ein übles Beispiel für Inkompetenz und mangelndes Kommunikationsvermögen von Fachleuten fällt mir grad ein:
Ein Apoplex-Patient wird aus der Reha entlassen mit den einfach nur schnoddrigen Begleitworten des zuständigen Mediziners: "Mit Ihnen wird das sowieso nix mehr"
Patient kommt also ab ins Heim.
Dort waren sie sehr eifrig bemüht, Kontovollmachten u.ä. zu erlangen. Zum Glück ohne Erfolg dank der Lebensgefährtin, die das sehr konsquent verhinderte, ebenso, wie die Wohnungsauflösung.
Wir haben dann ein halbes Jahr gebraucht, bis er mental wieder aufgebaut war und schliesslich gehen und Treppe steigen konnte. Dann konnte er zurück in seine eigene Wohnung, wo wir ihn noch mehr als 10 Jahre begleitet haben.
Neben der physischen Therapie "durften" wir die verbalen Entgleisungen des "werten" Mediziners ausbügeln - zum Glück erfolgreich.
Also Kommunikation - intelligent angewendet - ist immer einen Versuch wert!
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HJS111 schrieb:
Das ist ja u.a.: das Ziel, dass die Pat. nicht mehr kommen, weil die Pat. ihr "Problem" verstanden haben und jetzt anders handeln. :-) Mich freut´s dann jedenfalls. Lücken im Plan hatte ich mit dieser Form der Arbeit noch nie...
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WinnieE schrieb:
@Ringgeist nicht smalltalk ist hier gemeint.....und um ein therapieunterstützendes Gespräch zu führen, braucht es auch keine teure Fobi, wenn ich den Sinn meiner Arbeit verstanden habe.
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Ringgeist schrieb:
@HJS111 So so das Ziel das die Patienten nicht mehr kommen? keine Praxis lebt von Durchgangsklientel. Hast du schon mal was von Stammkundschaft gehört?
Ist es für Sie moralisch vertretbar, Patienten abhängig von Therapie zu machen? Insbesondere wenn es möglich sein könnte sie unabhängig zu machen?
Finden Sie es (als wahrscheinlich selber gesetzlich Versicherter) im Rahmen der Solidargemeinschaft gerechtfertigt, ineffizient zu behandeln, ja sogar mehr Therapie als schon notwendig anzubieten?
Bitte verstehen Sie das nicht als Angriff. Ich möchte den Hintergrund Ihrer Entscheidungsfindung verstehen, insbesondere in Anbetracht des Fachkräftemangels und der ohnehin voll belegten Praxen.
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Daniel Bombien schrieb:
@Ringgeist Mich würden da tatsächlich mal ein paar Dinge interessieren:
Ist es für Sie moralisch vertretbar, Patienten abhängig von Therapie zu machen? Insbesondere wenn es möglich sein könnte sie unabhängig zu machen?
Finden Sie es (als wahrscheinlich selber gesetzlich Versicherter) im Rahmen der Solidargemeinschaft gerechtfertigt, ineffizient zu behandeln, ja sogar mehr Therapie als schon notwendig anzubieten?
Bitte verstehen Sie das nicht als Angriff. Ich möchte den Hintergrund Ihrer Entscheidungsfindung verstehen, insbesondere in Anbetracht des Fachkräftemangels und der ohnehin voll belegten Praxen.
Es geht darum, einen guten Weg zu finden bezüglich Dingen wie "was begünstigt meine Fehlhaltung?" "Woher kommt mein Schmerz?" "was kann ich dazu beitragen, dass sich etwas verändert?" "welche Perspektiven haben ich für dies oder jenes mit genau diesem Problem, weshalb ich zur Therapie komme" und ähnliches. Darüber zu reden ist aus meiner Sicht ganz wesentlicher Bestandteil jeder Therapie. LEIDER ist dies in unserer evidenzbasierten, rein technischen und biochemischen Medizin nicht mehr vorgesehen. Das wird in der extrem kurzen Zeittaktung, die für PT vorgesehen ist, deutlich. Aber -auch bei Ärzten aller Art: Jeder weiß das, der mal wegen irgendeinem Problem zum Hausarzt gegangen ist und nach 5 Minuten mit einem Rezept für ein Medikament wieder rausgeht, ohne zu wissen, was er eigentlich hat ....
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Susulo schrieb:
Ringgeist schrieb am 23.03.2021 20:21 Uhr:Vom Reden ist noch kein Patient behandelt. Wenn der Level mit dem Patienten stimmt, unterhalte ich mich auch mit ihm. Niemals aber stelle ich das Gespräch über meine Hände. Ich glaube, du verwechselst da etwas. Es geht nicht darum, möglichst nett mit dem Patienten übers Wetter, über seine Kinder oder über das letzte Wochenende zu quatschen. Es geht auch nicht darum, seine Beziehungsprobleme zu lösen, die er vielleicht gerade hat.
Es geht darum, einen guten Weg zu finden bezüglich Dingen wie "was begünstigt meine Fehlhaltung?" "Woher kommt mein Schmerz?" "was kann ich dazu beitragen, dass sich etwas verändert?" "welche Perspektiven haben ich für dies oder jenes mit genau diesem Problem, weshalb ich zur Therapie komme" und ähnliches. Darüber zu reden ist aus meiner Sicht ganz wesentlicher Bestandteil jeder Therapie. LEIDER ist dies in unserer evidenzbasierten, rein technischen und biochemischen Medizin nicht mehr vorgesehen. Das wird in der extrem kurzen Zeittaktung, die für PT vorgesehen ist, deutlich. Aber -auch bei Ärzten aller Art: Jeder weiß das, der mal wegen irgendeinem Problem zum Hausarzt gegangen ist und nach 5 Minuten mit einem Rezept für ein Medikament wieder rausgeht, ohne zu wissen, was er eigentlich hat ....
Reines manuelles Behandeln - und sei es noch so fachmännisch - ist in den wenigsten Fällen ausreichend für einen langfristigen Behandlungserfolg.
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gabi66 schrieb:
Patienten sind (meist) sehr dankbar für eine Erklärung der Zusammenhänge. Pathophysiologie und Strategien der Behandlung, Selbstmanagement sowie Umgang mit chronischen Beeinträchtigungen im Sinne eines Blicks auf die Ressourcen erhöhen die Compliance. Dies an passender Stelle mit auf den Patienten angepasstem Niveau in Sprache und Inhalt.
Reines manuelles Behandeln - und sei es noch so fachmännisch - ist in den wenigsten Fällen ausreichend für einen langfristigen Behandlungserfolg.
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Ringgeist schrieb:
@Daniel Bombien Unsere Praxis lebt von Stamm Patienten. Die wurden über Jahrzehnte begleitet, und wir tun es bis zum Tod. 3 x in einem halben Jahr ca. Unsere Patienten wollen auch nirgendwo anders hin. Warum auch? Was ist dabei nicht zu verstehen, liebe Kolleginnen/ Kollegen? Was soll an den Behandlungen ineffizient sein, wenn altersgebrechliche Patienten wieder kommen? Sorry, du verstehst hier was überhaupt nicht, mit Verlaub.
Stammkundschaft kenne ich durchaus :-). Kommt alle 5-10 Jahre mit unterschiedlichen Beschwerdebildern zu uns in die (Land) Praxis. Was so halt "anfällt", wenn Mensch älter wird. Dauerkunden kenne ich auch. Z.B. MLD`ler, MS´ler, Hausbesuche. Erfreulicherweise machen letztere (nur) ca. 20% meiner Arbeitszeit aus. ;-)
Die restlichen 80% der Kunden wechseln ständig. Wunderbar! Wenn´s umgekehrt wäre, müsste ich mir etwas einfallen lassen... Das Leben ist bunt und vielfälltig, die Menschen auch. Das gefällt mir am Beruf des PT.
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HJS111 schrieb:
@Ringgeist
Stammkundschaft kenne ich durchaus :-). Kommt alle 5-10 Jahre mit unterschiedlichen Beschwerdebildern zu uns in die (Land) Praxis. Was so halt "anfällt", wenn Mensch älter wird. Dauerkunden kenne ich auch. Z.B. MLD`ler, MS´ler, Hausbesuche. Erfreulicherweise machen letztere (nur) ca. 20% meiner Arbeitszeit aus. ;-)
Die restlichen 80% der Kunden wechseln ständig. Wunderbar! Wenn´s umgekehrt wäre, müsste ich mir etwas einfallen lassen... Das Leben ist bunt und vielfälltig, die Menschen auch. Das gefällt mir am Beruf des PT.
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Ringgeist schrieb:
Vom Reden ist noch kein Patient behandelt. Wenn der Level mit dem Patienten stimmt, unterhalte ich mich auch mit ihm. Niemals aber stelle ich das Gespräch über meine Hände. Soll ein jeder seine verbalen Fähigkeiten einsetzen wie er meint. Wenn er dazu teure Fobis besucht, ist sein Bier. Ich brauche so was nicht. Meine Patienten kommen auch nach 5 Rezepten noch zu mir weiterhin.
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