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Im Rahmen des Masterstudienganges „Therapiewissenschaften“ fand nun erneut eine Online-Befragung statt. Diesmal ging es insbesondere um die aktuelle und zukünftige berufliche Situation von Therapeuten aller Fachrichtungen. Dafür wurden die Probanden zu ihrem Einkommen, Einstellungen und Erwartungen an Veränderungen des Berufsbildes durch die Akademisierung sowie die mögliche Einführung von Direktzugang und Blankoverordnung befragt.
Am 29. September stellten die Wissenschaftler die Ergebnisse der Befragung mit dem Titel „Ab in die Zukunft“ im Rahmen eines Symposiums vor. Insgesamt haben rund 1.800 Therapeuten daran teilgenommen. Die wichtigsten Fakten im Überblick:
- • Therapeuten mit einem Staatsexamen verdienen pro Monat rund 250 Euro brutto weniger, als Therapeuten mit einem zusätzlichen akademischen Abschluss.
Die Lösung der aufgezeigten Probleme sehen viele der Befragten in einer größeren Berufsautonomie. Dazu gehören beispielsweise die Blankoverordnung oder der Direktzugang. Dass die Blankoverordnung tatsächlich in die Regelversorgung integriert wird, glauben allerdings nur 40 Prozent der Studienteilnehmer.• Seit der Verabschiedung des Heil- und Hilfsmittelversorgungsgesetzes (HHVG) und der Lösung von der Grundlohnsummenbindung im April 2017 sind die Löhne der angestellten Therapeuten zwischen drei und dreieinhalb Prozent gestiegen. Die Einkommen der Selbstständigen stiegen im gleichen Zeitraum um vier bis fünf Prozent.
• 85 Prozent der Therapeuten sehen ein Ungleichgewicht zwischen beruflichem „Einsatz und Belohnung“ (Gratifikationskrise).
• Arbeitsstellen in den Therapieberufen bleiben durchschnittlich rund 250 Tage unbesetzt. Diese Zahl ist deutlich höher als von der Agentur für Arbeit bisher angenommen.
• Patienten müssen im Durchschnitt 30 Tage auf einen Therapieplatz warten.
Catrin Heinbokel / physio.de
StudieFreseniusHochschuleTherapieberufe
Wie sieht denn nun die Zukunft aus?
Das steht vollkommen offen.
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Füsi schrieb:
Das steht bestimmt unter dem Punkt "Ausblick" am Ende des abstracts:"Was die Zukunft bringt, müssten weitere Studien untersuchen"*[sonnenbrille]*
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RoFo schrieb:
Das ist der bekannte Istzustand, außer vielleicht, wie die Gehälter und Gewinne gestiegen sind.
Wie sieht denn nun die Zukunft aus?
Das steht vollkommen offen.
die Ergebnisse sind in der Tat deutlich komplexer als hier dargestellt. Das Symposium dauerte insgesamt 6 Stunden, in denen die Ergebnisse präsentiert wurden. Leider wird hier nur auf den Onlinefragebogen eingegangen, der nur ein Teil der Studie war. Der weitaus komplexere Teil waren 33 Interviews mit Vertretern der Verbände, Politik, Gesundheitsministerien und Krankenkassen, also den Interessenvertretern und Entscheidern. Die Ergebnisse der Interviews wurden den Ergebnissen des Fragebogens gegenübergestellt. Der Hauptbestandteil war hierbei, wie die Interessenvertretung in Zukunft aussehen soll. Kurz gesagt: Alle wünschen sich eine gemeinsame Interessenvertretung, die Entscheider eine Kammer, während die Mehrheit der Verbände diese ablehnen.
Die Akademisierung wird von allen gewünscht, außer von den Therapeuten selbst, die sich vorwiegend in der Rolle der Praktiker sehen und ethische, betriebswirtschaftliche und wissenschaftliche Kompetenzen als relativ unbedeutend ansehen. Es gibt also eine z.T. starke Diskrepanz zwischen dem, wie sich die Interessenvertreter die Zukunft der Berufe vorstellen und den Vorstellungen der Therapeuten selbst. Interessanterweise sind nur 28% der Physio mit der Arbeit der Verbände zufrieden, knapp 80% wünschen sich aber als Interessenvertreter die Verbände. Die Ergebnisse sind ab nächster Woche unter therapiewissenschaften.de
Gruß Marcel
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Marcel schrieb:
Hallo Füsi,
die Ergebnisse sind in der Tat deutlich komplexer als hier dargestellt. Das Symposium dauerte insgesamt 6 Stunden, in denen die Ergebnisse präsentiert wurden. Leider wird hier nur auf den Onlinefragebogen eingegangen, der nur ein Teil der Studie war. Der weitaus komplexere Teil waren 33 Interviews mit Vertretern der Verbände, Politik, Gesundheitsministerien und Krankenkassen, also den Interessenvertretern und Entscheidern. Die Ergebnisse der Interviews wurden den Ergebnissen des Fragebogens gegenübergestellt. Der Hauptbestandteil war hierbei, wie die Interessenvertretung in Zukunft aussehen soll. Kurz gesagt: Alle wünschen sich eine gemeinsame Interessenvertretung, die Entscheider eine Kammer, während die Mehrheit der Verbände diese ablehnen.
Die Akademisierung wird von allen gewünscht, außer von den Therapeuten selbst, die sich vorwiegend in der Rolle der Praktiker sehen und ethische, betriebswirtschaftliche und wissenschaftliche Kompetenzen als relativ unbedeutend ansehen. Es gibt also eine z.T. starke Diskrepanz zwischen dem, wie sich die Interessenvertreter die Zukunft der Berufe vorstellen und den Vorstellungen der Therapeuten selbst. Interessanterweise sind nur 28% der Physio mit der Arbeit der Verbände zufrieden, knapp 80% wünschen sich aber als Interessenvertreter die Verbände. Die Ergebnisse sind ab nächster Woche unter therapiewissenschaften.de
Gruß Marcel
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Hochschule Fresenius – Wikipedia
goo.gl/HD2Kg8
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Raiko S schrieb:
kvet, die Hochschule Fresenius hat mit der Fresenius SE & Co. KGaA nur eines gemein: den Namen.
Hochschule Fresenius – Wikipedia
goo.gl/HD2Kg8
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kvet schrieb:
Warum erstellt eigentlich ein Pharmaunternehmen die Studie?
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kvet schrieb:
Nur 28 % der Physiotherapeuten sind mit der Arbeit der Verbände zufrieden. Danke für die Information.
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atzus longus schrieb:
Sehr interessant: Die akademisierten Physios bekommen 250€ mehr. Mir wollten immer alle weiß machen, dass dem nicht so ist.
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Nina Geller schrieb:
Von den 250 Euro mehr habe ich allerdings in den letzten 8 Jahren nichts gemerkt...
Denn: Die Erstattungen der Krankenkassen, mithin die Umsätze der Praxen sind endlich deutlich gestiegen, und das ist wirklich ein großartiger erster Erfolg. Ein weiterer Steigerungsschritt ist im Herbst 19 absehbar, und selbst die Beihilfe hat ihre Sätze spürbar erhöht, so dass ohne aufwändige Diskussionen mit den entsprechenden Patienten auch diese Preise erhöht werden konnten.
Aber: Es scheint, dass die Gehälter der angestellten Physios seit Aufhebung der Grundlohnsummenbindung im Schnitt um lediglich 3,5% angestiegen sind, also nicht anders als in den Jahren zuvor - ein Befund, den ich von verschiedenen Seiten immer wieder höre.
Dies könnte auf ein verbesserungsfähiges Problembewusstsein vieler Praxisinhaber hinweisen.
Offenbar werden also die Erhöhungen nicht an die Mitarbeiter weitergegeben. Das ist für mich schwer nachvollziehbar, weil durch die Erhöhung der Gesamtumsätze bei nur normal steigenden übrigen (Fix-) Kosten auch für die Inhaber eine Erhöhung des Gewinns übrig bleibt - selbst wenn die Steigerungen prozentual 1:1 durchgereicht werden.
Ich denke, dass Praxisinhaber durch ihre ureigenen Instrumente (wie gut getaktete Behandlungszeiten, stringente Erhebung von Versäumnisgebühren bei den Patienten usw.) einige Möglichkeiten haben, ihr Unternehmen betriebswirtschaftlich gesund aufzustellen. Eine wirklich gute Auslastung der ambulanten Praxis dürfte bei der beschriebenen Not der Patienten überhaupt kein Problem sein - sie stellt aber den wichtigsten Parameter für den wirtschaftlichen Erfolg einer Praxis dar. Insofern müsste jetzt bei steigenden Umsätzen auch eine spürbare Anhebung bei den Angestellten ankommen.
Sollte dies jetzt und künftig versäumt werden, könnten der Fachkräftemangel und damit die Unterversorgung der Bevölkerung weiter verschärft anstatt endlich behoben werden.
In Folge der Kampagnen "wir haben mehr verdient", "38% mehr" u.ä. ist im Bewusstsein der Bevölkerung angekommen, dass Physiotherapie bisher praktisch ein Niedriglohnsektor ist.
Dadurch sind Eltern von Schulabsolventen, die sich für unseren tollen Beruf interessieren, aufgewacht und fragen sich ernsthaft und zu Recht, ob sie ihren Kindern zu einer - häufig auch noch um 15.000 € teuren - Ausbildung raten sollen. Die Aussicht, trotz Vollzeitbeschäftigung von einem besser verdienenden Lebenspartner abhängig zu sein und am Ende des Berufslebens keine anständige Altersversorgung zu haben ist natürlich inakzeptabel. Dass junge Menschen noch dazu heute sicherheitsbewusster sind als viele "alte Hasen" zu Zeiten ihrer Ausbildung, ist nicht nur Fakt, sondern auch durchaus zu begrüßen.
Auch "Bestandsphysios" sind angesichts dieses nun unausweichlichen Bewusstseins eher desillusioniert, und manche streben individuell andere Lösungen an bzw. gehen in die innere Emigration.
Selbst die PT-Schulen kommen inzwischen aufgrund gegenwärtig zu geringer Bewerberzahlen in Schwierigkeiten und würden eine lange Phase des Desinteresses gegenüber unserem Beruf nicht gut überstehen. Sollte das Interesse an der Ausbildung erst in einigen Jahren wieder steigen, könnte die Zahl der Ausbildungsplätze schon kräftig gesunken sein. Das gilt es unbedingt zu vermeiden.
Und das ist alles eigentlich sooo schade, weil Physiotherapie doch eine vergleichsweise abwechslungsreiche, angenehme und wenig gefährliche Beschäftigung darstellt, die man wie nur wenige andere an die eigenen Bedürfnisse anpassen kann - ambulante Physios können nun wirklich überall arbeiten und haben einzigartig flexible Arbeitszeitmodelle, dazu keinen echten Schichtdienst, ganz selten Wochenenddienste etc.
Gleichzeitig haben wir auch noch eine gesellschaftliche Aufgabe von enormer Bedeutung, die über das Verringern von Behinderungen und Beheben von Arbeitsunfähigkeit hinausgeht und sogar in bewisser Weise die finanzielle "Rettung" unseres Gesundheitswesens einbezieht - wer außer uns kann effektiv den grassierenden Bewegungsmangel und das daraus und aus der Fehlernährung folgende fürs System ruinöse metabolische Syndrom aufhalten?
Ich plädiere deshalb dafür, dass die Praxisinhaber auf breiter Front die Löhne für ihre Angestellten bis Herbst 2019 um ca. 25-30% gegenüber Anfang 2017 erhöhen. Das müsste in Praxen, die vorher funktioniert haben, eigentlich möglich sein und würde dazu führen, dass Physios im ambulanten Setting in etwa das bekommen, was Fachschulabsolventen erwarten dürfen.
Gleichzeitig sollte dann auch dafür gesorgt werden, dass diese Verbesserung publik gemacht wird. Somit könnte Physiotherapie auch für diejenigen wieder attraktiv werden, die sich neben einer idealistischen Einstellung mit Freude daran, Menschen zu helfen, doch schon VOR der Ausbildung Gedanken über ihre finanziellen Aussichten machen.
Natürlich haben unsere Verbände damit einen schwierigen Spagat zu meistern:
Auf der einen Seite erwarten wir Physios zu Recht noch weitere Steigerungen (und tun hoffentlich gleichzeitig alles dafür, den dann endgültig berechtigten Erwartungen an unsere Professionalität gerecht zu werden). Auf der anderen Seite muss dringend dargestellt werden, dass es sich schon jetzt noch mehr als früher lohnt, in diesen Beruf zu streben.
Mein Fazit:
Die Praxisinhaber sollten sofort handeln, und die Verbände sollten einen Weg finden, das dann auch glaubwürdig zu transportieren, ohne dabei ihre Verhandlungsposition gegenüber den Kostenträgern zu schwächen.
Eine schwierige Aufgabe - passt aber zu uns, denn langweilig und einfach können andere gut genug ;0)
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Die letzten 10 bis 15 Jahr haben wir uns gerade so "über Wasser gehalten" und das mit Verzicht auf eigene Altersvorsorge und immer wieder wurde vom Privatvermögen etwas in die Praxis gesteckt!!! Endlich wird das Minus der letzten Jahre ausgeglichen, also fast: Hausbesuche sind immer noch ein Draufzahlgeschäft... Wir Arbeitgeber sind Halsabschneider und bereichern und an den Angestellten - hört man immer wieder. Aber dass wir abends bis 23.30 Uhr in der Praxis sind, die Abrechnung an Wochenenden machen, weil wir zu wenig verdienen um uns dafür eine Fachkraft leisten zu können, Fortbildungen wegen der Fortbildungspunkte nachweisen müssen, die uns niemand bezahlt, aber deren Qualifikationen wir nicht geltend machen dürfen, da wir ja die Kassensätze haben. Tja, das, was wir weiterreichen können, schrumpft, ohne, dass wir das möchten. Ich habe meine finanziellen Angelegenheiten offen gelegt, da blieb den Angestellten der Mund offen stehen. Also erst überlegen und dann ins Gespräch kommen - wäre die bessere Variante. Vielen Dank.
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Fiducia schrieb:
Vielen Dank für den Aufruf an die Praxisinhaber! Schon mal überlegt, warum Sie dann nicht eine Praxis haben und lieber angestellt sind??? Ich würde auch gern "weiter reichen", jedoch sind da noch das Finanzamt, die Berufsgenossenschaft, die Lohnsteuer, der Arbeitgeberanteil für Sozialversicherung, Rente und Krankenkasse. Abgesehen von der Praxisausstattung, dem Risiko und den Versicherungen, welche man als Inhaber abschließen muss.
Die letzten 10 bis 15 Jahr haben wir uns gerade so "über Wasser gehalten" und das mit Verzicht auf eigene Altersvorsorge und immer wieder wurde vom Privatvermögen etwas in die Praxis gesteckt!!! Endlich wird das Minus der letzten Jahre ausgeglichen, also fast: Hausbesuche sind immer noch ein Draufzahlgeschäft... Wir Arbeitgeber sind Halsabschneider und bereichern und an den Angestellten - hört man immer wieder. Aber dass wir abends bis 23.30 Uhr in der Praxis sind, die Abrechnung an Wochenenden machen, weil wir zu wenig verdienen um uns dafür eine Fachkraft leisten zu können, Fortbildungen wegen der Fortbildungspunkte nachweisen müssen, die uns niemand bezahlt, aber deren Qualifikationen wir nicht geltend machen dürfen, da wir ja die Kassensätze haben. Tja, das, was wir weiterreichen können, schrumpft, ohne, dass wir das möchten. Ich habe meine finanziellen Angelegenheiten offen gelegt, da blieb den Angestellten der Mund offen stehen. Also erst überlegen und dann ins Gespräch kommen - wäre die bessere Variante. Vielen Dank.
Sorry, das war vielleicht irreführend. Daher noch zur Erklärung: Ich führe seit 15 Jahren eine Praxis, in einer ganz normalen kleinen Stadt. Ich erzähl jetzt vielleicht etwas detailliert, aber was soll's. Vielleicht ergibt sich eine interessante Diskussion.
Klar, anfangs habe ich locker 80 Stunden gearbeitet, und ich hatte auch das Gefühl, zu viel für zu wenig Geld zu leisten. Eine kleine Praxis mit nur 3-4 Kollegen und vielleicht recht hoher Miete ist betriebswirtschaftlich eine ganz schöne Herausforderung.
Zum Glück konnte ich aber aufgrund sehr guter Nachfrage ziemlich bald beginnen, Kolleg/innen einzustellen und genau für ihre speziellen Tätigkeiten auszubilden. Die gute Nachfrage hat sich vielleicht auch dadurch ergeben, dass das Konzept unserer Behandlungen darin besteht, (zumindest orthopädische) Patienten gezielt zu befunden und innerhalb von ein bis zwei Verordnungen so zu instruieren, dass sie selbst etwas für sich tun können und dann auch zufrieden und besser sind. Aber das ist ja eher Standard.
Wir graben jedenfalls nie bei Ärzten wegen Nachfolgerezepten, das scheint der Nachfrage zumindest nicht zu schaden.
Anmelde- und Abrechnungstätigkeiten mache ich seit vielen Jahren nicht mehr, weil das ineffektiv wäre.
Ein weiterer toller Aspekt unseres Berufes ist, dass man so viele Leute kennen lernt. So waren bei mir (schon während meiner Jahre als angestellter Physio) auch Betriebswirte, Unternehmensberater, Steuerfachleute, Bänker usw. dabei, eben Leute, die sich mit Zahlen gut auskennen. Außerdem habe ich immer in Praxen von Chefs gearbeitet, von denen ich etwas lernen konnte.
Ich habe mir von denen erklären lassen, dass es wesentlich sinnvoller sei, selbst Patienten zu behandeln und dabei - nehmen wir mal die aktuellen Preise von ca. 50 € / h bis zu 120 € / h (z.B. mit KGG) - umzusetzen, während gleichzeitig eine spezialisierte Kraft für einen dann doch geringeren Preis gerne und konzentriert - und garantiert schneller als ich - während normaler Arbeitszeiten die Verwaltung erledigt. Und das klappt auch so.
Was ich immer noch mache ist: Den Terminplan der Praxis am Wochenende trotzdem nochmal durchzusehen und dafür zu sorgen, dass wirklich alle ihre Arbeitszeit optimal nutzen, damit auch für alle ein gutes Ergebnis herauskommt.
Ich habe nämlich von den "Zahlenleuten" auch aufgeschnappt, dass von theoretischen 100 % Praxisumsatz in x Arbeitsstunden aller Therapeuten einen Anteil von typischerweise etwas über 70 bis 80 % die Kosten darstellen, an denen nur bedingt zu drehen ist. Da sind dann auch die von Ihnen genannten Kosten für Versicherungen, BG etc pp. mit drin.
Damit bleiben noch 20-30% für mein Einkommen als Unternehmer übrig. Das gilt aber natürlich nur bei 100 % Auslastung, die man ja nie ganz schafft. Bei einer angenommenen 85 % Auslastung wären je nach Kostenstruktur nur noch 5 - 15 % des Umsatzes mein Einkommen - das ist in jedem Falle zu wenig. Wenn es aber gelingt, die Auslastung der gesamten Praxis von 85 % um 5 % auf 90 % zu steigern, dann steigt mein Einkommen (bei 80 % Kosten) plötzlich aufs Doppelte - oder (bei 70 % Kosten) zumindest um ein Drittel...
Konsequenz:
Alle Maßnahmen, die die Auslastung der Praxis steigern (bei gleichzeitiger Zufriedenheit der Mitarbeiter, denen alle Mittel zur Verfügung stehen, um gute Behandlungserfolge zu erzielen und einen befriedigenden Arbeitsalltag zu haben), sind hilfreich! Dazu gehören die von mir genannten, also ein Behandlungstakt, der einen angemessenen Stundenumsatz ermöglicht sowie z.B. die konsequente Zahlung von Ausfallterminen, was vor allem dazu führt, dass Patienten ihre Termine tatsächlich wahrnehmen.
Entscheidend wichtig ist dafür aber auch eine professionelle Anmeldung, die genau dieses Praxisziel, also eine gute Auslastung, konsequent verfolgt. Das schafft man nicht als Therapeut mal eben zwischen zwei Behandlungsterminen, denn das ist eine hoch qualifizierte Tätigkeit, für die man einen guten Überblick braucht.
Das Konzept Freie Mitarbeit, bei der die Kollegen früher bis zu 70 % des Umsatzes für sich behalten und die Infrastruktur der Praxis etc. mit genutzt haben, habe ich zügig beendet - das ist echt nicht fair für den Unternehmer.
Für die angestellten Mitarbeiter habe ich ein Fortbildungskonzept eingeführt, das Ihnen eine tolle Tätigkeit und gute Zusammenarbeit ermöglicht, und dazu ein Gesundheitskonzept, das vielleicht geholfen hat, dass die Krankheitszeiten ziemlich niedrig sind.
(Lernen musste ich zum Beispiel auch: Hausbesuche macht man eher nur in dem Umkreis, zu dem man verpflichtet ist und dann gesund und fröhlich mit Fahrrad oder Pedelec statt Auto; in der Praxis muss man Energiekosten einsparen; man sollte keinen überflüssigen Tüdelüüt kaufen oder "lernen" und anbieten, für den man viel Geld ausgibt und der sich doch nicht lohnt usw.)
Im Ergebnis ist es mir schon möglich, in eine anständige Altersversorgung einzuzahlen und meine persönlichen Kosten eines vernünftigen Lebens zu tragen. Wenn ich mich mit anderen Unternehmern oder leitenden Angestellten in manchen Industriezweigen in Deutschland vergleiche, haben die es finanziell sicher manchmal besser. Wir alle sind dafür immerhin in einem super sicheren Feld tätig, das gibt's ja heute sonst kaum noch. Diese Art von Sicherheit ist ein hohes Gut, finde ich. Ich kenne aber vor allen Dingen auch Unternehmer, die mindestens ebenso viel Arbeit und Mitarbeiter haben - und vor allem mehr Stress, mit ständigen Preisverhandlungen, Konkurrenzdruck etc. - und die haben weniger übrig.
Ach so: Die Gehälter, die ich vor der Aufhebung der Grundlohnsummenbindung gezahlt habe, lagen gut 20 % überm Bundesdurchschnitt. In den letzten zwei Jahren habe ich mit Steigerungen um 20 % genau das gemacht, wozu ich aufgerufen habe und mache auch nächstes Jahr so weiter.
Übrigens denke ich auch: Wären die Angestellten in den ambulanten Praxen gewerkschaftlich organisiert bzw. gäbe es einen Tarif, würden wir diese Diskussion auf keinen Fall führen, stattdessen würde einfach verhandelt und verkündet. Da ist es doch (zumindest aus Unternehmersicht) noch komfortabler, wenn alle sich gemeinsam Gedanken machen, wie sie ihren Teil der wirtschaftlichen Gesamtaufgabe gut lösen - und dann den deutlich gewachsenen Kuchen gerecht aufteilen.
Mein Fazit also nochmal:
Wenn die Durchschnittslöhne bis Ende 2019 nicht deutlich steigen sollten - in einem Umfeld, das von ganz allein für eine super Auslastung sorgt und bei einer Steigerung aller Umsätze um bummlig 30 % - fände ich das einfach schade und die Folgen absehbar.
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jensing schrieb:
Hallo Fiducia,
Sorry, das war vielleicht irreführend. Daher noch zur Erklärung: Ich führe seit 15 Jahren eine Praxis, in einer ganz normalen kleinen Stadt. Ich erzähl jetzt vielleicht etwas detailliert, aber was soll's. Vielleicht ergibt sich eine interessante Diskussion.
Klar, anfangs habe ich locker 80 Stunden gearbeitet, und ich hatte auch das Gefühl, zu viel für zu wenig Geld zu leisten. Eine kleine Praxis mit nur 3-4 Kollegen und vielleicht recht hoher Miete ist betriebswirtschaftlich eine ganz schöne Herausforderung.
Zum Glück konnte ich aber aufgrund sehr guter Nachfrage ziemlich bald beginnen, Kolleg/innen einzustellen und genau für ihre speziellen Tätigkeiten auszubilden. Die gute Nachfrage hat sich vielleicht auch dadurch ergeben, dass das Konzept unserer Behandlungen darin besteht, (zumindest orthopädische) Patienten gezielt zu befunden und innerhalb von ein bis zwei Verordnungen so zu instruieren, dass sie selbst etwas für sich tun können und dann auch zufrieden und besser sind. Aber das ist ja eher Standard.
Wir graben jedenfalls nie bei Ärzten wegen Nachfolgerezepten, das scheint der Nachfrage zumindest nicht zu schaden.
Anmelde- und Abrechnungstätigkeiten mache ich seit vielen Jahren nicht mehr, weil das ineffektiv wäre.
Ein weiterer toller Aspekt unseres Berufes ist, dass man so viele Leute kennen lernt. So waren bei mir (schon während meiner Jahre als angestellter Physio) auch Betriebswirte, Unternehmensberater, Steuerfachleute, Bänker usw. dabei, eben Leute, die sich mit Zahlen gut auskennen. Außerdem habe ich immer in Praxen von Chefs gearbeitet, von denen ich etwas lernen konnte.
Ich habe mir von denen erklären lassen, dass es wesentlich sinnvoller sei, selbst Patienten zu behandeln und dabei - nehmen wir mal die aktuellen Preise von ca. 50 € / h bis zu 120 € / h (z.B. mit KGG) - umzusetzen, während gleichzeitig eine spezialisierte Kraft für einen dann doch geringeren Preis gerne und konzentriert - und garantiert schneller als ich - während normaler Arbeitszeiten die Verwaltung erledigt. Und das klappt auch so.
Was ich immer noch mache ist: Den Terminplan der Praxis am Wochenende trotzdem nochmal durchzusehen und dafür zu sorgen, dass wirklich alle ihre Arbeitszeit optimal nutzen, damit auch für alle ein gutes Ergebnis herauskommt.
Ich habe nämlich von den "Zahlenleuten" auch aufgeschnappt, dass von theoretischen 100 % Praxisumsatz in x Arbeitsstunden aller Therapeuten einen Anteil von typischerweise etwas über 70 bis 80 % die Kosten darstellen, an denen nur bedingt zu drehen ist. Da sind dann auch die von Ihnen genannten Kosten für Versicherungen, BG etc pp. mit drin.
Damit bleiben noch 20-30% für mein Einkommen als Unternehmer übrig. Das gilt aber natürlich nur bei 100 % Auslastung, die man ja nie ganz schafft. Bei einer angenommenen 85 % Auslastung wären je nach Kostenstruktur nur noch 5 - 15 % des Umsatzes mein Einkommen - das ist in jedem Falle zu wenig. Wenn es aber gelingt, die Auslastung der gesamten Praxis von 85 % um 5 % auf 90 % zu steigern, dann steigt mein Einkommen (bei 80 % Kosten) plötzlich aufs Doppelte - oder (bei 70 % Kosten) zumindest um ein Drittel...
Konsequenz:
Alle Maßnahmen, die die Auslastung der Praxis steigern (bei gleichzeitiger Zufriedenheit der Mitarbeiter, denen alle Mittel zur Verfügung stehen, um gute Behandlungserfolge zu erzielen und einen befriedigenden Arbeitsalltag zu haben), sind hilfreich! Dazu gehören die von mir genannten, also ein Behandlungstakt, der einen angemessenen Stundenumsatz ermöglicht sowie z.B. die konsequente Zahlung von Ausfallterminen, was vor allem dazu führt, dass Patienten ihre Termine tatsächlich wahrnehmen.
Entscheidend wichtig ist dafür aber auch eine professionelle Anmeldung, die genau dieses Praxisziel, also eine gute Auslastung, konsequent verfolgt. Das schafft man nicht als Therapeut mal eben zwischen zwei Behandlungsterminen, denn das ist eine hoch qualifizierte Tätigkeit, für die man einen guten Überblick braucht.
Das Konzept Freie Mitarbeit, bei der die Kollegen früher bis zu 70 % des Umsatzes für sich behalten und die Infrastruktur der Praxis etc. mit genutzt haben, habe ich zügig beendet - das ist echt nicht fair für den Unternehmer.
Für die angestellten Mitarbeiter habe ich ein Fortbildungskonzept eingeführt, das Ihnen eine tolle Tätigkeit und gute Zusammenarbeit ermöglicht, und dazu ein Gesundheitskonzept, das vielleicht geholfen hat, dass die Krankheitszeiten ziemlich niedrig sind.
(Lernen musste ich zum Beispiel auch: Hausbesuche macht man eher nur in dem Umkreis, zu dem man verpflichtet ist und dann gesund und fröhlich mit Fahrrad oder Pedelec statt Auto; in der Praxis muss man Energiekosten einsparen; man sollte keinen überflüssigen Tüdelüüt kaufen oder "lernen" und anbieten, für den man viel Geld ausgibt und der sich doch nicht lohnt usw.)
Im Ergebnis ist es mir schon möglich, in eine anständige Altersversorgung einzuzahlen und meine persönlichen Kosten eines vernünftigen Lebens zu tragen. Wenn ich mich mit anderen Unternehmern oder leitenden Angestellten in manchen Industriezweigen in Deutschland vergleiche, haben die es finanziell sicher manchmal besser. Wir alle sind dafür immerhin in einem super sicheren Feld tätig, das gibt's ja heute sonst kaum noch. Diese Art von Sicherheit ist ein hohes Gut, finde ich. Ich kenne aber vor allen Dingen auch Unternehmer, die mindestens ebenso viel Arbeit und Mitarbeiter haben - und vor allem mehr Stress, mit ständigen Preisverhandlungen, Konkurrenzdruck etc. - und die haben weniger übrig.
Ach so: Die Gehälter, die ich vor der Aufhebung der Grundlohnsummenbindung gezahlt habe, lagen gut 20 % überm Bundesdurchschnitt. In den letzten zwei Jahren habe ich mit Steigerungen um 20 % genau das gemacht, wozu ich aufgerufen habe und mache auch nächstes Jahr so weiter.
Übrigens denke ich auch: Wären die Angestellten in den ambulanten Praxen gewerkschaftlich organisiert bzw. gäbe es einen Tarif, würden wir diese Diskussion auf keinen Fall führen, stattdessen würde einfach verhandelt und verkündet. Da ist es doch (zumindest aus Unternehmersicht) noch komfortabler, wenn alle sich gemeinsam Gedanken machen, wie sie ihren Teil der wirtschaftlichen Gesamtaufgabe gut lösen - und dann den deutlich gewachsenen Kuchen gerecht aufteilen.
Mein Fazit also nochmal:
Wenn die Durchschnittslöhne bis Ende 2019 nicht deutlich steigen sollten - in einem Umfeld, das von ganz allein für eine super Auslastung sorgt und bei einer Steigerung aller Umsätze um bummlig 30 % - fände ich das einfach schade und die Folgen absehbar.
Darin findet sich unter 4. „...durch geeignete Maßnahmen sicherzustellen, dass die in den Praxen Angestellten von der Erhöhung der Leistungsvergütung in mindestens derselben prozentualen Steigerung profitieren."
Frag dich mal warum diesen bisher nur der VDB, wahrscheinlich aus Versehen, unterstützt? Passt halt nicht in die Klientelpolitik der Verbände, genau so, wie dein toller Kommentar hier einigen nicht gefällt.
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tom1350 schrieb:
Kennst du den Antrag der Fraktion Die Linke Drucksache 19/4887 ?
Darin findet sich unter 4. „...durch geeignete Maßnahmen sicherzustellen, dass die in den Praxen Angestellten von der Erhöhung der Leistungsvergütung in mindestens derselben prozentualen Steigerung profitieren."
Frag dich mal warum diesen bisher nur der VDB, wahrscheinlich aus Versehen, unterstützt? Passt halt nicht in die Klientelpolitik der Verbände, genau so, wie dein toller Kommentar hier einigen nicht gefällt.
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doreens schrieb:
Vielen Dank, toll erklärt.
Mir fällt grade noch etwas ein:
Wenn Ihre Mitarbeiter richtig gut über Ihre bisherige finanzielle Situation im Bilde sind, können Sie doch ganz einfach auch mal die veränderte Lage mit denen klären.
Ich spiele dazu mal beispielhaft drei relativ wahrscheinliche Szenarien durch, ausgehend davon, dass Sie mindestens 4 Vollzeitstellen oder auch einige mehr besetzen -
1. Praxisumsatz bisher 200.000 € (kleine Praxis)
2. Praxisumsatz bisher 350.000 € (deutlich größere Praxis)
3. Praxisumsatz bisher 500.000 € (ganz schön große Praxis)
Dann käme - geduldige Mitarbeiter vorausgesetzt - ohne Erhöhung der Löhne, also auch ohne Erhöhung jeglicher Lohnnebenkosten, durch die Anhebung der Umsätze um 30 % zu Ende nächsten Jahres für Sie als Praxisinhaberin eine STEIGERUNG Ihres Einkommens (natürlich vor Steuern) heraus um
1. 60.000 €
2. 105.000 €
3. 150.000 €
Wenn dann Ihren Mitarbeitern auch wieder der Mund offen steht, würde es mich nicht wundern. Wer weiß, vielleicht sagen sie auch alle gemeinsam "nee, da wollen wir nix von abhaben, das wäre unverschämt..." ;0)
Daher: Viel Spaß beim gemeinsamen Rechnen!
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jensing schrieb:
Hallo Fiducia und einige weitere Kollegen Praxisinhaber,
Mir fällt grade noch etwas ein:
Wenn Ihre Mitarbeiter richtig gut über Ihre bisherige finanzielle Situation im Bilde sind, können Sie doch ganz einfach auch mal die veränderte Lage mit denen klären.
Ich spiele dazu mal beispielhaft drei relativ wahrscheinliche Szenarien durch, ausgehend davon, dass Sie mindestens 4 Vollzeitstellen oder auch einige mehr besetzen -
1. Praxisumsatz bisher 200.000 € (kleine Praxis)
2. Praxisumsatz bisher 350.000 € (deutlich größere Praxis)
3. Praxisumsatz bisher 500.000 € (ganz schön große Praxis)
Dann käme - geduldige Mitarbeiter vorausgesetzt - ohne Erhöhung der Löhne, also auch ohne Erhöhung jeglicher Lohnnebenkosten, durch die Anhebung der Umsätze um 30 % zu Ende nächsten Jahres für Sie als Praxisinhaberin eine STEIGERUNG Ihres Einkommens (natürlich vor Steuern) heraus um
1. 60.000 €
2. 105.000 €
3. 150.000 €
Wenn dann Ihren Mitarbeitern auch wieder der Mund offen steht, würde es mich nicht wundern. Wer weiß, vielleicht sagen sie auch alle gemeinsam "nee, da wollen wir nix von abhaben, das wäre unverschämt..." ;0)
Daher: Viel Spaß beim gemeinsamen Rechnen!
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jensing schrieb:
Ein Ergebnis der Erhebung erstaunt mich wirklich.
Denn: Die Erstattungen der Krankenkassen, mithin die Umsätze der Praxen sind endlich deutlich gestiegen, und das ist wirklich ein großartiger erster Erfolg. Ein weiterer Steigerungsschritt ist im Herbst 19 absehbar, und selbst die Beihilfe hat ihre Sätze spürbar erhöht, so dass ohne aufwändige Diskussionen mit den entsprechenden Patienten auch diese Preise erhöht werden konnten.
Aber: Es scheint, dass die Gehälter der angestellten Physios seit Aufhebung der Grundlohnsummenbindung im Schnitt um lediglich 3,5% angestiegen sind, also nicht anders als in den Jahren zuvor - ein Befund, den ich von verschiedenen Seiten immer wieder höre.
Dies könnte auf ein verbesserungsfähiges Problembewusstsein vieler Praxisinhaber hinweisen.
Offenbar werden also die Erhöhungen nicht an die Mitarbeiter weitergegeben. Das ist für mich schwer nachvollziehbar, weil durch die Erhöhung der Gesamtumsätze bei nur normal steigenden übrigen (Fix-) Kosten auch für die Inhaber eine Erhöhung des Gewinns übrig bleibt - selbst wenn die Steigerungen prozentual 1:1 durchgereicht werden.
Ich denke, dass Praxisinhaber durch ihre ureigenen Instrumente (wie gut getaktete Behandlungszeiten, stringente Erhebung von Versäumnisgebühren bei den Patienten usw.) einige Möglichkeiten haben, ihr Unternehmen betriebswirtschaftlich gesund aufzustellen. Eine wirklich gute Auslastung der ambulanten Praxis dürfte bei der beschriebenen Not der Patienten überhaupt kein Problem sein - sie stellt aber den wichtigsten Parameter für den wirtschaftlichen Erfolg einer Praxis dar. Insofern müsste jetzt bei steigenden Umsätzen auch eine spürbare Anhebung bei den Angestellten ankommen.
Sollte dies jetzt und künftig versäumt werden, könnten der Fachkräftemangel und damit die Unterversorgung der Bevölkerung weiter verschärft anstatt endlich behoben werden.
In Folge der Kampagnen "wir haben mehr verdient", "38% mehr" u.ä. ist im Bewusstsein der Bevölkerung angekommen, dass Physiotherapie bisher praktisch ein Niedriglohnsektor ist.
Dadurch sind Eltern von Schulabsolventen, die sich für unseren tollen Beruf interessieren, aufgewacht und fragen sich ernsthaft und zu Recht, ob sie ihren Kindern zu einer - häufig auch noch um 15.000 € teuren - Ausbildung raten sollen. Die Aussicht, trotz Vollzeitbeschäftigung von einem besser verdienenden Lebenspartner abhängig zu sein und am Ende des Berufslebens keine anständige Altersversorgung zu haben ist natürlich inakzeptabel. Dass junge Menschen noch dazu heute sicherheitsbewusster sind als viele "alte Hasen" zu Zeiten ihrer Ausbildung, ist nicht nur Fakt, sondern auch durchaus zu begrüßen.
Auch "Bestandsphysios" sind angesichts dieses nun unausweichlichen Bewusstseins eher desillusioniert, und manche streben individuell andere Lösungen an bzw. gehen in die innere Emigration.
Selbst die PT-Schulen kommen inzwischen aufgrund gegenwärtig zu geringer Bewerberzahlen in Schwierigkeiten und würden eine lange Phase des Desinteresses gegenüber unserem Beruf nicht gut überstehen. Sollte das Interesse an der Ausbildung erst in einigen Jahren wieder steigen, könnte die Zahl der Ausbildungsplätze schon kräftig gesunken sein. Das gilt es unbedingt zu vermeiden.
Und das ist alles eigentlich sooo schade, weil Physiotherapie doch eine vergleichsweise abwechslungsreiche, angenehme und wenig gefährliche Beschäftigung darstellt, die man wie nur wenige andere an die eigenen Bedürfnisse anpassen kann - ambulante Physios können nun wirklich überall arbeiten und haben einzigartig flexible Arbeitszeitmodelle, dazu keinen echten Schichtdienst, ganz selten Wochenenddienste etc.
Gleichzeitig haben wir auch noch eine gesellschaftliche Aufgabe von enormer Bedeutung, die über das Verringern von Behinderungen und Beheben von Arbeitsunfähigkeit hinausgeht und sogar in bewisser Weise die finanzielle "Rettung" unseres Gesundheitswesens einbezieht - wer außer uns kann effektiv den grassierenden Bewegungsmangel und das daraus und aus der Fehlernährung folgende fürs System ruinöse metabolische Syndrom aufhalten?
Ich plädiere deshalb dafür, dass die Praxisinhaber auf breiter Front die Löhne für ihre Angestellten bis Herbst 2019 um ca. 25-30% gegenüber Anfang 2017 erhöhen. Das müsste in Praxen, die vorher funktioniert haben, eigentlich möglich sein und würde dazu führen, dass Physios im ambulanten Setting in etwa das bekommen, was Fachschulabsolventen erwarten dürfen.
Gleichzeitig sollte dann auch dafür gesorgt werden, dass diese Verbesserung publik gemacht wird. Somit könnte Physiotherapie auch für diejenigen wieder attraktiv werden, die sich neben einer idealistischen Einstellung mit Freude daran, Menschen zu helfen, doch schon VOR der Ausbildung Gedanken über ihre finanziellen Aussichten machen.
Natürlich haben unsere Verbände damit einen schwierigen Spagat zu meistern:
Auf der einen Seite erwarten wir Physios zu Recht noch weitere Steigerungen (und tun hoffentlich gleichzeitig alles dafür, den dann endgültig berechtigten Erwartungen an unsere Professionalität gerecht zu werden). Auf der anderen Seite muss dringend dargestellt werden, dass es sich schon jetzt noch mehr als früher lohnt, in diesen Beruf zu streben.
Mein Fazit:
Die Praxisinhaber sollten sofort handeln, und die Verbände sollten einen Weg finden, das dann auch glaubwürdig zu transportieren, ohne dabei ihre Verhandlungsposition gegenüber den Kostenträgern zu schwächen.
Eine schwierige Aufgabe - passt aber zu uns, denn langweilig und einfach können andere gut genug ;0)
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ulrike885 schrieb:
Da stimme ich Dir völlig zu. Ich führe jetzt 20 Jahre eine Praxis mit 5 angestellten Physiotherapeuten. Nach dem Prinzip , "geben und nehmen" und mit einem soliden Bewusstsein, dass wir alle gemeinsam ein gleiches Ziel verfolgen, macht der Beruf auch noch Spaß.
Richtig ist dass man jetzt als Selbstständiger etwas mehr in der Tasche hat bzw mehr verdient das heißt aber nicht dass man wirklich mehr hat denn das Finanzamt kommt und nimmt dir das wieder weg. Statistiken sind zwar gut aber sie entsprechen nicht der Realität denn das ist alles schön Schreiberei meiner Meinung nach ist ,dass Therapeuten/in mittlerweile viel Geld verdienen wollen ,wollen aber dafür nichts tun so funktioniert das leider das nicht.
Wenn ein Angestellter 1756 Euro Netto verdient bei einer 38,5 Stunden Woche und das noch nicht mal mit allen Lehrgängen die man haben sollte finde ich ist es ausreichend genug.
Ein akademisierte Therapeut sollte Warum viel mehr verdienen weil er länger in der Schule war oder weil er therapeutisch wirklich besser ist? Ich habe schon einige Bachelor gesehen die super Noten hatten die aber nichts drauf hatten und ich habe auch Therapeuten schon gesehen die auch noch nicht so lange in diesen Beruf sind aber wesentlich besser therapeutisch unterwegs waren.
Es macht nur Sinn Leute wieder in die Physiotherapie zu bekommen wenn die Ausbildungen komplett bezahlt werden würde und sie in der Ausbildung nicht ständig mit hoch wissenschaftlichen Kram zugemüllt werden denn dieser Beruf ist immer noch ein praktischer Beruf.
Und zu guter Letzt wenn wir autonom werden wollen dann brauchen wir keine blanko Rezepte denn dann wird es uns so gehen wir den Ärzten wir werden budgetiert werden .
Autonomie werden wir nur erreichen wenn wir kompetent in unseren praktischen handeln werden wenn wir die Dinge zusammen hängend sehen können z.b. wenn ein Patient mit Leistenschmerz kommt die vielleicht gar nicht von der Leiste kommen sondern vielleicht tatsächlich mit dem inneren zu tun haben und zwar mit den Harnleitern u.s.w. wenn wir so etwas erkennen und mit Ärzten zusammenarbeiten
,dann werden wir durch unser Handeln zu einer Autonomie kommen.
Also hört auf zu jammern und macht unseren Beruf schmackhafter für die anderen.
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Michael Ringk schrieb:
Ich finde es egal ob man akademisiert ist oder ein Staatsexamen hat die Kasse bezahlt deswegen nicht mehr für ein Rezept also warum sollten Bachelor mehr Geld verdienen?
Richtig ist dass man jetzt als Selbstständiger etwas mehr in der Tasche hat bzw mehr verdient das heißt aber nicht dass man wirklich mehr hat denn das Finanzamt kommt und nimmt dir das wieder weg. Statistiken sind zwar gut aber sie entsprechen nicht der Realität denn das ist alles schön Schreiberei meiner Meinung nach ist ,dass Therapeuten/in mittlerweile viel Geld verdienen wollen ,wollen aber dafür nichts tun so funktioniert das leider das nicht.
Wenn ein Angestellter 1756 Euro Netto verdient bei einer 38,5 Stunden Woche und das noch nicht mal mit allen Lehrgängen die man haben sollte finde ich ist es ausreichend genug.
Ein akademisierte Therapeut sollte Warum viel mehr verdienen weil er länger in der Schule war oder weil er therapeutisch wirklich besser ist? Ich habe schon einige Bachelor gesehen die super Noten hatten die aber nichts drauf hatten und ich habe auch Therapeuten schon gesehen die auch noch nicht so lange in diesen Beruf sind aber wesentlich besser therapeutisch unterwegs waren.
Es macht nur Sinn Leute wieder in die Physiotherapie zu bekommen wenn die Ausbildungen komplett bezahlt werden würde und sie in der Ausbildung nicht ständig mit hoch wissenschaftlichen Kram zugemüllt werden denn dieser Beruf ist immer noch ein praktischer Beruf.
Und zu guter Letzt wenn wir autonom werden wollen dann brauchen wir keine blanko Rezepte denn dann wird es uns so gehen wir den Ärzten wir werden budgetiert werden .
Autonomie werden wir nur erreichen wenn wir kompetent in unseren praktischen handeln werden wenn wir die Dinge zusammen hängend sehen können z.b. wenn ein Patient mit Leistenschmerz kommt die vielleicht gar nicht von der Leiste kommen sondern vielleicht tatsächlich mit dem inneren zu tun haben und zwar mit den Harnleitern u.s.w. wenn wir so etwas erkennen und mit Ärzten zusammenarbeiten
,dann werden wir durch unser Handeln zu einer Autonomie kommen.
Also hört auf zu jammern und macht unseren Beruf schmackhafter für die anderen.
Wer gleicht denn im Moment, mit Raubbau an sich selbst die fehlenden Einnahmen aus? Arbeitet bis zur Erschöpfung , um alle durchzubringen ? Die Angestellten ? Wenn mehr da ist gern mehr für alle, aber eben auch erst mal den Verlust der letzten Jahre ausgleichen!
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Carmen Heim schrieb:
Die Fordernde Haltung an Praxisinhaber finde ich gelinde gesagt eine Frechheit.
Wer gleicht denn im Moment, mit Raubbau an sich selbst die fehlenden Einnahmen aus? Arbeitet bis zur Erschöpfung , um alle durchzubringen ? Die Angestellten ? Wenn mehr da ist gern mehr für alle, aber eben auch erst mal den Verlust der letzten Jahre ausgleichen!
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