News - Ärztekammerpräsident: Gesundheitsreform führt zu „rationierungsbedingten Defiziten in der Versorgung“

Ärztekammerpräsident: Gesundheitsreform führt zu „rationierungsbedingten Defiziten in der Versorgung“

Patienten müssten sich Leistungen erkämpfen. Hat er dabei auch an die Heilmittelversorgung gedacht?

12.02.2004 • 0 Kommentare

Ärztekammerpräsident Jörg-Dietrich Hoppe macht sich Sorgen um die ausreichende medizinische Versorgung der Patienten. Die Gesundheitsreform, die eigentlich eine „Qualitätsoffensive“ in Gang setzen sollte, „entpuppt sich immer mehr als groß angelegtes Manöver zur Verschleierung rationierungsbedingter Defizite in der Versorgung“, beklagte der Kammerpräsident gestern auf einer Veranstaltung in Berlin. Besonders die Behandlung von chronisch Kranken mit Demenz, Multipler Sklerose und anderen Störungsbildern könnte effektiver sein, wenn mehr Geld bereit stünde.

Das Gesundheitssystemmodernisierungsgesetz (GMG) führe „zu einer ökonomisch motivierten Konzentration der medizinischen Versorgung, mithin zu einer sich verschärfenden Rationierung und insofern auch zu einem schleichenden Qualitätsverlust“. Viele Menschen müssen sich medizinische Leistungen jetzt regelrecht erkämpfen.
Besonders die Versorgung durch Fachärzte sieht der Präsident Hoppe schlechter werden. Um den Preis einer besseren Versorgung mit Hausärzten würde der „Facharzt um die Ecke“ langsam aussterben. Er vermutet, dass die Gesundheitspolitik sich Länder wie Schweden, Dänemark oder die Niederlande zum Vorbild genommen hat. Dort gäbe es die Behandlung von Fachärzten nur noch in Versorgungszentren, die überwiegend Krankenhäusern angeschlossen seien.

Den drohenden Versorgungsengpass mit Heilmitteln hat Hoppe nicht erwähnt und wird vermutlich auch eher nicht an diesen Bereich des medizinischen Behandlungsspektrums gedacht haben. Die Kollegen von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung täten allerdings gut daran, die Überlegungen ihres Kammerpräsidenten bei der Bewertung der Heilmittelrichtlinien im Herzen und im Kopf zu tragen.

Peter Appuhn
physio.de

Hamburg

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