News - Weniger Patienten. Praxisgebühr wirkt.

Weniger Patienten. Praxisgebühr wirkt.

Fallzahlen gingen 2004 um 8,7 Prozent zurück. Deutlich mehr Überweisungen.

31.01.2005 • 0 Kommentare

Die Wartezimmer in den Arztpraxen sind leerer geworden. Um 8,7 Prozent reduzierten sich im Durchschnitt die Fallzahlen im vergangenen Jahr gegenüber 2003. Bei einigen Facharztdisziplinen, wie Chirurgen, Urologen, Haut- Augen- Frauen- und HNO-Ärzte, waren die Rückgänge sogar zweistellig. Mit 17,5 Prozent minus führen die Hautärzte die Negativliste an, gefolgt von den Gynäkologen mit einem Minus von 15,1 Prozent. Orthopäden mussten 11,3 Prozent weniger Patienten hinnehmen, während Neurologen mit 2,7 Prozent Minus noch einigermaßen erfolgreich waren. Auch die Allgemeinmediziner lagen mit minus 6,7 Prozent unter dem Durchschnitt. Einzig die Kinderärzte können dem Abwärtstreiben gelassen zuschauen, nur 1,2 Prozent weniger kleine Patienten behandelten sie von Januar bis Dezember 2004. Was nicht erstaunen mag, denn Kinder bezahlen keine Praxisgebühren. Die Zahlen veröffentlichte die Kassenärztliche Bundesvereinigung am Freitag letzter Woche.

Die Altersgruppe der 20- bis 39-Jährigen zeigt sich besonders arztresistent (minus 16,2 Prozent), gefolgt von den 40- bis 59-Jährigen (minus 9.1 Prozent). Die über 60-Jährigen blieben ihrem Arzt eher treu. Nur sechs Prozent von ihnen verzichteten auf einen Besuch. Wer sich allerdings erst einmal in Behandlung begab, kehrte häufiger zu seinem Arzt zurück. Die Arztkontakte sanken nämlich nur um 2,9 Prozent. Das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung vermutet, „dass die Ärzte nach Einführung der Praxisgebühr wahrscheinlich ihren Fokus verstärkt auf die Behandlung von Patienten mit ernsthaften und entsprechend kontaktintensiven Erkrankungen gerichtet haben“.

Deutlich zugenommen haben Überweisungen. 40 Prozent der Arztbesucher kam mit einem Überweisungsschein. Für Besuche bei Fachärzten ließen sich sogar 50 bis 70 Prozent einen Schein ausstellen. 2003 waren es weniger als zehn Prozent aller Patienten, die sich vor dem Gang zum Doktor beim Primärarzt einen Überweisungsschein besorgten. Kaum Wunder nehmen diese Zahlen, kostet doch ein scheinloser Besuch eine neuerliche Praxisgebühr.

Peter Appuhn
physio.de

München Bogenhausen

Das könnte Sie auch interessieren