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VPT: Qualitätsmanagement verpflichtend für alle Leistungserbringer

Eigenwillige SGB-Interpretation eines Berufsverbandes.

09.09.2004 • 0 Kommentare

„Die Verpflichtung zur Qualitätssicherung hat in den letzten Jahren stetig zugenommen. So sind seit dem 1. Januar 2004 lt. §135 a SGB V Leistungserbringer verpflichtet, ‚einrichtungsintern ein Qualitätsmanagement einzuführen und weiterzuentwickeln’ “. Gut, dass es da einen fürsorglichen Berufsverband gibt, der seine Aufgaben ernst nimmt und seinen Mitgliedern eine Lösung für dieses brennende Problem an die Hand gibt. Ist es doch höchste Eisenbahn, das gesetzlich vorgeschriebene Qualitätsmanagement (QM) umzusetzen. Für 950 Euro können die Mitglieder des Verbandes Physikalische Therapie (VPT) jetzt ein QM-Programm erwerben. Acht Schulungsveranstaltungen und ein Handbuch und schon ist man auf der sicheren Gesetzesseite. Und auch ein schönes Zertifikat, „VPT-CERT“, kann der Praxisbesitzer erstehen. Wer mit Gesetzestreue nicht so recht zu überzeugen ist, dem mag vielleicht dieses Argument einleuchten: „Letztlich wird die Erbringung von Leistungen und deren Bezahlung der Kostenträger zukünftig unter anderem von dem Nachweis eines professionellen QM-Systems abhängen.“ Zwingen will der VPT natürlich niemanden, „die Teilnahme ist freiwillig“, wird das Mitglied aufgeklärt. Aber na ja, das Gesetz, und die Kassen zahlen nicht mehr, da bleibt einem doch gar nichts anders übrig. Dem Himmel sei dank, dass er uns solch wachsame Berufsverbände geschickt hat.

Die vermeintliche Mitgliederfürsorge hat nur zwei kleine Schönheitsfehler. Eine QM-Verpflichtung der Krankenkassen gibt es ebenso wenig wie eine gesetzliche Vorgabe. Der VPT hat das Gesetz ein wenig umgeschrieben. Nicht alle Leistungserbringer sondern Ärzte und Krankenhäuser müssen nach §135 a des Sozialgesetzbuches (SGB) V „einrichtungsintern ein Qualitätsmanagement“ einführen. Und wie das auszusehen hat ist noch völlig offen. In den kommenden Wochen wird der Gemeinsame Bundessauschuss (Ge-BA) die Einzelheiten dazu bekannt geben. Fest steht schon jetzt, die Absolvierung von Kursen oder gar eine Zertifizierung ist nicht verpflichtend. Bundesärztekammer und Kassenärztliche Bundesvereinigung raten den Ärzten, sich nicht in QM-Programme einzukaufen. Eine Investition sei erst dann sinnvoll, wenn die Rahmenbedingungen feststehen (wir berichteten mehrfach).

Für Physiotherapeuten gibt es keine gesetzliche Vorgaben, ein QM-Programm zu installieren. Ob und wann es eine Regelung geben wird, ist völlig offen. Und ob die bisher, von wem auch immer, angebotenen Modelle zukünftigen Vorgaben dann auch entsprechen werden, ist mindestens genauso offen.

Peter Appuhn
physio.de

Ratingen/Heiligenhaus/Mettmann/Velbert

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