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Das Interstitium kleidet wohl nicht wie bisher angenommen als festes, dichtes Zwischengewebe mehrere Organe aus, sondern beinhaltet offenbar Hohlräume, welche Flüssigkeit enthalten. Durch seine Verbindung mit Blutgefäßen und dem Lymphsystem sowie der damit verbundenen Transportfunktion könnten sich durch diese Begebenheit neue Möglichkeiten für die Diagnostik ergeben.
Von Bedeutung könne diese neue Entdeckung bei Krebsmetastasen, Ödemen und Fibrosen sein, behaupten die Forscher. Von einer Art Tunnelsystem, das neben bekannten Gefäßen das Bindegewebe durchzieht, spricht Michael Zeißberg, Direktor der Klinik für Nephrologie und Rheumatologie an der Universität Gießen.
Herausfinden konnte das Team aus New York die Neuigkeit über Flüssigkeit im Interstitium durch ein Verfahren namens konfokale Laserendomikroskopie, das es ermöglicht, lebendes Gewebe zu untersuchen. Erstmals wurde dies an Gallengängen untersucht, wo man auf das Netzwerk stieß und es mittels Einfärbung sichtbar machen konnte. Warum diese flüssigkeitsgefüllten Hohlräume bisher als festes Gewebe bekannt waren, liegt laut Studienleiter Neil Theise an der chemischen Fixierung von Gewebeproben. Durch den Flüssigkeitsentzug der Probe kollabiert der Hohlraum, was die Biopsieproben fest erscheinen ließ. Lediglich Rückstände der Hohlräume ließen sich später noch nachweisen.
Die Mediziner schreiben der Interstitialflüssigkeit wichtige Funktionen wie die Verbreitung von Hormonen und Krebszellen sowie eine Pufferfähigkeit zu. Prof. Trautwein (Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten) vermutet, dass das Interstitium nicht nur eine Pufferfunktion hat und eine Transportmöglichkeit für Stoffe ist, sondern auch eine Abwehrfunktion besitzt. Eine genaue Untersuchung würde allerdings noch länger andauern, da die Hohlräume bei jedem Organ eigens in Augenschein genommen werden müssen.
Manch kritische Stimme gibt zu bedenken, dass bereits 1953 diese Funktion des Interstitiums erwähnt und in dem Buch "Das System der Grundregulation" veröffentlicht wurde. Ist es dann überhaupt eine neue Entdeckung oder ist das Wissen nur in Vergessenheit geraten?
Wer sich näher für dieses Buch interessieren sollte, findet es hier:
Daniela Pfleger / physio.de
AnatomieOrgan
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