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Die meisten Versicherten sehen sich mit einem unübersichtlichen und undurchschaubaren System konfrontiert. 79 Prozent der Befragten wünschen sich von ihrer Krankenkasse genaue Auskünfte über das Angebot und die Qualität von Ärzten und anderen Gesundheitsanbietern. Noch mehr, nämlich 83 Prozent, sprechen sich für größere Kontrollmöglichkeiten über die erbrachten Leistungen aus. Sie befürworten eine Patientenquittung.
Ein umwerfendes Ergebnis, jeder will sie haben, doch kaum einer lässt sie sich ausstellen. Fehlende Information und mangelndes Interesse vermuten Krankenkassen und Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV). Seit Beginn dieses Jahres können sich gesetzlich Krankenversicherte ihre Arztbesuche quittieren lassen. Alle erhaltenen Leistungen und die ungefähren Kosten müssen auf der Patientenquittung erscheinen. Zurückhaltend sei das Interesse der Patienten, „wenn es fünf Prozent sind, wäre es viel“, erklärte gestern in Berlin der Sprecher der KBV, Roland Stahl. Sein Kollege von der Innungskrankenkasse (IKK) Nordrhein, Hans-Gerd Frank, vermutet: „die Patienten verlassen sich darauf, dass alles stimmt“.
Vielleicht hat die Zurückhaltung aber auch etwas mit der Freiwilligkeit zu tun. Wer will schon seinen Arzt nach einer Quittung fragen? Würde man damit nicht Misstrauen demonstrieren und das Arzt-Patienten-Verhältnis belasten? Wie lässt sich sonst der Widerspruch erklären, dass die Menschen zwar einen Nachweis wünschen, aber nicht danach fragen. Nur eine obligatorische Quittung für Alle könnte da Abhilfe schaffen. Doch die wird es in absehbarer Zeit nicht geben. Das Interesse der Ärzteverbände an einem Behandlungsnachweis ist kaum enthusiastisch. Noch immer hat es die KBV nicht geschafft, die vom Gesetzgeber geforderten Detailregelungen zur Patientenquittung zu verabschieden. Gerade hat auch das Bundessozialgericht in Kassel auf diesen offenkundigen Mangel hingewiesen.
Immer mehr Patienten verschaffen sich auf andere Weise Informationen, wenn die Institutionen des Systems diese verweigern oder selbst unter Informationsmangel leiden. 37 Prozent der Befragten gehen nicht unvorbereitet zum Arzt. Sie haben sich kundig gemacht über ihre Erkrankungen und Therapiemöglichkeiten. Die Berichte anderer Patienten und deren Erfahrungen mit einzelnen Ärzten stehen als Informationsquelle hoch im Kurs. So verlassen sich 61 Prozent der vorbereiteten Patienten auf die Erzählungen von Leidensgenossen. Jan Böcken, Projektleiter der Bertelsmann Stiftung, bemängelt, dass die Versicherten kaum Möglichkeiten hätten, sich über Fort- und Weiterbildungen der Ärzte, Erfahrung mit bestimmten Krankheiten oder über die vorhandenen medizinischen Geräte zu informieren.
Peter Appuhn
physio.de
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