News - Sturzprävention für alte Menschen – AOK Baden-Württemberg fördert einmaliges Projekt

Sturzprävention für alte Menschen – AOK Baden-Württemberg fördert einmaliges Projekt

Physiotherapie-Praxen können sich beteiligen. In über 200 Heimen Reduzierung der Sturzhäufigkeit bis zu 35 Prozent.

14.05.2004 • 0 Kommentare

Alte Menschen befinden sich in einem selbstbestätigenden Dilemma. Die körperlichen Kräfte schwinden, sie bewegen sich weniger. Die Angst vor körperlicher Betätigung nimmt zu, man könnte hinfallen und sich verletzen. Und genau deshalb fallen sie dann auch hin. Es ist eben nicht die Bewegungslosigkeit, die Stürze verhindert. Nein, physische Aktivitäten sind es, die Alterungsprozesse verlangsamen, Verletzungen vorbeugen und Pflegebedürftigkeit vermeiden hilft. Eine Studie des geriatrischen Zentrums Ulm mit 1.000 Heimbewohnern belegt eindrucksvoll, mit einem speziellen Trainingsprogramm verbessert sich Kraft, Gleichgewicht und Koordination der betagten Menschen. Die Zahl der Stürze konnte über einen Zeitraum von zwei Jahren um 40 Prozent gesenkt werden. Das „Ulmer Modell“ fand große Beachtung, das Geriatrie-Zentrum wurde mit dem „Berliner Gesundheitspreis 2002“ ausgezeichnet.

Die AOK Baden-Württemberg ließ sich anstecken und hat Anfang dieses Jahres das Präventionsprojekt „Sturzprävention in Pflegeheimen“ ins Leben gerufen. Inzwischen beteiligen sich 201 Heime an dem Modell.
Die Pflegekräfte der beteiligten Einrichtungen werden sensibilisiert, Stolperfallen und Hindernisse zu erkennen und zu beseitigen. Stürzt ein Bewohner, werden die Gründe dafür analysiert, jeder Unfall dokumentiert. Externe Physio- und Ergotherapeuten sind für das Training verantwortlich. Zweimal pro Woche wird in Gruppen von 10 Bewohnern ein intensives Übungsprogramm absolviert. Ausdauer, Kraft, Balance, Koordination, der repititorische Effekt des über ein Jahr laufenden Programms zeigt selbst bei sehr alten Menschen positive Ergebnisse. Schon nach drei Monaten konnte die Sturzhäufigkeit in den beteiligten Heimen um 20 bis 35 Prozent verringert werden.
Wer sich als Physiotherapie-Praxis an dem Projekt beteiligen möchte, kann mit der AOK Baden-Württemberg einen Präventionsvertrag schließen. Die Kasse zeigt sich großzügig, auch wenn Trainingsteilnehmer nicht Mitglied der AOK sind, wird die Leistung bezahlt, das ganze Projekt wird gefördert, nicht der einzelne Patient.

Die Krankenkasse hofft, das einmalige Präventionsmodell bis 2005 auf 300 Pflegeeinrichtungen ausdehnen zu können.
Baden-Württemberg versucht auf allen Ebenen, die Lokomotive im Innovationszug zu besetzen. Da will die AOK im Südwesten der Republik nicht abseits stehen, sie steuert selbstbewusst die Präventionseisenbahn. Gesundheitsförderung sei für alle Altersgruppen wichtig, erklärte ein Kassensprecher gegenüber physio.de.

Peter Appuhn
physio.de

Taunus

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