Wir sind eine moderne Physiotherapie- und Osteopathiepraxis in Villingen-Schwenningen mit computergestützter Trainingstherapie und suchen Verstärkung ab sofort in Teil- oder Vollzeit.
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App
Schmerzreduktion stärker als bei Physiotherapie – echt jetzt?
Die Therapie-App ViViRA wirbt mit Aussagen einer eigenen Studie, welche wir uns einmal genauer angesehen haben.
ViViRA ist eine der beiden Therapie-Apps, die sich gekonnt auf dem Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2022 in Szene setzten (wir berichteten). Geworben wurde nicht nur mit einem kostenlosen Lunch-Kongress für Ärzte, sondern ebenfalls mit einer erst kürzlich erschienen Studie. Diese beweise (angeblich) die Überlegenheit der App sogar gegenüber der herkömmlichen Physiotherapie.
Willig verbreiteten diese Aussage renommierte Medien der Ärzteschaft. So liest der interessierte Mediziner in der Ärztezeitung beispielsweise Sätze wie:
„Die randomisierte, kontrollierte Studie zeigt, dass sich die Rückenschmerzen bei Patient*innen, die das bewegungstherapeutische Trainingsprogramm von ViViRA anwendeten, in klinisch relevantem Ausmaß reduzierten - und zwar stärker als bei Patient*innen mit Physiotherapie“
Studie näher beleuchtet
Bevor Sie als Therapeutin nun in Minderwertigkeitsgefühle verfallen und an Berufsaufgabe denken, seien Sie beruhigt: Wir haben uns die Studie genauer angesehen und Folgendes festgestellt:
Es handelt sich um ein sog. „Preprint“ – also um eine Vorveröffentlichung. Diese Studie ist noch durch keine Kontrollinstanz (peer review) gelaufen und somit zunächst als qualitativ wackelig einzustufen.
Außerdem fehlen viele wichtige Parameter der ProbandInnen, die deutlichen Einfluss auf die Ergebnisse haben könnten – als da wären:
• bisherige Dauer der Beschwerden bei Interventionsbeginn
• PatientInnenbewertete Ergebnisse wie beispielsweise der Oswestry Disability Index (ODI), der Roland Morris Disability Questionnaire (RMDQ)…
Daher ist es unmöglich, die Grundaussage der Studie zum jetzigen Zeitpunkt zu verifizieren.
Fazit
Obwohl wir generell Digital-Health-Apps sehr offen gegenüberstehen, ist diese Studie im Moment weder belastbar noch verwertbar. Wir sind der Meinung, jeder Therapeut, der sich mit Ärzten argumentativ auseinandersetzen muss, sollte die „Feinheiten“ rund um die genannte Studie wissen.
Na dann sind wir mal gespannt auf den Peer review. Und auf die qualitativ hochwertigen und aus unabhängigen Quellen finanzierten Folgestudien.
"Wenn eine Studie dein Bild zu einem Thema völlig verändern kann, dann hast nur eine Studie gelesen."
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• vinnie
Na dann sind wir mal gespannt auf den Peer review. Und auf die qualitativ hochwertigen und aus unabhängigen Quellen finanzierten Folgestudien.
"Wenn eine Studie dein Bild zu einem Thema völlig verändern kann, dann hast nur eine Studie gelesen."
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Mus Musculus schrieb:
Na dann sind wir mal gespannt auf den Peer review. Und auf die qualitativ hochwertigen und aus unabhängigen Quellen finanzierten Folgestudien.
"Wenn eine Studie dein Bild zu einem Thema völlig verändern kann, dann hast nur eine Studie gelesen."
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Willig verbreiteten diese Aussage renommierte Medien der Ärzteschaft. So liest der interessierte Mediziner in der Ärztezeitung beispielsweise Sätze wie:
Studie näher beleuchtet
Bevor Sie als Therapeutin nun in Minderwertigkeitsgefühle verfallen und an Berufsaufgabe denken, seien Sie beruhigt: Wir haben uns die Studie genauer angesehen und Folgendes festgestellt:
- Es handelt sich um ein sog. „Preprint“ – also um eine Vorveröffentlichung. Diese Studie ist noch durch keine Kontrollinstanz (peer review) gelaufen und somit zunächst als qualitativ wackelig einzustufen.
- Außerdem fehlen viele wichtige Parameter der ProbandInnen, die deutlichen Einfluss auf die Ergebnisse haben könnten – als da wären:
- • bisherige Dauer der Beschwerden bei Interventionsbeginn
Daher ist es unmöglich, die Grundaussage der Studie zum jetzigen Zeitpunkt zu verifizieren.• PatientInnenbewertete Ergebnisse wie beispielsweise der Oswestry Disability Index (ODI), der Roland Morris Disability Questionnaire (RMDQ)…
Fazit
Obwohl wir generell Digital-Health-Apps sehr offen gegenüberstehen, ist diese Studie im Moment weder belastbar noch verwertbar. Wir sind der Meinung, jeder Therapeut, der sich mit Ärzten argumentativ auseinandersetzen muss, sollte die „Feinheiten“ rund um die genannte Studie wissen.
Friedrich Merz und Martin Römhild / physio.de
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Mus Musculus schrieb:
Na dann sind wir mal gespannt auf den Peer review. Und auf die qualitativ hochwertigen und aus unabhängigen Quellen finanzierten Folgestudien.
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