News - Schleichender Arztpraxistod in Westfalen-Lippe

Schleichender Arztpraxistod in Westfalen-Lippe

KV: 60 Insolvenzverfahren. 24 Schließungen. Tausende Ärzte in Finanznöten.

01.02.2006 • 0 Kommentare

Vielen Ärzten in Westfalen steht das Wasser bis zum Hals. Allein in den vergangenen vier Monaten befanden sich 60 Praxen im Insolvenzverfahren, erklärte gestern der zweite Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL), Wolfgang-Axel Dryden. 24 der betroffenen Ärzte hätten inzwischen aufgegeben und ihre Praxen endgültig geschlossen.

Während in den neunziger Jahren Insolvenzverfahren noch seltene Einzelfälle waren, klagen heute tausende Ärzte über finanzielle Nöte, sagte der KVWL-Vorstand. "Wir sehen das beispielsweise, wenn Kolleginnen und Kollegen die Kassenärztliche Vereinigung um Vorauszahlungen auf ihr Honorar bitten müssen", so Dryden. Ganze 43 Prozent der Kassenärzte in Westfalen müssten ihr Honorar an finanzierende Banken abtreten.

"Es wird noch schlimmer werden", ist der Ärztefunktionär überzeugt. Die Existenz vieler Praxen stünde wegen hoher Regresszahlungen auf der Kippe. 16 Praxen müssten sich mit rechtskräftigen Rückzahlungsforderungen in fünf bis sechsstelliger Höhe auseinandersetzen. Einem Arzt steht eine Zahlungsaufforderung von 213.000 Euro ins Haus. "Allein im Jahr 2005 wollen die Krankenkassen in Westfalen für Heilmittelverordnungen 1,8 Millionen Euro und für Arzneimittelverordnungen 2,27 Millionen Euro zurückhaben", beschreibt Dryden die Misere der Kassenärzte. Und ab April werde das geplante Arzneimittelspargesetz die Lage noch verschärfen.

Peter Appuhn
physio.de

Kirchheim-Teck

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