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286 Patienten aus sieben Ambulanzen des National Health Service (Staatlicher Gesundheitsdienst), die mindestens sechs Wochen unter Rückenschmerzen litten, wurden in zwei gleichgroße Gruppen eingeteilt. Fünf bis sechs physiotherapeutische Behandlungen erhielt die eine Gruppe, mit den anderen Teilnehmern wurde ein einmaliges Beratungsgespräch geführt. Ein bestimmtes therapeutisches Verfahren war nicht vorgegeben, die 76 beteiligten Therapeuten konnten das gesamte Spektrum von manueller Therapie, Kräftigung, allgemeiner Mobilisation, Kälte und Wärme anwenden. Die Beratungspatienten wurden nach der Befundaufnahme von einem Physiotherapeuten mit allgemeinen Empfehlungen versorgt. Beide Gruppen erhielten zudem ein Buch mit Übungsvorschlägen.
Zwei Monate später gaben die Behandelten eine deutlichere Besserung ihrer Beschwerden an als die Beratungsgruppe. Nach einem Jahr war die Überlegenheit allerdings dahin. Die Beschwerdebilder der beiden Gruppen zeigten keine Unterschiede mehr.
Obwohl die Wissenschaftler darauf hinweisen, dass die beteiligten Patienten über leichte und mittelschwere Schmerzen klagten und bei heftigeren Symptomen das Ergebnis anders aussehen könnte, zogen sie letztlich die Schlussfolgerung, das „traditionelle Modell von Physiotherapie“ sollte verändert werden“. 251 Millionen Pfund kosteten die jährlichen physiotherapeutischen Behandlungen von 1,3 Millionen Rückenpatienten, ein Verzicht auf regelmäßige Therapien zugunsten von fachlich qualifizierter Beratung könne diese Kosten deutlich senken bei gleichem Ergebnis.
In der gleichen Ausgabe des British Medical Journal macht sich ein nordirischer Hausarzt Gedanken über die Studie. Er vermutet, dass alle Behandlungsansätze zu nichts weiter wert sind, als dem Patienten das Gefühl, zu geben, es wird etwas getan. Sollte man den Rückenschmerz nicht eher als „Lifestyle“- oder Aktivitätsproblem sehen und ihn aus der medizinischen Ecke herausholen, fragt sich der praktische Arzt. Schließlich beklagt er, dass es für ein so weit verbreitetes gesellschaftliches Problem „keine wirkliche Antwort“ gibt.
Studientext (British Medical Journal)
Kommentar
Peter Appuhn
physio.de
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