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Niedersachsen: Neue Preise aber Berufsverbände uneins

Bei den Kassenverhandlungen beschäftigen sich die Verbände untereinander - die Kassen kann das freuen.

14.09.2002 • 0 Kommentare

Anfang des Jahres 2002 haben in Niedersachsen alle Berufsverbände der Physiotherapie gemeinsam eine Verhandlungskommission gebildet, die einheitlich und gemeinsam mit den Primärkassen über neue Vergütungen verhandelt haben. Abgemacht war, dass die Verhandlungen über einen neuen Rahmenvertrag unabhängig von den neuen Preisen geführt werden sollten. Die Verhandlungen über neue Preise sollten zügig und ohne den Druck durchgeführt werden auch gleichzeitig die neuen Leistungsbeschreibungen zu klären.

Im August hat sich dann der IFK als einziger Verband von dieser Linie getrennt, indem er das erzielte Ergebnis unterschrieben hat, ohne die Vertragsbedingungen geklärt zu haben. Abgesehen davon, dass der IFK nur der kleine Partner ist (ZVK, VDB und VPT haben jeder einzeln mehr Mitglieder), werden dadurch etliche Vertragsbedingungen verschlechtert.

Warum haben also die anderen Verbände nicht unterschrieben?
Über das Ergebnis der Preiserhöhung bestand Einigkeit, diese werden also für alle gelten. Allerdings würden nach dem derzeitigen Stand für bestimmte Positionen neue, schlechtere Bedingungen gelten:
- Einige Positionen werden ersatzlos gestrichen
- die Regelbehandlungszeiten für einige Positionen werden ohne Ausgelich erhöht
- Eine Verlaufsdokumentation muss angefertigt werden. Allerdings ist nicht geklärt, wie detailliert diese aussehen soll, noch wann sie gemacht werden soll. Ebenfalls nicht geklärt ist, welche Sanktionen greifen, wenn diese Verlaufsdokumentation nicht oder nicht ausreichend geführt wird. Zu einer Zeit, in der die Kassen dazu übergehen Praxen genauer zu überprüfen, kann eine Kasse diese Regelung so auslegen, dass jede erfolgte Behandlung einzeln dokumentiert werden muss. Fehlt diese sind Leistungen nicht erbracht worden. Ohne genaue Formulierung ist die Auslegung von der Kasse anhängig. Eine Vergütung für diese Aufwand ist ebenfalls nicht vorgesehen.

Dass die Berufsverbände den Kassen gegenüber nicht gemeinsam auftreten können, sondern auf der Zielgeraden meinen sich vor den anderen Verbänden profilieren müssen, schadet allen Praxen - und freut die Kassen. Sie wissen, dass im Zweifelsfall die Verbände sich untereinander ausspielen lassen.

Dürfen alle Praxen die neuen Preis abrechnen - also auch Nicht-Mitglieder?
Meiner Meinung nach ja. IFK-Mitglieder können auf jeden Fall nach den neuen Preisen abrechnen. Allerdings müssen sie damit auch für jede Behandlung dokumentieren was sie in der Behandlung gemacht haben. Für die Mitglieder der anderen Verbände und Praxen die in keinem Berufsverband Mitglied sind, gelten die bisherigen Bedingungen.
Meiner Meinung nach aber dürfen alle Praxen die neuen Preise abrechnen, unabhängig davon, ob und welchem Berufsverband sie Mitglied sind oder nicht. Zum Einen, haben die Kassen keine Liste der IFK-Mitglieder, sie können also nicht überprüfen, wer Mitglied ist oder nicht. Dies ist in der Abrechnungs-EDV der Kassen auch nicht vorgesehen und der IFK stellt den Kassen auch keine Mitgliederliste zur Verfügung. Zum anderen kann man sich auf die "Ortsüblichkeit" berufen. Die Kassen könnten die neuen Preise nicht als Ausnahme oder ähnliches bezeichnen, denn über die Höhe der neuen Preise besteht Einigkeit.

Die neuen Preise sind hier bei physio.de unter "Preislisten" abzurufen. Es gibt für die Physiotherapie und die Massage in Niedersachsen jetzt also zwei Preislisten für die Primärkassen: eine mit dem Zusatz "IFK" ab 1.7.2002, und die bisher gültige ohne Zusatz.

Frieder Bothner

Berlin

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