News - Krank, weil die Kranken fehlen – jede siebte deutsche Klinik muss schließen

Krank, weil die Kranken fehlen – jede siebte deutsche Klinik muss schließen

Verkürzung der Liegedauer und unwirtschaftlich agierende Verwaltungen treiben Häuser ins Aus.

12.11.2004 • 0 Kommentare

Vielen Krankenhäusern geht es schlecht. Rund 330 von ihnen, jede siebte Klinik in Deutschland, werden in den nächsten zehn Jahren schließen. Unbelegte Betten machen den Häusern zu schaffen, zu schnell sind die Patienten wieder verschwunden. Und die Kosten für Personal und Geräte laufen weiter, schon 1,2 Milliarden Euro fehlen den Krankenhäusern in diesem Jahr. Um zu überleben greifen die Kliniken vermehrt zum Rotstift, Betten und Personal werden rigoros abgebaut. Das FAZ-Institut und Mummert Consulting veröffentlichten gestern ihren „Branchenkompass 2004 Gesundheitswesen“, eine Umfrage unter Klinikdirektoren.

Öffentliche Krankenanstalten und kleine Häuser mit weniger als 200 Betten tragen das größte Schließungsrisiko. Kommunale Krankenhausbetreiber suchen oft händeringend nach einem privaten Betreiber. Große private Klinikketten werden die Nutznießer der Misere sein, sie können sich in Ruhe die Rosinen aus dem wachsenden Angebot picken.

Der Aufenthalt im Krankenhaus wird immer kürzer. Mussten die Patienten 1999 im Durchschnitt noch zehn Tage das Klinikbett hüten, waren es 2003 weniger als acht. Dabei könnte die Liegedauer noch kürzer sein. Sie ist bei uns immer noch doppelt so hoch als in anderen europäischen Ländern. Ein großer Teil der Patienten wäre mit einer ambulanten Behandlung besser und billiger bedient.

In vielen Bereichen sieht der Branchenkompass schlummernde Wirtschaftlichkeitspotenziale. So könnten die Küchen an externe Dienstleistungsunternehmen vergeben werden, nur 20 Prozent der Häuser haben bisher von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht. Die Logistik ließe sich auslagern, und der Einkauf könne durch die Nutzung des Internets rationalisiert werden. Nur 10 Prozent der Klinikverwaltungen nutzen dazu die elektronischen Medien. Die Krankenkassenbeiträge könnten bei einer konsequenten Umstellung um 0,4 Prozent sinken, meinen Experten.

Peter Appuhn
physio.de

Erkrath / Raum Düsseldorf

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