News - Keine Logopädie mehr für Kinder?

Keine Logopädie mehr für Kinder?

EBM 2000plus verhindert Verordnungen. Ärzte und Logopäden gemeinsam gegen KBV und Krankenkassen.

25.04.2005 • 0 Kommentare

Kinderärzte und Logopäden schlagen Alarm. Seit 1. April dürfen logopädische Behandlungen nur noch verordnet werden, wenn sprachauffällige Kinder audiometrisch untersucht werden. So steht es im neuen Einheitlichen Bewertungsmaßstab (EBM) 2000plus. Diese Vorgabe aber hat das Zeug zu einer Tragikkomödie, denn kein niedergelassener Kinderarzt, kein HNO-Arzt oder Pädaudiologe hat das entsprechende Gerät dazu, um die Untersuchung durchführen zu können, wie der Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) berichtet.

Aus Verunsicherung und Regressfurcht verzichten inzwischen deshalb viele Pädiater auf die Verordnung von Logopädie. Schon im Oktober 2004 hat der BKJV die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) auf die sich anbahnende Groteske hingewiesen. Die EBM-Verantwortlichen versprachen Abhilfe. Doch bis heute ist nichts geschehen. Um eine schnelle Änderung dieses unhaltbaren Zustandes zu erreichen, hat der Kinderärzte-Berufverband gemeinsam mit dem Deutschen Bundesverband für Logopädie (dbl) eine Erklärung veröffentlicht.

Die Behandlung von tausenden von Kindern sei seit dem 1. April nicht mehr gesichert, heißt es darin. Der zuständige EBM-Bewertungsausschuss aus KBV und Spitzenverbänden der Krankenkassen hindere die Ärzte daran „sprachauffällige Kinder zur dingend notwendigen Sprachtherapie zu schicken“. Den Kindern, die häufig aus sozial schwachen Familien kommen, nehme man so indirekt die Zukunftsmöglichkeiten. „Kinder mit gesetzlicher Krankenversicherung wird man demnächst an ihren Sprachstörungen erkennen“, malt Jens Uwe Köhler, Vorstandsmitglied des BJV, ein düsteres Bild.

Peter Appuhn
physio.de

Berlin

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