News - Heidelberg ehrt den „Entdecker“ des Moro Reflexes

Heidelberg ehrt den „Entdecker“ des Moro Reflexes

Vor 130 Jahren wurde der vielseitige Kinderarzt Ernst Moro geboren. Gedenktafel an seinem ehemaligen Wohnhaus enthüllt.

14.12.2004 • 0 Kommentare

Jeder Physiotherapeut kennt ihn, den Moro Reflex. Entstanden in der neunten Schwangerschaftswoche verschwindet er ungefähr am Ende des dritten Lebensmonats. Als Überlebensreflex sichert er das erste Luftholen nach der Geburt. Persistiert der Reflex, kann die motorische und sensorische Entwicklung erheblich beeinträchtigt werden. Die Kinder entwickeln keine sichere Kopf- und Rumpfstabilität, die Gleichgewichtsreaktionen sind eingeschränkt. Später kommt es oftmals zu Koordinations- und Wahrnehmungsstörungen. In modifizierter Form bleibt er als Schreck- oder Startlereaktion bei jedem Menschen erhalten.

„Entdeckt“ hat den Reflex der Kinderarzt Ernst Moro (1874-1951). Am vergangenen Mittwoch wäre Moro 130 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass wurde an seinem ehemaligen Wohnhaus in der Heidelberger Mozartstraße 10 eine Gedenktafel enthüllt. Heidelbergs Oberbürgermeisterin Beate Weber, der Direktor der Universitätskinderklinik Professor Georg Hoffmann und der Leiter der historischen Kommission der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde Eduard Seidler würdigten die Bedeutung von Ernst Moro.

1911 wurde der Pädiater Leiter der Kinderklinik „Luisenheilanstalt“ und 1919 zum ersten Ordinarius für Kinderheilkunde in Heidelberg berufen. Die Nazis zwangen Moro im September 1936, die Universität zu verlassen. Seine jüdische Ehefrau passte nicht in das Weltbild der faschistischen Machthaber. Ernst Moro zog sich in seine Privatpraxis zurück, die er bis 1946 führte.

Mit dem von ihm erstmals beschriebenen Reflex wurde Moro international bekannt. Noch heute gehört die Bewertung des Moro Reflexes bei Kinderärzten und Physiotherapeuten weltweit zum Handwerkszeug für die neuropädiatrische Diagnostik. Weniger bekannt ist, dass auch die Entwicklungsbeobachtung auf der Grundlage von Trimenon eine Erfindung von Ernst Moro ist. Der von ihm entwickelte Tuberkulose-Hauttest, die „Moro-Probe“, wurde bis in die 60er Jahre angewandt. Mit dem Begriff „Nabelkolik“ führte er eine Bezeichnung für eher unspezifische oder psychisch bedingte Bauchschmerzen bei Kindern ein. Der vielseitige Pädiater beschäftigte sich auch mit Ernährungsfragen. So gab er mit Apfeldiät und Karottensuppe wichtige Hinweise für die Ernährung bei Durchfallerkrankungen.

Peter Appuhn
physio.de

FrankfurtRheinMain

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