News - Freie Ärzteverbände planen KV-Ausstieg

Freie Ärzteverbände planen KV-Ausstieg

Praxisschließungen in Berlin und Schleswig-Holstein. Heute Demonstration in Mainz. Kassenärzte als Erntehelfer.

28.06.2006 • 0 Kommentare

Die freien Ärzteverbände proben den Aufstand. Im Juli wollen MEDI Deutschland, der Bundesverband der Ärztegenossenschaften und die Freie Ärzteschaft den Ausstieg aus den Kassenärztlichen Vereinigungen vorbereiten. Zunächst sollen die niedergelassenen Ärzte über einen Systemaustritt informiert und zum Eintritt in eine der drei Organisationen aufgefordert werden. Die Verbände hatten die breiten Protestaktionen der vergangenen Monate organisiert.

Die Entwicklung der bevorstehenden Gesundheitsreform lasse nicht erkennen, dass sich die Rahmenbedingungen im ambulanten Bereich merklich verbessern würden, bemerken die freien Ärzte. Eine zunehmende Bürokratie und "rund 30 Prozent nicht bezahlter medizinischer Leistungen" führe zu weiteren Praxispleiten, fürchten die Verbände. Nur ein neues System "frei von Staatsdirigismus" könne eine "angemessene Versorgung der Patienten in einer freien Arzt-Patienten-Beziehung" gewährleisten.

Unterdessen nehmen die Proteste der Kassenärzte wieder Fahrt auf. In Berlin bleiben die Praxen in dieser Woche geschlossen. Statt den nächsten Patienten aus dem Wartezimmer zu rufen ziehen die Mediziner morgen aufs Land. Auf einem Brandenburger Erdbeerhof haben sie sich als Erntehelfer anheuern lassen, um das karge Kassensalär aufzubessern. "So können wir die Familie auch am Quartalsende ernähren. Denn wenn wir an diesen Tagen in der Praxis sind, bezahlen wir die Behandlung der Patienten aus unserer Tasche", heißt es in einer Erklärung von MEDI Berlin. Auch zum Spargelstechen wollen die Ärzte ausrücken. "Damit sie horchen können, wo der Spargel wächst" sollten die Hilfsbauern ihr Stethoskop mitbringen. Praxisschließungen gegen "eine verfehlte Gesundheitspolitik" hat auch die Ärztegenossenschaft Schleswig-Holstein angekündigt. Der Hartmannbund (HB) in Nordrhein wollte von seinen Mitgliedern wissen, ob sie sich an weiteren Praxisstreiks beteiligen würden. Zwei Drittel der Befragten erklärten sich bereit, ihre Praxen zeitweise zu schließen, sagte der nordrheinische HB-Geschäftsführer Kilian Haus.
Heute ziehen die Kassenärzte in Rheinland-Pfalz demonstrierend durch die Straßen von Mainz. Start ist um 11 Uhr auf dem Bahnhofsvorplatz, wo auch um 13 Uhr die Abschlusskundgebung stattfinden wird.

Peter Appuhn
physio.de

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