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Die in der Zeitschrift für Orthopädie (Z Orthop 4, 2002, 375) veröffentlichte Studie stellt den Stellenwert eines durch Physiotherapeuten kontrollierten standardisierten Eigenübungsprogramms der "konventionell rezeptierten Krankengymnastik" gegenüber.
40 Patienten wurden in 2 gleichgroße Gruppen eingeteilt. Die eine Gruppe sollte nach viermaliger Anleitung durch einen Physiotherapeuten fünfmal in der Woche jeweils 15 Minuten ein standardisiertes Übungsprogramm durchführen. Die zweite Gruppe erhielt zunächst eine Verordnung über 10 X Krankengymnastik mit dem Zusatz "zentrierendes Training für die Rotatoren". Es wurden Folgeverordnungen ausgestellt, letztlich erfuhren diese Patienten 30 Behandlungen. Nach 6 und 12 Wochen erfolgten Nachuntersuchungen. Bewertet wurden dabei Kraft, Schmerz, Alltagsaktivität und aktive Beweglichkeit. Die Bewertung nahm man mit Hilfe eines Constant Score vor mit einer höchstmöglichen Punktzahl von 100. Daneben sollten die Studienteilnehmer die Therapiezufriedenheit mit Noten von eins (sehr gut) bis 6 (schlecht) beurteilen.
Die Eigenübungsgruppe erhöhte nach 6 Wochen ihre Punktzahl von 59 auf 68, nach 12 Wochen auf 75. Die Therapie-Gruppe steigerte sich von 60,5 Punkten auf 67 beziehungsweise 72 Punkte.
Auffallend war der Unterschied bei der Zufriedenheit der Patienten. Die erste Gruppe vergab die Durchschnittsnote 1,9, während die 2.Gruppe nur eine von 2,8 sehen wollte.
Die forschenden Orthopäden bewerten das Ergebnis ihrer Arbeit u.a. so: "Eine Reduktion der Verordnung von krankengymnastischen Übungseinheiten zugunsten einer Eigentherapie mit Supervision bietet sich als kostengünstige Alternative an".
Die Studie unterstützt die Erkenntnis, dass die Eigenaktivität des Patienten wesentlich zum Therapieerfolg beiträgt. Besonders der große Unterschied bei der Patientenzufriedenheit macht die günstige psychologische Wirkung des Selbsttuns gegenüber dem „Mit-sich-machen-lassen“ deutlich. Die Motivation als wichtiges Behandlungsprinzip ist im ersten Fall sicher wirkungsvoller zu erreichen.
Interessant wäre allerdings eine Aussage über die soziale Situation der untersuchten Patienten. Ich wage zu vermuten, dass nicht in allen Fällen das Ergebnis zugunsten eigenverantwortlicher Übung ausfallen würde. Ist es nicht vorstellbar, dass es Patienten gibt, die schlicht und einfach nicht oder nur sehr unzureichend ihr häusliches Programm absolvieren? Hervorzuheben ist auch, dass die Forscher in ihrer Conclusio deutlich machen, dass Selbsttraining sinnvollerweise unter physiotherapeutischer Supervision stattfinden sollte.
physio.de
Peter Appuhn
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