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Die bekanntesten Krampf-Arten
Krämpfe entstehen sehr selten vor dem achten Lebensjahr. Ihre Häufigkeit steigt mit zunehmendem Alter, wobei Menschen über 65 Jahren besonders häufig über idiopathische Krämpfe klagen. In den meisten Fällen sind vor allem nachts die Waden betroffen.
Von diesen nächtlichen Krämpfen einmal abgesehen, stellt physischer Stress einen weiteren bekannten Grund für Krämpfe dar. Einer der bekanntesten Vertreter ist hier der Krampf durch exzessive körperliche Belastung; wie zum Beispiel der Fußballer, der in der Nachspielzeit krampfgeplagt zusammenbricht. Dekonditionierte Personen ermüden natürlich schneller und klagen demnach auch häufiger über Krämpfe. Insbesondere bei repetitiven starken Muskelverkürzungen erhöht sich die Krampfgefahr, was sich bei inaktiveren Patienten auch gerne mal während der Therapie bemerkbar macht.
Die meisten Krämpfe sind harmlos und nicht behandlungsbedürftig, allerdings können sie auch mit ernsthaften Erkrankungen in Zusammenhang stehen.
Eine Übererregbarkeit der Muskelzelle mit vielerlei Ursachen
Zu Anfang sei gesagt: Die genauen Entstehungsmechanismen von Krämpfen sind noch nicht gänzlich geklärt. Die bisherige Datenlage versucht daher, krampfbegünstigende Faktoren zu benennen.
Eine Verschiebung des Verhältnisses von Elektrolyten zu Flüssigkeit spielt eine große Rolle in der Krampfentstehung, da Stoffe wie Natrium, Calcium, Kalium und Magnesium für die Steuerung von Aktionspotentialen der Muskel- und Nervenzellen ausschlaggebend sind. Die Ursachen hierfür sind vielseitig. Häufigster Grund ist eine Dehydrierung, entweder durch sportliche Aktivität und/oder geringe Flüssigkeitszufuhr.
Weiterhin können diverse Erkrankungen oder Therapien zu einer Verschiebung des Elektrolytspiegels führen. Darunter fallen insbesondere Nierenerkrankungen, aber auch Störungen der Leber oder des Magendarmtrakts, die eine Hypoproteinämie induzieren. Einen Extremfall für eine Flüssigkeitsverschiebung stellt das „Disäquilibrium-Syndrom“ dar, welches als Nebenwirkung einer Dialyse auftreten kann.
Hyperparathyreoidismus, eine Überfunktion der Nebenschilddrüse, führt zu einer Erhöhung des Serum-Calciums und damit auch zu einer erhöhten Krampfanfälligkeit. Auch ein Vitamin-D-Mangel wirkt sich auf den Calciumspiegel im Blut aus und kann somit Auslöser von Krämpfen sein.
Neurogene Krämpfe entstehen im peripheren oder zentralen Nervensystem. Das heißt Erkrankungen oder Verletzungen von Nerven können für eine gestörte Signalübertragung und somit für Krämpfe verantwortlich sein. Nahezu alle Formen von Neuropathien sind mit Krämpfen assoziiert. Hierzu gehören unter anderem diabetische Polyneuropathien oder auch Multiple Sklerose, sowie die Amyotrophe Lateralsklerose (ALS).
Eine eigene Form von Krämpfen, stellen myopathische Krämpfe dar. Sie hängen mit Muskelerkrankungen wie Morbus McArdle, eine Glykogenspeicherkrankheit, zusammen. Die Ursachen von myopathischen Krämpfen können Störungen im Glycogen, Lipid oder Mitochondrien-Stoffwechsel, aber auch Dysfunktionen der Zellmembran sein.
Neurologen können mittels Anamnese und Nadel-EMG die Entstehungsmechanismen der Krämpfe eingrenzen und so ernstere Pathologien ausschließen. Zusätzlich kann ein großes Blutbild angefertigt werden. Hieraus ließe sich zum einen ein Elektrolyt- und Vitaminmängel ablesen, es können aber auch Hinweise auf ernstere Pathologien wie Myopathien, sowie Leber oder Nierenprobleme erkannt werden.
Krämpfe verhindern
Krämpfe, bei denen ernsthafte Pathologien im Hintergrund stehen können gegebenenfalls zielgerichtet behandelt werden. Im Falle einer Hypoproteinämie zeigen Infusionen mit Verzweigtkettigen Aminosäuren (BCAAs) oder Albumin gute Ergebnisse in der Krampfreduktion.
Bisher ist die Datenlage im Kampf gegen Neurogene Krämpfe dünn. Medikamente gegen neuropathische Schmerzen wie Gabapentin, Pregabalin und Duloxetin konnten in Studien keine Wirkung gegen Krämpfe erzielen.
Chinin gilt als vielversprechendstes Medikament gegen Krämpfe. In mehreren Studien wurde die Wirksamkeit gegen Krämpfe nachgewiesen. Chinin führt zu einer Verlängerung der Refraktärzeit im Muskel und zu einer reduzierten Erregbarkeit der motorischen Endplatte. Dadurch hat Chinin allerdings auch immense Nebenwirkungen, wie zum Beispiel eine Verlängerung des QT-Intervalls und ist deswegen seit 2015 verschreibungspflichtig.
Wenn ernstere Erkrankungen ausgeschlossen werden können, sollten betroffene Personen zunächst auf eine ausreichende Flüssigkeits- aber auch auf eine ausreichende Elektrolytzufuhr achten. Sportler die im Sommer mehrere Liter trinken, diese aber inklusive wichtiger Mineralstoffe ausschwitzen, haben eher das Problem „zu hydriert“ zu sein. Gerade während des Sports verschaffen Elektrolytpräparate hier Abhilfe.
Die weit verbreitete Aussage, dass Magnesium bei Krämpfen Abhilfe schaffe, ist wissenschaftlich nicht bewiesen. Die Daten aus bereits gesammelten Studien sind äußerst widersprüchlich und die Methoden oft leider schwach.
Geringe Evidenz zeigt die Substitution eines Vitamin-B-Komplexes bei älteren Personen, die mindestens sechs Mal die Woche unter nächtlichen Krämpfen leiden. Eine randomisiert kontrollierte Studie aus dem Jahr 1998 konnte bei dieser Personengruppe eine signifikante Reduktion der Häufigkeit von Krämpfen feststellen.
Am vielversprechendsten und gleichzeig nebenwirkungsärmsten scheint sich laut einer Studie eine physiotherapeutische Kernkompetenz auszuwirken: Regelmäßiges Dehnen und aerobes Training verringern die Häufigkeit nächtlicher Muskelkrämpfe.
Daniel Bombien / physio.de
MuskelBehandlungStudie
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