News - Bewegungsperformance im Bundesgesundheitsministerium zum Auftakt des Kindersicherheitstages

Bewegungsperformance im Bundesgesundheitsministerium zum Auftakt des Kindersicherheitstages

„Gehüpft wie gesprungen: Bewegung fördern – Unfälle vermeiden“. Studie: Sensomotorische Defizite Hauptunfallursache. Die Hälfte aller Kinder muss gezielt gefördert werden.

09.06.2005 • 0 Kommentare

Schreibtische zitterten und Böden schwankten gestern im Bundesgesundheitsministerium, und manch ein Beamter musste sich schützend auf rutschende Aktenberge werfen. 150 Berliner Schüler brachten den Amtsbetrieb gehörig aus dem Trott. „Gehüpft wie gesprungen: Bewegung fördern – Unfälle vermeiden“ - getreu dem Motto des morgigen Kindersicherheitstages führte die wild bandagierte Truppe eine Bewegungsperformance auf. Sie sprang, raste und hopste durch Hallen und Flure, dass die Wände wackelten. Haus- und Schirmherrin Ulla Schmidt verfolgte den Sicherheits-Auftakt-Chaostag-Trubel mit strahlender Begeisterung.

Schon im sechsten Jahr wird der von der „Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) Mehr Sicherheit für Kinder“ organisierte Kindersicherheitstag begangen. Ärzte- und Sportverbände, Kommunen, Kliniken und Unfallversicherungen sind Mitglieder der BAG. 1,8 Millionen Mal werden Kinder alljährlich bei Unfällen verletzt. Mindestens 60 Prozent der traumatisierenden Ereignisse könnten vermieden werden, so das Ergebnis der gestern vorgestellten Expertise „Bewegung und Kinderunfälle“. Motorische Defizite verschärfen die Gefahr von Unfällen im Alltag.

„Es gibt einen eindeutigen Zusammenhang zwischen Motorik, Wahrnehmung und Unfallrisiken“, bemerken die Autoren der Untersuchung. Mangelhafte Sensomotorik beinträchtige die Gesamtentwicklung der Kinder. Zu wenig Bewegung fördert Haltungsanomalien und Übergewicht, schließlich wird auch das Selbstbewusstsein gestört. Aus Angst vor Misserfolgen und Hänseleien ziehen sich die Kinder zurück und verlieren jedes Interesse an körperlicher Aktivität, der Teufelskreis hat sich geschlossen. Körperliche und emotionale Überforderung verhinderten eine realistische Einschätzung des eigenen Leistungsvermögens, heißt es in der Studie. Mangel an Erfahrung Kraft und Geschicklichkeit lassen normale Alltagssituationen zu gefährlichen Abenteuern werden.

Unter Haltungsschäden leiden mehr als die Hälfte aller Kinder und Jugendlichen, ein Drittel der Grundschüler zeigt Koordinationsstörungen, ein Fünftel ist übergewichtig und verhaltensauffällig sind fast 30 Prozent. Experten schätzen, dass rund die Hälfte des Nachwuchses gezielt motorisch gefördert werden müsste.

Zum Kindersicherheitstag hat die Bundesarbeitsgemeinschaft einen bundesweiten Wettbewerb ausgeschrieben. Grundschüler der dritten und vierten Klassen können daran teilnehmen. Prämiert werden Beiträge, die sich mit dem Thema „Unfallverhütung und Bewegung“ beschäftigen. Ob Theaterstücke, Tänze, Performances, Bilder oder Geschichten, die Projekte sollten die Bewegungsanregungen dokumentieren. Über jeweils 500 Euro für die Klassenkasse können sich die Preisträger freuen. Ihre Ideen dürfen sie dann am Kindersicherheitstag 2006 vorstellen.

Peter Appuhn
physio.de

München

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