News - Behandlung kranker Senioren in Tageskliniken gefährdet?

Behandlung kranker Senioren in Tageskliniken gefährdet?

09.08.2000 • 0 Kommentare

Die Betreuung schwer kranker Senioren in Tageskliniken ist akut gefährdet. Nach einer neuen Richtlinie des Bundesausschusses für Ärzte und Krankenkassen dürften die Einrichtungen die Patienten zwar weiterhin tagsüber teilstationär behandeln, ihnen aber keine häusliche Behandlungspflege mehr verordnen, sagte Oberärztin Romana Lenzen vom Evangelischen Geriatriezentrum Berlin. Dadurch müssten viele ältere Menschen länger im Krankenhaus bleiben oder aber in ein Pflegeheim. Dies sei letztendlich sogar wesentlich teurer.

Die neue Regelung ist nach Angaben der Expertin bereits seit 14. Mai in Kraft, ohne dass die Tagesklinik davon in Kenntnis gesetzt worden sei. Das Berliner Geriatriezentrum habe erst jetzt davon erfahren, als die Techniker Krankenkasse und die AOK in zwei Fällen die Übernahme der Kosten abgelehnt hatten. Dies sei eine «Katastrophe», sagte Lenzen. Etwa jeder vierte Tagesklinik-Patient benötige zu Hause noch Unterstützung, sei es beim Insulinspritzen und Verbändeanlegen. Diese Hilfe sei bislang von den Sozialstationen geleistet worden. Stehe das Angebot Kassenpatienten künftig nicht mehr zur Verfügung, sei auch die teilstationäre Betreuung gestorben.

Durch das umfangreiche Angebot von Tageskliniken können Patienten zum Beispiel nach Schlaganfall, Lähmungen oder schweren Brüchen früher aus dem Krankenhaus entlassen werden. Sie erhalten dann weiterhin eine intensive Behandlung, können sich aber gleichzeitig schon wieder an das Leben zu Hause gewöhnen. Dies sei ein harmonischerer Übergang, als wenn der Patient nach der Krankenhausentlassung sofort wieder auf sich allein gestellt wäre, erläuterte Lenzen. Durch diese Kopplung von klinischer Rehabilitation und langsamer Eingewöhnung in den eigenen vier Wänden erlangten viele Betroffene ihre Selbstständigkeit zurück und müssten nicht in ein Pflegeheim.

In der Einrichtung am Evangelischen Geriatriezentrum, der mit 40 Plätzen bundesweit größten geriatrischen Tagesklinik, sorgen sich Ärzte, Neuropsychologen, Pfleger, Sozialarbeiter sowie Ergo-, Physio- und Sprachtherapeuten um das Wohl der älteren Menschen. Die Patienten kommen morgens in die Klinik und werden nachmittags wieder abgeholt. In dieser Zeit erhalten sie mehrere Behandlungen, um Fähigkeiten wie Laufen und Sprechen zu trainieren. Wenn sich der Zustand weiter stabilisiert hat und nur noch einzelne Therapien in der Woche notwendig sind, können die Patienten in eine ambulante Rehabilitation wechseln.

Quelle: Red-Dienst/ Berlin (ddp)

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