Die Klinik Tecklenburger Land ist
eine Fachklinik für Psychosomatik,
Hämatologie und internistische
Onkologie. Tecklenburg liegt in 30
bzw. 40 km Entfernung zu den
Universitätsstätten Osnabrück
und Münster. Wir sind ein
spannender und interessanter
Arbeitgeber im Münsterland. Warum?
Die Klinik ist eine Einrichtung der
Fuest Familienstiftung, ein sehr
gut aufgestelltes und gesundes
Familienunternehmen. Die Stiftung
bedeutet für die Mitarbeiter
Sicherheit, Stabilität und
Verlässlichke...
eine Fachklinik für Psychosomatik,
Hämatologie und internistische
Onkologie. Tecklenburg liegt in 30
bzw. 40 km Entfernung zu den
Universitätsstätten Osnabrück
und Münster. Wir sind ein
spannender und interessanter
Arbeitgeber im Münsterland. Warum?
Die Klinik ist eine Einrichtung der
Fuest Familienstiftung, ein sehr
gut aufgestelltes und gesundes
Familienunternehmen. Die Stiftung
bedeutet für die Mitarbeiter
Sicherheit, Stabilität und
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Pioniere auf diesem Gebiet sind der VPT und die IKK Berlin und Brandenburg (IKK BB). In den Jahren 2011 bis 2016 führten sie den ersten Modellversuch zur Blankoverordnung durch. Wobei die ersten drei Jahre eher als Vorbereitungs- und Testphase zu werten sind.
Begleitet und ausgewertet wurde das Ganze von der Alice Salomon Hochschule Berlin unter Federführung von Prof. Jutta Räbiger.
Teilgenommen an diesem Modellversuch haben letztlich 27 Praxen v.a. aus dem Großraum Berlin mit 196 Patienten (= Interventionsgruppe, IG). Als Kontrollgruppe (KG) fungierten 784 nach dem Zwillingspaarverfahren ausgewählte Patienten aus dem Datenpool der Krankenkasse.
Einschlusskriterien:
Für die Patienten galt:
- Alter: zwischen 18 und 70 Jahren
- Erkrankungen des Muskel-Skelett-System und Bindegewebe aus den Indikationsgruppen des Heilmittelkataloges: EX, WS und CS
Für die teilnehmenden Therapeuten galt:
- Praxis in Berlin oder Brandenburg
- mindestens 3 Jahre Berufserfahrung
- mindestens eine Zertifikatsfortbildung
- Teilnahme an einer Schulung zur Dokumentation
Wesen der Blanko-Verordnung und ihre Vergütung
Charakteristisch für eine Blanko-Verordnung ist, dass der Arzt nur noch die Diagnose und die Indikation zur Physiotherapie stellt und der Therapeut dann in Eigenregie die Behandlungstechnik, die notwendigen passiven Maßnahmen, die Anzahl der notwendigen Behandlungen insgesamt und die Frequenz festlegt. Abgerechnet wurde in diesem Modellversuch nach der sogenannten "Einzelleistungsvergütung", das heißt: die Physiotherapeuten bekamen jede einzelne Maßnahme bezahlt.
Schwerpunkte der Evaluation
Das Augenmerk des Projektes lag vor allem auf der medizinischen Wirksamkeit und der Patientenzufriedenheit. Den Auswirkungen auf die Kosten wurde nur eine "nachrangige Bedeutung" zugemessen. Daher wurden diese nur zum Teil untersucht und eine Gegenüberstellung der Kosten konnte nur "ansatzweise" erfolgen.
Das heißt, es wurden nur die reinen Kosten für Physiotherapie verglichen und keine Evaluation der eingesparten Kosten durch möglicherweise weniger Arztbesuche, Röntgenbilder oder Krankenhausaufenthalte erhoben (Vollkostenberechnung). Den Grund hierfür nennt Frau Räbiger in ihrer Veröffentlichung allerdings nicht.
Instrumente der Evaluation
Zur Erfassung der medizinischen Wirksamkeit dienten folgende Parameter und Instrumente:
- Schmerzintensität, gemessen anhand der Visuellen Analogskala (VAS 0 - 100)
- Kinn-Jugulum-Abstand bei HWS-Patienten
- Muskelkraft gemäß der fünfstufigen Muskelfunktionsprüfung nach Janda bei Patienten mit Gelenkbeschwerden
- Patientenselbstauskunftsbogen EQ-5D-3L
Zur Erfassung der Patientenzufriedenheit wurde nach Abschluss der Behandlung eine Patientenbefragung durchgeführt. Hier mussten diese Schulnoten von 1 (für voll zufrieden) bis 6 (für überhaupt nicht zufrieden) vergeben. Die Fragen und die jeweiligen Noten hierzu, weiter unten im Text.
Die Ergebnisse
Die Ergebnisse der Auswertung dürften nicht sonderlich überraschen. Vereinfacht ausgedrückt lässt sich sagen: Darf ein Therapeut mehr therapieren, so therapiert er auch mehr. Und therapiert er mehr, steigt die Patientenzufriedenheit.
Hier ausgewählte Ergebnisse zur medizinischen Wirksamkeit der Therapie in der Interventionsgruppe im Einzelnen:
- Schmerzintensität: anfangs 52,7, am Ende 26,5
- Kinn-Jugulum-Abstand: anfangs 2,7 cm, am Ende 1,9 cm
- Muskelkraft: anfangs 78%, am Ende 90% der Maximalkraft
Zu den Ergebnissen in der Kontrollgruppe lässt sich in den Veröffentlichungen leider keine Aussage finden.
Deutliche Verbesserungen erzielte die Interventionsgruppe gegenüber der Kontrollgruppe auf dem Felde der Patientenzufriedenheit.
Hier ausgewählte Fragestellungen mit ihren jeweiligen Benotungen:
- Hatten Sie über den gesamten Behandlungszeitraum einen festen Ansprechpartner unter den Therapeuten? (IG 1,5 / KG 2,3)
- Haben sich die Therapeuten für Sie genügend Zeit genommen? (IG 1,5 / KG 2,5)
- Wurden Sie in die Therapieplanung mit einbezogen? (IG 1,7 / KG 3,1)
- Wurden Sie zur Selbsthilfe (in Form häuslicher Übungen, spezieller Verhaltensweisen) motiviert, beraten und angeleitet? (IG 1,5 / KG 2,8)
- Wie zufrieden sind Sie mit der Behandlung, die Sie erhalten haben, im Großen und Ganzen? (IG 1,8 / KG 2,7)
- Würden Sie wieder in diese Einrichtung kommen, wenn Sie eine Physiotherapie bräuchten? Stichwort: Patientenbindung (IG 1,5 / KG 2,1)
Verhalten der Therapeuten unter den Bedingungen der Blanko-Verordnungen
Interessant dürfte auch der Aufwand sein, für den sich die Therapeuten in der Interventionsgruppe der Blankoverordnung entschieden haben:
- Leistungseinheiten pro Behandlungsfall (Median): IG 18,4 zu KG 6,3
- Dauer pro Behandlungsfall in Tagen (Median): IG 42,0 zu KG 17,0
- Kosten pro Behandlungsfall in Euro (Median): IG 237,7 zu KG 90,0
- Anwendung von Manueller Therapie in Prozent: IG 75,2 zu KG 41,4
- Kombination MT mit Wärme in Prozent: IG 46,0 zu KG 15,2
Wie bewerten nun VPT, IKK BB und die Hochschule den Modellversuch?
VPT:
"Bei der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung ist in jedem Fall der Blick auf die Gesamtkosten nötig. Dabei müssen die Anzahl der Krankheitstage, stationäre Aufenthalte, Arztbesuche […] sowie die Nachhaltigkeit und der Selbstwirksamkeitsgewinn der Patienten Berücksichtigung finden."
IKK BB:
"Das Feedback der Teilnehmenden ermutigt. Die Zufriedenheit mit der Behandlung insgesamt wurde deutlich höher bewertet als nach Vollverordnung. […] Wir gehen davon aus, dass Erfahrungen und Ergebnisse unseres Pilotprojektes einen Beitrag zu Gestaltung, Verlauf und Ergebnissen nachfolgender Modelle leisten können."
Die Hochschule :
"Im Bezug auf die Nachhaltigkeit der Behandlung gab es Hinweise, dass ein Großteil der am Anfang des Modellvorhabens behandelten Patienten in den Folgejahren nicht wiederholt behandelt werden musste. Um zur Nachhaltigkeit abschließend valide Aussagen treffen zu können, ist im nächsten Jahr eine Nachuntersuchung geplant."
Wir werden für Sie weiter am Thema bleiben.
Wer die Veröffentlichung der Hochschule im Einzelnen nachlesen möchte, findet diese hier.
Friedrich Merz / physio.de
ModellvorhabenBlankoverordnungVPTIKK
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Kontrollgruppe werden Patienten gleicher Altersgruppe und
gleichen Geschlechts mit identischen Behandlungsdiagnosen/
Indikationsgruppen erfasst, die gemäß einer ärztlichen Voll-
Verordnung behandelt wurden.
Hier die Zusammenfassung: Link
Dazu hier etwas mehr: Link
und hier: Link
und zuletzt hier: Link
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stefan 302 schrieb:
Da die Kontrollgruppe aus den Daten der IKK stammt: In der
Kontrollgruppe werden Patienten gleicher Altersgruppe und
gleichen Geschlechts mit identischen Behandlungsdiagnosen/
Indikationsgruppen erfasst, die gemäß einer ärztlichen Voll-
Verordnung behandelt wurden.
Hier die Zusammenfassung: Link
Dazu hier etwas mehr: Link
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MikeL schrieb:
Es ist mir schleierhaft, warum sich in der Studie ausgerechnet zur Frage nach der medizinischen Wirksamkeit keine Aussage zu den Ergebnissen der Kontrollgruppe befindet. Ein Unterschied beider Vergleichsgruppen unter eben diesem Gesichtspunkt wäre doch DIE Kernaussage der Studie gewesen! *[verwirrt]*
Gab sich die Therapeutin in der Interventionsgruppe mehr Mühe? Oder ist es der höhere Zeiteinsatz? Mehr ergänzende Therapie? Qualifizierteres Personal?
Das dürfte noch genauer untersucht und beantwortet werden.
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tom1350 schrieb:
Wieso gibt es in beiden Gruppen bezüglich der Patientenzufriedenheit so deutliche Unterschiede?
Gab sich die Therapeutin in der Interventionsgruppe mehr Mühe? Oder ist es der höhere Zeiteinsatz? Mehr ergänzende Therapie? Qualifizierteres Personal?
Das dürfte noch genauer untersucht und beantwortet werden.
Oder sollte hier mal wieder eine Studie in eine bestimmte Richtung gelenkt werden? Anders kann ich es mir nicht erkären.
Schade, so ist eine Studie, die sehr sinnvoll hätte sein können, in meinen Augen wertlos.
Gruß Britt
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Ist sie nicht, wenn auch ein paar methodische Fehler sich finden lassen, so ist der Outcome soweit gut belastbar, als dass wir in BaWü diese Daten für die Umsetzung der Blanko in BaWü angepasst übernehmen konnten, bzw. wir hier in BaWü haben den deutlichen Vorteil, dass durch die Haus- und Facharztverträge eine Nachhaltigkeit bezogen auf Folgekosten besser evaluierbar sein werden. Diese Daten können von der AOK registriert und ausgewertet werden. Was im Übrigen nicht gut kommuniziert wurde ist, dass die spezielle dafür eingeführte Befundposition (die auch extra bezahlt wurde...) nicht mal von 60% der PT genutzt wurde, also nicht gemacht.... Alle "schreien" nach einer Befundposition und gibt es diese, wird es nicht genutzt.
Warum?: Fragen ergaben, dass sich PI und deren MA sich nicht "in der Lage sahen", diesen "einfach" gehaltenen Befundbogen fachkonform auszufüllen.
Heiliges Physioland....
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stefan 302 schrieb:
..."in meinen Augen wertlos."
Ist sie nicht, wenn auch ein paar methodische Fehler sich finden lassen, so ist der Outcome soweit gut belastbar, als dass wir in BaWü diese Daten für die Umsetzung der Blanko in BaWü angepasst übernehmen konnten, bzw. wir hier in BaWü haben den deutlichen Vorteil, dass durch die Haus- und Facharztverträge eine Nachhaltigkeit bezogen auf Folgekosten besser evaluierbar sein werden. Diese Daten können von der AOK registriert und ausgewertet werden. Was im Übrigen nicht gut kommuniziert wurde ist, dass die spezielle dafür eingeführte Befundposition (die auch extra bezahlt wurde...) nicht mal von 60% der PT genutzt wurde, also nicht gemacht.... Alle "schreien" nach einer Befundposition und gibt es diese, wird es nicht genutzt.
Warum?: Fragen ergaben, dass sich PI und deren MA sich nicht "in der Lage sahen", diesen "einfach" gehaltenen Befundbogen fachkonform auszufüllen.
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Britt schrieb:
Ich kann MikeL nur beipflichten. Das ist mir auch sofort negativ aufgefallen. Da gibt es eine Kontrollgruppe und dann spielt der Unterschied zur medizinischen Wirksamkeit beider Vergleichsgruppen keine Rolle. Was soll denn das???
Oder sollte hier mal wieder eine Studie in eine bestimmte Richtung gelenkt werden? Anders kann ich es mir nicht erkären.
Schade, so ist eine Studie, die sehr sinnvoll hätte sein können, in meinen Augen wertlos.
Gruß Britt
Letztendlich bleibt der ( subjektive ) Fragebogen. Und der liefert eindeutige Noten bezüglich der Patientenzufriedenheit. Im Umkehrschluss heißt das, dass unsere tägliche Arbeit unter den gegebenen Umständen nur wenig zufriedenstellend für Patient und Therapeut sein kann.
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tom1350 schrieb:
Wenn ihr erklären könnt, unter welchen wissenschaftlich fundierten Gesichtspunkten eine ( längerfristige ) medizinische Wirksamkeit nachgewiesen werden kann.
Letztendlich bleibt der ( subjektive ) Fragebogen. Und der liefert eindeutige Noten bezüglich der Patientenzufriedenheit. Im Umkehrschluss heißt das, dass unsere tägliche Arbeit unter den gegebenen Umständen nur wenig zufriedenstellend für Patient und Therapeut sein kann.
Hier einen "Standard" unter Ausschaltung individueller Einflußgrößen/subjektiver Empfiindungen schaffen zu wollen, halte ich für so gut wie unmöglich und wenig aussagekräftig.
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Physio394 schrieb:
Aus meiner Warte verhält es sich mit der Patientenzufriedenheit ähnlich wie mit der Behandlungsqualtät - es fehlt zumeist einfach an einer klaren (Ziel-)Definition und klaren (Qualitäts-)Kriterien/meßbaren Größen sowie an Konstanten.
Hier einen "Standard" unter Ausschaltung individueller Einflußgrößen/subjektiver Empfiindungen schaffen zu wollen, halte ich für so gut wie unmöglich und wenig aussagekräftig.
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physiox100 schrieb:
Ich bezweifle das Patientenzufriedenheit in irgendeinem Maße ausschlaggebend für die Krankenkassen sein wird. Die werden sehen, dass es mehr Geld kostet, aber die Auswirkungen auf OPs, Krankenhaustage, Arztbesuche etc.. wird nicht deutlich. In dieser Hinsicht ist diese Auswertung für eine grundlegende Änderung in der Physiotherapie eher kontraproduktiv.
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MartonO1 schrieb:
Erstaunlich dass in einem Modellversuch mit solch einer potenziellen Tragweite keine Assessments zur Objektivierung von Verbesserungen auf Aktivität- und Teilhabeebene zum Nachweis medizinischer Wirksamkeit therapeutischer Interventionen angedacht werden. Aus der zur Verfügung stehenden Literatur ist kein Fokus in diese Richtung zu erkennen. Unabhängig davon, dass diese Begrifflichkeiten wie auch die gesamte Betrachtung von Gesundheit auf Basis der international verbreiteten ICF in Deutschland immernoch relativ unbekannt scheinen, wird eine steigende Patientenzufriedenheit für die Leistungsträger vermutlich kein überzeugender Parameter zur Einführung der Blankoverordnung sein. Martin George
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