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Nun veranstaltete Physio Deutschland (ZVK) eine Podiumsdiskussion mit VertreterInnen der Politik und Institutionen wie dem Wissenschaftsrat, dem Hochschulverbund Gesundheitsfachberufe (HVG) und dem Bündnis Therapiefachberufe an die Hochschulen. Aber auch Stimmen aus der Praxis kamen zu Wort.
Damit Sie sich von den jeweiligen Überzeugungen der einzelnen Entscheidungsträger einen Eindruck machen können, lassen wir sie in diesem Artikel überproportional häufig in direkter oder indirekter Rede zu Worte kommen – auch wenn der heutige Artikel dadurch etwas länger wird.
Begriffsklärung
Teilakademisierung bedeutet, dass eine zweigleisige Strategie zwischen hochschulischer und fachschulischer Ausbildung verfolgt wird. Also der aktuell vorherrschende Zustand.
Vollakademisierung beschreibt eine ausschließliche hochschulische Berufsqualifikation, so wie sie in allen anderen Ländern der Welt üblich ist.
Das Duale Studium beschreibt eine Kooperation zwischen Hochschulen und Ausbildungsbetrieben.
Versorgungsqualität
Zunächst kam Professorin Uta Gaidys aus dem Wissenschaftsrat zu Wort. Die Hamburgerin stellte zunächst die Ausgangslage dar. Hier wurde klar, dass große Herausforderungen auf den gesamten Gesundheitssektor zukommen – darunter der demografische Wandel. Die immer älter werdenden Menschen benötigen auch immer mehr medizinische Versorgung. Die Lebensjahre mit Einschränkungen steigen und verursachen daher auch in den Heilberufen eine höhere Nachfrage. Ebenso altern aber auch die TherapeutInnen mit. Erst kürzlich berichteten wir über den Wandel in den Therapiefachberufen.
Ebenso besteht der Drang zu mehr Ambulantisierung schon seit Jahren. Er soll, muss und wird sich aber weiter steigen. Kürzere Aufenthalte im Krankenhaus, kleinere Eingriffe in ambulanten Operationszentren, Rehabilitation in dezentralen ambulanten Einrichtungen und andere Strategien sollen immer weiter ausgebaut werden. Damit gepaart ist die Ökonomisierung. Hierbei geht es nicht darum, eine schlechtere Versorgung zum günstigeren Preis rauszuholen. Vielmehr soll die bestmögliche Versorgung in der Gesamtbetrachtung erzielt werden.
Des Weiteren griff Prof. Gaidys die bereits zehn Jahre alte Empfehlungen des Wissenschaftsrates auf. Hier heißt es, dass 10 bis 20 Prozent der Absolventinnen eines Jahrgangs einen akademischen Abschluss erlangen sollten. Stand aktuell wird in den unterschiedlichen Heilberufen aber nicht einmal ein Drittel dieses Ziels erreicht.
Das Argument, dass durch die Akademisierung „von der Bank weg“ ausgebildet wird – also nur Studierte, die nicht in der Praxis ankämen – konnte Prof. Gaidys widerlegen. Das Gefühl der Einrichtungen trüge, da die „mikroskopische Dosis“ an Akademikern einfach nicht auffalle. In einer Erhebung zeige sich, dass über 90 Prozent der studierten TherapeutInnen in der Praxis tätig sind. Ein ähnlicher Anteil wie bei den Nichtakademikern. Diese Aussagen stützte auch Prof. Stefan Herzig vom Hochschulrektorenrat.
Abschließend zeigte die Professorin die Potenziale der hochschulischen Ausbildung. Die traditionellen Aufgaben der TherapeutInnen in der Praxis würden weiterhin adäquat abgedeckt. Gleichzeitig würde eine deutlich wissenschaftsorientiertere und leitlinienkonformere Betrachtung der Therapie durchgeführt werden. „Für eine steigende Autonomie wie mit der Blankoverordnung oder gar einem Direktzugang, sind zwangsläufig andere Kompetenzen erforderlich. Diese können in einer fachschulischen Ausbildung nicht vermittelt werden. Außerdem muss zur weiteren Stärkung der Berufe gegenüber anderen Professionen die Forschung vorangetrieben werden“, so die Hamburgerin. Der anklingende Ruf nach „konservativ vor operativ“ müsse deutlich lauter werden. Dazu benötige es aber entsprechende ForscherInnen, die ihre Profession vertreten.
Die Abgeordneten Saskia Weishaupt (Grüne) und Bettina Müller (SPD) wiesen zunächst auf die Befürwortung der Akademisierung ihrer Parteien und der Ampelkoalition hin. Frau Weishaupt hob zudem auf die Komplexität der Medizin an sich und damit insbesondere auch für TherapeutInnen hervor. „Diese verantwortungsvollen Aufgaben bedürfen einer hochschulischen Qualifikation. Sonst könnte man ja auch Ärzte ohne Studium ausbilden.“ Vor allem die Zukunft würde eine Entlastung der ärztlichen Versorgung verlangen. Neue Aufgabenbereiche und mehr Autonomie für die HeilmittelerbringerInnen würden die Folge sein. „Dies soll keineswegs die bisher nicht studierten TherapeutInnen degradieren oder ihre Arbeit schlecht reden. Aber die Entwicklung steht nicht still; in keiner Berufsgruppe.“, so die beiden Abgeordneten im Gleichklang.
Auch die Ängste der aktuell bestehenden Fachschulen seien unbegründet. Zum einen würde die Ausbildung zum Masseur und med. Bademeister weiterhin eine fachschulische Qualifikation bleiben. Andererseits würden auch die FachlehrerInnen zukünftig benötigt werden.
Andreas Pust vom "Bündnis Therapieberufe an die Hochschulen" äußerte sich zu den Perspektiven durch die Akademisierung wie folgt: „Die aktuellen Rahmenbedingungen der fachschulischen Ausbildung limitieren die Kompetenzentwicklung. Die Fachschulen ermöglichen keine direkt Selbstständigkeit. Dies mündet dann in der bekannten Weisungsgebundenheit. Hochschulen hingegen schulen Eigenverantwortung (Autonomie) und geben damit ein deutlich breiteres Spektrum im praktischen Handeln. Diese Kompetenzerweiterung reduziere zudem die hierarchischen Strukturen." Auch Pust wies besonders darauf hin, dass die Arbeit der aktuellen Praktiker nicht schlecht geredet werden soll, aber der Zukunftsmarkt entsprechende Entwicklungen unumgängliche mache.
Versorgungsquantität
Auf die Zuschauerfrage, ob die Akademisierung den aktuellen Fachkräftemangel nicht zusätzlich verschärfen würde, antworteten mehrere Diskussionsteilnehmer nahezu im Gleichklang.
Andreas Pust begann mit dem Aspekt der BewerberInnen. Hier zeige sich, dass aktuell schon eine Vielzahl von neuen Auszubildenden eine Hochschulzugangsberechtigung innehätten. „Es gibt hier ein großes Bewerberpotenzial. Dies haben unsere Nachbarländer eindrucksvoll gezeigt.“
Frau Weishaupt (Grüne) bestätigte diese Aussage mit dem Verweis auf Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Zudem wies sie auf eine Befragung von AbiturientInnen hin, die eine Fachschulausbildung scheuen würden, da sie ihr Abitur schließlich für ein Studium gemacht hätten.
Bettina Müller (SPD) führte abschließend die horizontale und vertikale Durchdringbarkeit im Deutschen Bildungssystem an. „Viele aktuelle PhysiotherapeutInnen kennen die Zwischenstation über den Masseur und Med. Bademeister noch.“
Saskia Weishaupt wies letztendlich nochmals darauf hin, dass es kein Verdrängen der bisher fachschulisch ausgebildeten TherapeutInnen geben würde. „Wir können ihnen die Angst nehmen, abgeschafft zu werden. Es geht bei der Akademisierung primär um die nächsten Generationen an Azubis, nicht um die bestehende Therapeutenschaft.“, so die Politikerin
Zeitlicher Ablauf
Das Mitglied des Hochschulrektorenrats, Prof. Stefan Herzig, wies darauf hin, dass bisher kein klarer Zeitplan aufgestellt wurde. Eine Roadmap mit eindeutigen Meilensteinen (Ab wann, in welchen Schritten, in welchem Umfang, mit welchen Übergangsfristen) werde aber dringend benötigt.
Frau Müller (SPD) war Mitwirkende bei der mittlerweile umgesetzten Vollakademisierung der Hebammen und Geburtshilfe. Sie betonte in diesem Zusammenhang, dass man bei den HeilmittelerbringerInnen nicht die gleichen Fehler machen solle. Die Schwierigkeiten, die erst nach der Umsetzung sichtbar wurden, müssten für zukünftige Projekte zwingend berücksichtigt werden. So beschrieb sie, dass die entsprechende Vorqualifikation der Lehrkräfte eine massive Hürde darstelle.
Es stünde zwar eine nicht unerhebliche Menge an ausreichend qualifizierten Lehrkräften durch die aktuellen Fachschulen für das Hochschulwesen zur Verfügung, allerdings reichten diese nicht für eine Vollakademisierung aus. Es fehle vor allem an MasterabsolventInnen und ProfessorInnen für die Studiengangsleitung. Sie schätzt einen Zeitraum von mindestens 10 bis 15 Jahren, in dem es eine zweigleisige (teilakademische) Ausbildung geben wird, bis der Übergang zur Vollakademisierung vollzogen sein werde. „Aber auch nur, wenn wir JETZT diesen Fahrplan starten.“, fügte Prof. Gaidys hinzu.
Ausgestaltung der Studiengänge
Zu diesem Abschnitt hielt Prof. Stefan Herzig von der Hochschulrektorenkonferenz einen kurzen Vortrag. „Die Hochschulen sind aktuell gut gerüstet“, begann er. Die Erkenntnisse aus den bestehenden Studiengängen zeigten eine adäquate praktische Kompetenz und die passende Quote an AbsolventInnen die in die Patientenversorgung einstiegen.
Saskia Weishaupt äußert sich zu diesem Punkt wie folgt: „Die Ausgestaltung muss klar auf Bundesebene vorgegeben werden, denn Hochschulen liegen in Bundesverantwortung. Die Fachschulen hingegen obliegen der Landesverantwortung. Mit der Akademisierung ist eine Vereinheitlichung der Ausbildungsinhalte deutlich leichter.“
Laut Bernhard Borgetto, Professor der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Künste (HAWK) Hildesheim, müssten insgesamt 124 neue Studiengänge entstehen. Mit Blick auf die zuvor genannten 10 bis 15 Jahre „Übergangszeit“ entspräche dies alle zwei Jahre einem neuen Studiengang pro Bundesland.
Finanzierung der Qualifikation
Zu diesem Punkt startete Andreas Pust mit den Worten: „Die Schulgeldfreiheit hat die Attraktivität der Ausbildung nicht deutlich gesteigert. Die Hochschule könnte mehr Attraktivität für diese Berufe bringen.“
Den direkten Kostenvergleich zwischen fachschulischer und hochschulischer Ausbildung erläuterte Prof. Borgetto. Klar ersichtlich wurde, dass die Gesamtkosten für den akademischen Weg keine Abweichung zur fachschulischen Bildung aufweisen. Bei einer Bündelung der verschiedenen Heilmittelerbringer an Hochschulen sei sogar eine Personal- und Kostenersparnis möglich. „Am schwierigsten ist es, Referenten für die Arztfächer zu bekommen. In diesen Bereichen könnten die Ergos, Physios und Logos häufig gemeinsam einer Vorlesung beiwohnen.“, so der Professor aus Hildesheim.
Auch zur Ausbildungsvergütung äußerte sich Borgetto. Diese beliefe sich auf etwa eine Milliarde Euro jährlich. Diese Kosten lägen dann in der Zuständigkeit der Krankenkassen. Bettina Müller (SPD) verwies hierzu nochmals auf das Duales Studium. „Für eine Ausbildungsvergütung wäre das die beste Lösung.“
Saskia Weishaupt (Grüne) ergänzte: „Bildung darf nichts Kosten. Die Ausgestaltung der Studiengänge muss denen anderer Berufsgruppen gleichen. Ein elternunabhängiges BAföG und die Möglichkeit des Jobbens müssen gegeben sein. Das typische Fachschulsystem mit seiner Präsenzpflicht macht dies unmöglich.“
Fazit
Andreas Pust fasste in der Abschlussrunde nochmals das Kernproblem der Teilakademisierung wie folgt zusammen: „Die Teilakademisierung spaltet den Markt. Patienten werden verunsichert, wer denn der kompetentere Behandler wäre. Ebenso entstehen mehr Kosten durch die zweigleisige Strategie. Die ‚Zwergenschulen‘, also Schulen mit geringen Jahrgangsgrößen und nur einzelnen Jahrgängen, benötigen deutlich mehr Personal.“
Bettina Müller (SPD): „Vollakademierung ist der einzige Weg, um die Forderungen des Wissenschaftsrates überhaupt zu erreichen. Die Teilakademisierung verzögert die Zielerreichung bis ins nächste Jahrhundert.“
Saskia Weishaupt (Grüne): „Das ‚Mitnehmen‘ aller Berufsangehörigen ohne akademischen Abschluss ist extrem wichtig. Eine Novellierung des aktuellen Ausbildungsrahmen ist jetzt schon notwendig, um den Übergang bis zur Vollakademisierung sinnvoll zu gestalten.“
Martin Römhild / physio.de
Nachtrag
Kaum eine Woche später publizierte der Blinden- und Sehbehindertenverband eine Resolution in der er sich für eine Beibehaltung einer grundständigen Ausbildung in Berufsfachschulen ausspricht.
Sie finden die Resolution hier.
AkademisierungSPDDie GrünenHochschuleZVKWissenschaftsrat
,,(...) und die Möglichkeit des Jobbens müssen gegeben sein. Das typische Fachschulsystem mit seiner Präsenzpflicht macht dies unmöglich.“
-> Die Schüler gehen 12 Jahre in der Schule.
Wie wird da 12 Jahre gelernt? In Präsenzunterricht.
Wofür wird da 12 Jahre gelernt? Für Noten.
Dann kommen sie aus der Schule raus und gehen an die Uni.
Wie wird da gelernt? Viel im Selbststudium.
Wofür wird da gelernt? Für eigene Ziele.
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Philipp Morlock schrieb:
Im Studium gibt es auch Noten
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Halbtitan schrieb:
Zitat:
,,(...) und die Möglichkeit des Jobbens müssen gegeben sein. Das typische Fachschulsystem mit seiner Präsenzpflicht macht dies unmöglich.“
-> Die Schüler gehen 12 Jahre in der Schule.
Wie wird da 12 Jahre gelernt? In Präsenzunterricht.
Wofür wird da 12 Jahre gelernt? Für Noten.
Dann kommen sie aus der Schule raus und gehen an die Uni.
Wie wird da gelernt? Viel im Selbststudium.
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e.r. schrieb:
Wer hat denn eine Gegenposition übernommen in der Podiumsdiskussion? Die Einigkeit, die dort demonstriert wird, spiegelt ja nicht die Gesamtheit der Heilmittelerbringer wider. Ich verweise hier mal auf die Unterschriftenaktion zur Akademisierung. Die Anzahl der gesammelten Unterschriften ist ja minimal im Verhältnis zur Gesamtzahl der Therapeuten.
>>Das Mitglied des Hochschulrektorenrats, Prof. Stefan Herzig, wies darauf hin, dass bisher kein klarer Zeitplan aufgestellt wurde. Eine Roadmap mit eindeutigen Meilensteinen (Ab wann, in welchen Schritten, in welchem Umfang, mit welchen Übergangsfristen) werde aber dringend benötigt.<<
mfg hgbblush
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hgb schrieb:
Der Start liegt in Berlin:
>>Das Mitglied des Hochschulrektorenrats, Prof. Stefan Herzig, wies darauf hin, dass bisher kein klarer Zeitplan aufgestellt wurde. Eine Roadmap mit eindeutigen Meilensteinen (Ab wann, in welchen Schritten, in welchem Umfang, mit welchen Übergangsfristen) werde aber dringend benötigt.<<
mfg hgbblush
Die Meinung und Bedürfnisse der Branche wurde leider keineswegs widergespiegelt. Und es ist ja bekannt dass eine Akzeptanz solch tiefgreifender Änderungen nicht von oben herab entstehen kann sondern sich von innen heraus entwickeln muss. Der Großteil der Therapeuten sieht keinerlei Vorteile in einer Vollakademisierung und sorgt sich eher um die eh schon sehr, sehr schwierige Patientenversorgung derzeit.
In meinen Augen ist eine nachhaltige Reform der berufsfachschulischen Ausbildung für die Gewährleistung einer flächendeckenden Patientenversorgung angesagt, zu der gut akademisierte Therapeuten in Lehre und Forschung ihren großen Beitrag leisten sollten.
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Physoworld schrieb:
Nicht gelesen ? Alle drei Befürworter sagten doch und auch das statistische Bundesamt, dass es nichts ausmacht, ob Studiengang oder Duales System, ob die Flächendeckende Versorgung in Gefahr ist oder nicht, das spielt in dem Sinne KEINE Rolle 🤪
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Olav schrieb:
Die Zusammensetzung der Teilnehmer der Veranstaltung sowie die Tatsache, dass kritische und unbequeme Fragen von Zuschauern kaum bis gar nicht zugelassen wurden, machte das ganze Event zu einer Scheindiskussion und Werbeveranstaltung.
Die Meinung und Bedürfnisse der Branche wurde leider keineswegs widergespiegelt. Und es ist ja bekannt dass eine Akzeptanz solch tiefgreifender Änderungen nicht von oben herab entstehen kann sondern sich von innen heraus entwickeln muss. Der Großteil der Therapeuten sieht keinerlei Vorteile in einer Vollakademisierung und sorgt sich eher um die eh schon sehr, sehr schwierige Patientenversorgung derzeit.
In meinen Augen ist eine nachhaltige Reform der berufsfachschulischen Ausbildung für die Gewährleistung einer flächendeckenden Patientenversorgung angesagt, zu der gut akademisierte Therapeuten in Lehre und Forschung ihren großen Beitrag leisten sollten.
Somit geht die Diskussion zum jetzigen Zeitpunkt am Kernthema vorbei und ist ein Potemkinsches Dorf, um nicht über die Trostlosigkeit der Gegenwart diskutieren zu müssen.
Es wäre sehr einfach, den Beruf attraktiver zu gestalten, wenn man Bürokratie abbaut, korrekte Honorare zahlt und mehr Eigenverantwortung einführt.
Wenn wir so weitermachen, werden wir uns von der Akademisierung entfernen, weil wir für die aktuellen Gehälter nur noch Schamanen und Voodoo-Priester gewinnen können.
Und wer glaubt, dass die Kassen für mehr Qualität auch mehr Geld zahlen, hat noch nie an einem Hintergrundgespräch teilgenommen. Die Kassen sind pro Akademisierung aber werden sie nicht bezahlen.
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Horatio72 schrieb:
Mir kommt es da immer so vor als würde über unsren Berufsstand in 20 Jahren diskutiert und keinen juckt es das er grad komplett vor die Hunde geht..
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PT BLN schrieb:
@Jens Uhlhorn genauso ist es!
Alles war hervorragend organisiert! Auch monetär ging es langsam nach oben.
Wenn ich den Vergleich zur Schweiz ziehe, kann hierzulande die Physiotherapieausbildung von der Akademisierung nur profitieren!
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JK26 schrieb:
Ich habe 10 Jahre in der Schweiz als Physiotherapeut gearbeitet. in dieser Zeit wurde die Physiotherapie vollakademisiert. Die schweizer Fachschulausbildung war damals auf einem sehr hohen fachlichen Niveau entwickelt. Die Ausbildung ging insgesammt 4 Jahre! Bei der "Umstellung" zum Studium gab es dann das Problem das Ganze auf 3 Jahre (Bachelor) zu kürzen und noch die Wissenschaftsfächer zu integrieren. Ich möchte damit nicht sagen, dass das schweizer Studium jetzt schlechter ist als die Schweizer Fachschulausbildung, aber es war zumindest in der Anfangsphase ein Unterschied feststellbar. Bestehende schweizer Physiotherapeuten mit Fachschulabschluss konnten damals in einer Übergangsphase mit einem Aufbaustudium den Studienabschluß ebenso erreichen.
Alles war hervorragend organisiert! Auch monetär ging es langsam nach oben.
Wenn ich den Vergleich zur Schweiz ziehe, kann hierzulande die Physiotherapieausbildung von der Akademisierung nur profitieren!
Das Landesgesundheitsamt im Land Brandenburg kannte auch meinen Abschluss als Masseurin und medizinische Bademeisterin nicht. Denn es war ja ein Abschluss aus Berlin von 1993.
Mehr als die Gesetzgebung zu erläutern konnte auch mein Anwalt vom Berufsverband VPT im Jahre 2006 nicht mehr tun.
Das Gesetz gibt die Möglichkeit ein Amt lehnt ab aber aus anderen Gründen.
Fragestellung klar verfehlt. Versicherung zahlt auch nicht mehr.
Gibt es den noch interessierte Masseure und med. Bademeister die die Aufstiegsqualifizierung machen möchten?
Wir können ja eine Gruppe bilden.
Bitte meldet euch. Danke im voraus.
Herzliche Grüße von Ines Bell
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Ines Bell schrieb:
@JK26 Leider ist es in Deutschland aufgrund des Föderalismus nicht möglich für alle Bundesländer einheitliche eine Finanzierung der Aufstiegsqualifizierung zum Physiotherapeuten zu regeln. Mir wurde schier nach 6 Jahren Bearbeitungszeit und einem Klageverfahren, mein Antrag abgelehnt , mit der Begründung: "Ich hätte diesen Beruf schon als Erstausbildung in der DDR absolvieren können. Eine Aufstiegsqualifizierung zum Physiotherapeuten gibt es nicht".
Das Landesgesundheitsamt im Land Brandenburg kannte auch meinen Abschluss als Masseurin und medizinische Bademeisterin nicht. Denn es war ja ein Abschluss aus Berlin von 1993.
Mehr als die Gesetzgebung zu erläutern konnte auch mein Anwalt vom Berufsverband VPT im Jahre 2006 nicht mehr tun.
Das Gesetz gibt die Möglichkeit ein Amt lehnt ab aber aus anderen Gründen.
Fragestellung klar verfehlt. Versicherung zahlt auch nicht mehr.
Gibt es den noch interessierte Masseure und med. Bademeister die die Aufstiegsqualifizierung machen möchten?
Wir können ja eine Gruppe bilden.
Bitte meldet euch. Danke im voraus.
Herzliche Grüße von Ines Bell
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JK26 schrieb:
@Ines Bell Ich bin mir nicht sicher, ob wir vom gleichen Thema sprechen?
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Jens Uhlhorn schrieb:
Ich muss bei der Debatte derzeit immer lachen. Es ist völlig egal, wie man sich die Ausbildung zukünftig auf welchem Niveau vorstellt, wenn Absolventen in Scharen den Beruf verlassen, weil die Rahmenbedingungen so schlecht sind.
Somit geht die Diskussion zum jetzigen Zeitpunkt am Kernthema vorbei und ist ein Potemkinsches Dorf, um nicht über die Trostlosigkeit der Gegenwart diskutieren zu müssen.
Es wäre sehr einfach, den Beruf attraktiver zu gestalten, wenn man Bürokratie abbaut, korrekte Honorare zahlt und mehr Eigenverantwortung einführt.
Wenn wir so weitermachen, werden wir uns von der Akademisierung entfernen, weil wir für die aktuellen Gehälter nur noch Schamanen und Voodoo-Priester gewinnen können.
Und wer glaubt, dass die Kassen für mehr Qualität auch mehr Geld zahlen, hat noch nie an einem Hintergrundgespräch teilgenommen. Die Kassen sind pro Akademisierung aber werden sie nicht bezahlen.
wir werden mit der Akademisierung noch mehr Probleme haben unsere Patienten zu versorgen, weil wie oben schon beschrieben die Kassen die Akademisierung nicht in barer Münze bezahlen wird. Es werden deshalb garantiert nicht mehr Leute einen therapeutischen Beruf ergreifen während andere ( vielleicht gut abgeschlossene Realschüler ) überhaupt keine Chance bekommen Therapeut zu werden. War zumindest bei mir so.
Ich persönlich finde die Teil Akademisierung wie es momentan läuft am besten.
Ich habe den Text zur Podiumsdiskussion grob durchgelesen und finde eigentlich nicht einen der Sprecher der gegen eine Akademisierung ist. Das kann doch nicht die Meinung aller Verbände / Therapeuten etc. spiegeln.
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florian01 schrieb:
Auch wenn es wahrscheinlich keiner der PRO Akademisierungsleuten hören will,
wir werden mit der Akademisierung noch mehr Probleme haben unsere Patienten zu versorgen, weil wie oben schon beschrieben die Kassen die Akademisierung nicht in barer Münze bezahlen wird. Es werden deshalb garantiert nicht mehr Leute einen therapeutischen Beruf ergreifen während andere ( vielleicht gut abgeschlossene Realschüler ) überhaupt keine Chance bekommen Therapeut zu werden. War zumindest bei mir so.
Ich persönlich finde die Teil Akademisierung wie es momentan läuft am besten.
Ich habe den Text zur Podiumsdiskussion grob durchgelesen und finde eigentlich nicht einen der Sprecher der gegen eine Akademisierung ist. Das kann doch nicht die Meinung aller Verbände / Therapeuten etc. spiegeln.
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Sabine Baumgart schrieb:
Ich kann mich der Meinung von Herrn Uhlborn nur anschließen. Wenn der Beruf nicht attraktiver gemacht wird und damit meine ich nicht das Erlangen eines akademische Titels, sondern wirkliche Anerkennung: Eigenverantwortung, Direktzugang, Rahmenbedingungen in denen man auch das fachliche Wissen umsetzen kann und natürlich auch Honorare die der Ausbildung entsprechen. Ein Stunden Umsatz von ca. 63 Euro widerspricht jeder Wirtschaftlichkeit. 30 Jahre habe ich die Entwicklung unserer Berufe verfolgt und teilweise sogar versucht an einer Verbesserung, durch berufspolitische Arbeit mitzuwirken. Leider sehe ich keine grundsätzlichen Veränderungen. Wir sind nicht wirklich weiter gekommen. Nach nun 29 Jahre Kampf habe ich mich aus diesem System verabschiedet. Ich bin vollakademisiert - habe promoviert und arbeite nun nur noch im privaten Bereich. Die Rahmenbedingungen der GKV reichen nicht aus um die wissenschaftlichen Erkenntnisse an den Patienten zu bringen. Also? Wozu studieren? Wenn man sein Wissen nicht gänzlich anwenden kann? Wenn die anerkannte Kompetenz sich nicht steigert? Wenn man nicht auf Augenhöhe als Teamplayer mitspielt?... Dies sind vielschichtige Probleme in unserer Gesellschaft, welche die Grenzen des Gesundheitswesens überschreiten.
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Peter Amann schrieb:
Ich unterrichte seit 15 Jahren an einer Münchner Physiotherapeutenschule. Bei uns haben momentan ca. 60 - 70 Prozent der Schüler/innen die mittlere Reife. Die Wenigsten haben Fach/oder Abitur. Ich würde mal schätzen, maximal ca. 10 - 20 Prozent unserer Schüler/innen hätten das Potential für ein Studium, das Rest wäre total überfordert. Die Berufsfachschulen sollten daher auf jeden Fall erhalten bleiben, wer möchte, der hängt noch ein Studium dran. Früher hatten wir den Anspruch, gutes Personal in das Berufsleben zu entlassen, inzwischen gehts nur noch darum, eine ausreichende Anzahl an Therapeuten/innen auf den Markt zu schmeissen um wenigstens eine Mindestversorgung zu garantieren.
Wenn man ständig teuere Fortbildungen machen muss, um Ausbildungsinhalte zertifiziert zu bekommen, bleiben für ein Studium wenig Ressourcen. (Es verdienen sehr viele an den Fortbildungen, incl. der Verbände, deshalb habe ich da wenig Hoffnung...)
Auch müsste die Ausbildung in der Qualität bundesweit einheitlich gestaltet sein. Vielleicht würde das eine Verlängerung der Ausbildung beinhalten.
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Irene29 schrieb:
Es wäre schon mal ein Zugewinn, wenn in der Ausbildung erworbenes Wissen den Standards von Fortbildungen entspräche und dann auch anerkannt würde (mit Zertifikat).
Wenn man ständig teuere Fortbildungen machen muss, um Ausbildungsinhalte zertifiziert zu bekommen, bleiben für ein Studium wenig Ressourcen. (Es verdienen sehr viele an den Fortbildungen, incl. der Verbände, deshalb habe ich da wenig Hoffnung...)
Auch müsste die Ausbildung in der Qualität bundesweit einheitlich gestaltet sein. Vielleicht würde das eine Verlängerung der Ausbildung beinhalten.
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