Im Zuge der Bundestagswahl hat physio.de jeder der im Bundestag vertretenen Parteien die selben acht Fragen gestellt. Lesen Sie heute die Antworten von Frau Kathrin Vogler, gesundheitspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE.
1. physio.de: Wurden Sie in den letzten Jahren einmal von einem Physiotherapeuten behandelt?
Kathrin Vogler: Ich habe vor einigen Jahren sehr gute Erfahrungen mit Lymphdrainage und Physiotherapie bei M. Sudeck gemacht. Ich möchte diese Behandlungsform nicht missen.
2. Was gedenken Sie gegen den eklatanten Fachkräftemangel im Bereich der Heilmittelerbringer zu unternehmen?
DIE LINKE wird sich für bessere Rahmenbedingungen einsetzen, damit wieder mehr Menschen einen Gesundheitsfachberuf ergreifen und dauerhaft ausüben können. Das beginnt bei einer attraktiven, gebührenfreien Ausbildung sowohl in den Pflege- als auch in anderen Heilberufen, die berufliche Aufstiegschancen eröffnet. Es ist ein Unding, wenn Auszubildende für die Ausbildung zahlen müssen, damit generiert man nicht nur einen Fachkräftemangel, sondern verbaut man den jungen Menschen Chancen. Die Ausbildung soll in allen Gesundheitsfachberufen die unmittelbare Berufsfähigkeit sichern und so gebührenpflichtige Anschlussqualifizierungen verhindern.
Entscheidend ist eine bessere Bezahlung der Fachkräfte. Die Heilmittelerbringer müssen spürbar und dauerhaft besser vergütet werden. Neben einer allgemeinen Anhebung der Honorare ist es dringend erforderlich, endlich die Angleichung der Honorare in Ost und West herbeizuführen, die teilweise immer noch aussteht. DIE LINKE hat eine unbefristete Aufhebung der Grundlohnsummenanbindung oder Anhebungen der Vergütung durch den Gesetzgeber gefordert (BT-Drs. 18/11207). Wichtig ist uns dabei auch, dass bessere Honorare sich auch in den Gehältern der angestellten Heilmittelerbringenden wiederspiegeln. Mit einer Solidarischen Gesundheits- und Pflegeversicherung wäre eine höhere Vergütung dauerhaft finanzierbar.
3. Sehen Sie die Notwendigkeit, die Ausbildungs- und Prüfungsordnung für Physiotherapeuten zu verändern? Und falls ja, an welchen Punkten möchten Sie diese konkret ändern, z.B. die Integration der Zertifikatspositionen in die Grundausbildung?
Ja. Wir sind gerne bereit, mit den Berufsverbänden dieses Thema zu besprechen und gemeinsam die Vorteile einer Modernisierung zu erörtern. Wir gehen nach so langer Zeit von einem deutlichen Überarbeitungsbedarf aus und freuen uns auf den fachlichen Input der Therapeutinnen und Therapeuten.
4. Sind Sie für eine Abschaffung des Schulgeldes für Heilmittelerbringer und stattdessen für die Einführung einer Ausbildungsvergütung?
Wie bereits in Antwort auf Frage 2 geschrieben: Ja, wir sind dafür!
5. Mit Beschluss des Heil- und Hilfsmittelversorgungsgesetzes (HHVG) wurde eine Aussetzung der Grundlohnsummenbindung bei den Preisverhandlungen im Heilmittelsektor vereinbart. Wie stehen Sie einer generellen Abschaffung der Grundlohnsummenbindung gegenüber?
Wir haben davor gewarnt, die Aufhebung der Grundlohnsummenbindung zu befristen. Denn nach unserer Auffassung stand zu befürchten, was nun möglicherweise eintritt: Die Krankenkassen werden versuchen, diese 3 Jahre möglichst "unbeschadet" zu überstehen, in dieser Zeit noch härter zu verhandeln als üblich, so dass danach kaum eine Honorarerhöhung herausgekommen sein wird. Deshalb fordern wir eine unbegrenzte Loslösung von der Grundlohnsumme, bis die Honorare ein vertretbares Niveau erreicht haben.
6. Im Rahmen des HHVG wurden Modellversuche zur Blankoverordnung eingeführt. Wie sehen Sie die Möglichkeit, die Blankoverordnung in die Regelversorgung zu überführen und in der nächsten Legislatur Modellversuche zum sog. Direktzugang zu etablieren?
DIE LINKE steht einem Direktzugang der Heilmittelerbringerinnen und Heilmittelerbringer positiv und offen gegenüber. Heilmittelerbringende verfügen über hohe Qualifkationen, über spezifisches Wissen und spezifische Fertigkeiten, das Ärztinnen und Ärzte in der Regel nicht anbieten können. Daher ist es im Sinne der Patientinnen und Patienten, Heilberufe in ihrer generellen Position zu stärken und sie mehr als bisher in die Ausgestaltung der Therapie einzubinden bzw. mit mehr Entscheidungskompetenz über Art und Häufigkeit der medizinischen Interventionen/Therapien auszustatten. DIE LINKE will unverzüglich Modellversuche für den Direktzugang zu Heilmittelerbringenden auflegen. Wir fordern außerdem einen verbindlichen Zeitplan zur Überführung der mit dem Heil- und Hilfsmittelgesetz beschlossenen Modellversuche für eine Blanko-Verordnung in die Regelversorgung.
7. Im Rahmen des Dritten Pflegestärkungsgesetzes war zunächst vorgesehen, 60 Unterrichtseinheiten Osteopathie in die Ausbildung zum Physiotherapeuten aufzunehmen. Diese wurde wieder fallen gelassen. Weshalb? Gedenken Sie, dieses Vorhaben in der neuen Legislatur noch einmal aufzugreifen?
Weshalb diese Regelung fallengelassen wurde, müssen Sie die Koalition fragen, da sie dies beschlossen hat.
Auch wir sehen in dieser Frage Handlungsbedarf. Wir wollen, dass die Bundesregierung den Beschluss der Gesundheitsministerkonferenz von 2016 umsetzt, indem das Bundesgesundheitsministerium eine Expert*innengruppe mit dem Auftrag einberuft, sinnvolle Lösungen für eine berufsrechtliche Regelung vor allem aus Sicht der Auswirkungen auf die Patientinnen und Patienten aufzuzeigen und zu bewerten. Hierbei ist dann auch zu prüfen, inwiefern eine Erlaubnis zur Ausübung der Heilkunde notwendig ist, um verschiedene osteopathische Methoden anzuwenden.
8. Wie stehen Sie zu den Forderungen der Heilmittelerbringer, einen stimmberechtigten Sitz im G-BA zu erhalten?
Derzeit steht das eher nicht zur Debatte, da im G-BA nur diejenigen mit Stimmrecht vertreten sind, die Budgetverantwortung tragen. Das wird sich aber dann ändern, wenn ein Direktzugang der Patientinnen und Patienten zu Heilmittelerbringenden besteht. Wenn diese dann Art und Umfang der Therapie festlegen, werden zumindest Budgetverhandlungen mit den Krankenkassen notwendig, ein Stimmrecht im G-BA wahrscheinlich auch. Wie dies ausgestaltet werden soll, ist jedoch noch unklar. Wir fordern, dass die Patientenvertretung die beiden unabhängigen stellvertretenden Vorsitzenden benennen dürfen soll. Damit würden mehr Entscheidungen im Sinne der Patientinnen und Patienten getroffen. Hier besteht eine große Schnittmenge zu den Interessen der Heilmittelerbingenden.
1. physio.de: Wurden Sie in den letzten Jahren einmal von einem Physiotherapeuten behandelt?
Kathrin Vogler: Ich habe vor einigen Jahren sehr gute Erfahrungen mit Lymphdrainage und Physiotherapie bei M. Sudeck gemacht. Ich möchte diese Behandlungsform nicht missen.
2. Was gedenken Sie gegen den eklatanten Fachkräftemangel im Bereich der Heilmittelerbringer zu unternehmen?
DIE LINKE wird sich für bessere Rahmenbedingungen einsetzen, damit wieder mehr Menschen einen Gesundheitsfachberuf ergreifen und dauerhaft ausüben können. Das beginnt bei einer attraktiven, gebührenfreien Ausbildung sowohl in den Pflege- als auch in anderen Heilberufen, die berufliche Aufstiegschancen eröffnet. Es ist ein Unding, wenn Auszubildende für die Ausbildung zahlen müssen, damit generiert man nicht nur einen Fachkräftemangel, sondern verbaut man den jungen Menschen Chancen. Die Ausbildung soll in allen Gesundheitsfachberufen die unmittelbare Berufsfähigkeit sichern und so gebührenpflichtige Anschlussqualifizierungen verhindern.
Entscheidend ist eine bessere Bezahlung der Fachkräfte. Die Heilmittelerbringer müssen spürbar und dauerhaft besser vergütet werden. Neben einer allgemeinen Anhebung der Honorare ist es dringend erforderlich, endlich die Angleichung der Honorare in Ost und West herbeizuführen, die teilweise immer noch aussteht. DIE LINKE hat eine unbefristete Aufhebung der Grundlohnsummenanbindung oder Anhebungen der Vergütung durch den Gesetzgeber gefordert (BT-Drs. 18/11207). Wichtig ist uns dabei auch, dass bessere Honorare sich auch in den Gehältern der angestellten Heilmittelerbringenden wiederspiegeln. Mit einer Solidarischen Gesundheits- und Pflegeversicherung wäre eine höhere Vergütung dauerhaft finanzierbar.
3. Sehen Sie die Notwendigkeit, die Ausbildungs- und Prüfungsordnung für Physiotherapeuten zu verändern? Und falls ja, an welchen Punkten möchten Sie diese konkret ändern, z.B. die Integration der Zertifikatspositionen in die Grundausbildung?
Ja. Wir sind gerne bereit, mit den Berufsverbänden dieses Thema zu besprechen und gemeinsam die Vorteile einer Modernisierung zu erörtern. Wir gehen nach so langer Zeit von einem deutlichen Überarbeitungsbedarf aus und freuen uns auf den fachlichen Input der Therapeutinnen und Therapeuten.
4. Sind Sie für eine Abschaffung des Schulgeldes für Heilmittelerbringer und stattdessen für die Einführung einer Ausbildungsvergütung?
Wie bereits in Antwort auf Frage 2 geschrieben: Ja, wir sind dafür!
5. Mit Beschluss des Heil- und Hilfsmittelversorgungsgesetzes (HHVG) wurde eine Aussetzung der Grundlohnsummenbindung bei den Preisverhandlungen im Heilmittelsektor vereinbart. Wie stehen Sie einer generellen Abschaffung der Grundlohnsummenbindung gegenüber?
Wir haben davor gewarnt, die Aufhebung der Grundlohnsummenbindung zu befristen. Denn nach unserer Auffassung stand zu befürchten, was nun möglicherweise eintritt: Die Krankenkassen werden versuchen, diese 3 Jahre möglichst "unbeschadet" zu überstehen, in dieser Zeit noch härter zu verhandeln als üblich, so dass danach kaum eine Honorarerhöhung herausgekommen sein wird. Deshalb fordern wir eine unbegrenzte Loslösung von der Grundlohnsumme, bis die Honorare ein vertretbares Niveau erreicht haben.
6. Im Rahmen des HHVG wurden Modellversuche zur Blankoverordnung eingeführt. Wie sehen Sie die Möglichkeit, die Blankoverordnung in die Regelversorgung zu überführen und in der nächsten Legislatur Modellversuche zum sog. Direktzugang zu etablieren?
DIE LINKE steht einem Direktzugang der Heilmittelerbringerinnen und Heilmittelerbringer positiv und offen gegenüber. Heilmittelerbringende verfügen über hohe Qualifkationen, über spezifisches Wissen und spezifische Fertigkeiten, das Ärztinnen und Ärzte in der Regel nicht anbieten können. Daher ist es im Sinne der Patientinnen und Patienten, Heilberufe in ihrer generellen Position zu stärken und sie mehr als bisher in die Ausgestaltung der Therapie einzubinden bzw. mit mehr Entscheidungskompetenz über Art und Häufigkeit der medizinischen Interventionen/Therapien auszustatten. DIE LINKE will unverzüglich Modellversuche für den Direktzugang zu Heilmittelerbringenden auflegen. Wir fordern außerdem einen verbindlichen Zeitplan zur Überführung der mit dem Heil- und Hilfsmittelgesetz beschlossenen Modellversuche für eine Blanko-Verordnung in die Regelversorgung.
7. Im Rahmen des Dritten Pflegestärkungsgesetzes war zunächst vorgesehen, 60 Unterrichtseinheiten Osteopathie in die Ausbildung zum Physiotherapeuten aufzunehmen. Diese wurde wieder fallen gelassen. Weshalb? Gedenken Sie, dieses Vorhaben in der neuen Legislatur noch einmal aufzugreifen?
Weshalb diese Regelung fallengelassen wurde, müssen Sie die Koalition fragen, da sie dies beschlossen hat.
Auch wir sehen in dieser Frage Handlungsbedarf. Wir wollen, dass die Bundesregierung den Beschluss der Gesundheitsministerkonferenz von 2016 umsetzt, indem das Bundesgesundheitsministerium eine Expert*innengruppe mit dem Auftrag einberuft, sinnvolle Lösungen für eine berufsrechtliche Regelung vor allem aus Sicht der Auswirkungen auf die Patientinnen und Patienten aufzuzeigen und zu bewerten. Hierbei ist dann auch zu prüfen, inwiefern eine Erlaubnis zur Ausübung der Heilkunde notwendig ist, um verschiedene osteopathische Methoden anzuwenden.
8. Wie stehen Sie zu den Forderungen der Heilmittelerbringer, einen stimmberechtigten Sitz im G-BA zu erhalten?
Derzeit steht das eher nicht zur Debatte, da im G-BA nur diejenigen mit Stimmrecht vertreten sind, die Budgetverantwortung tragen. Das wird sich aber dann ändern, wenn ein Direktzugang der Patientinnen und Patienten zu Heilmittelerbringenden besteht. Wenn diese dann Art und Umfang der Therapie festlegen, werden zumindest Budgetverhandlungen mit den Krankenkassen notwendig, ein Stimmrecht im G-BA wahrscheinlich auch. Wie dies ausgestaltet werden soll, ist jedoch noch unklar. Wir fordern, dass die Patientenvertretung die beiden unabhängigen stellvertretenden Vorsitzenden benennen dürfen soll. Damit würden mehr Entscheidungen im Sinne der Patientinnen und Patienten getroffen. Hier besteht eine große Schnittmenge zu den Interessen der Heilmittelerbingenden.
Lesen Sie hier die jeweiligen Antworten von BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN, der SPD und der CDU.
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