News - 70 Prozent aller Schulkinder klagen über Rückenschmerzen

70 Prozent aller Schulkinder klagen über Rückenschmerzen

Schwere Ranzen, schlaffe Muskeln, Stress.

21.09.2005 • 0 Kommentare

Mit dem Ferienende in Baden-Württemberg und Bayern besetzen seit der letzten Woche wieder alle Schulkinder tagaus tagein die Bänke ihrer Lehranstalten. Auf dem Weg dorthin betätigen sich viele von ihnen als wahre Lastenträger. In Ranzen, Taschen oder Rucksäcken schleppen sie Bücher, Schreibmaterial, Sportsachen, Flaschen und Esspakete. Nicht mehr als zehn Prozent ihres Körpergewichts sollten die Kinder transportieren, raten Orthopäden. Zu schwere Schulranzen könnten Haltungsanomalien und Rückenschmerzen produzieren.

Etwa zwei Drittel aller Schüler mühen sich mit übergewichtigen Transportbehältnissen, vermutet André Sachse von der Orthopädischen Kinderabteilung des Universitätsklinikums Jena. Bis zu sieben Kilogramm würden oftmals getragen, weit mehr als die kleinen Wirbelsäulen verkraften können. Eltern sollten statt in Süßigkeiten besser in einen guten Ranzen investieren. Sinnvoll sind Leichtschulranzen aus Kunststoff mit vier Zentimeter breiten Tragegurten. Auch auf den richtigen Sitz des Ranzens muss geachtet werden. Die Tasche sollte nicht unterhalb der Rückens hängen, der obere Rand befindet sich sinnvollerweise in Schulterhöhe. Viele Dinge brauchen die Kinder nicht jeden Tag. Sie sollten nur die Materialien in die Schule tragen, die auch wirklich notwendig sind. Carmen Ina Leichtle, Ärztin an der orthopädischen Universitätsklinik Tübingen, appelliert an die Schulen, persönliche Fächer für die Schüler einzurichten, wo sie ihre Bücher aufbewahren können.

Fast 70 Prozent der Schulkinder haben schon einmal unter Rückenschmerzen gelitten, fand die Tübinger Orthopädin im Rahmen einer Studie heraus. Jeder Vierte von ihnen muss sich mehr als einmal im Monat mit zwackendem Kreuz quälen. Allerdings solle man die schädliche Wirkung zu schwerer Ranzen auch nicht überschätzen, meint Leichtle. Das Problem Rückenschmerz bei Kindern sei vielschichtiger. Man müsse sich ein Gesamtbild verschaffen: „Stimmt die Anatomie? Gibt es Wirbelsäulendeformitäten? Wir sieht die Muskulatur aus?“ Auch psychosomatische Faktoren oder Stressbelastungen sollten beachtet werden.

Peter Appuhn
physio.de

Rhein-Erft-Kreis, Bergheim-Oberaußem

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