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Präsentiert wird unter anderen eine in Berlin entwickelte Neuheit. Mit dem so genannten Neuronavigationsgerät können Operateure ihre Instrumente an der Wirbelsäule und im Kopf jetzt besser und sicherer bewegen. Dies ist aber nur eine der technischen Neuerungen, die auf dem Kongress der Fachwelt vorgestellt werden können, wie Professor Mario Brock, Direktor der Neurochirurgischen Klinik des Universitätsklinikum Benjamin Franklin in Berlin(UKBF) und Leiter des Organisationskomitees am Freitag in Berlin ankündigte.
Vor zwei Jahren haben das UKBF und die Berliner Firma FIT (Functional Imaging Technologies) mit der Entwicklung des Neuronavigationsgeräts begonnen. «Seit drei Monaten ist es nicht mehr aus dem Operationssaal wegzudenken», sagt Brock. Bislang hat ein Infrarotgerät die Position des chirurgischen Instruments bestimmt. Eine Art Radar an der Decke des Saals stand mit ihm permanent in Verbindung. Sobald dieser optische Kontakt unterbrochen wurde, zum Beispiel durch die Hand des Chirurgen über dem Skalpell, stürzte das Programm zur Positionsbestimmung ab. Aufwendig musste es neu eingerichtet werden, was die Zeit für die Operation unnötig verlängerte. Dieses Problem gibt es mit der Neuronavigation nicht mehr. Denn die kann die Hand des Chirurgen durchdringen.
Das neue Gerät arbeitet mit elektromagnetischen Wellen. Eine magnetische Station unter dem Operationstisch erfasst die Position des chirurgischen Instruments - des sogenannten Stylos - und zeigt sie millimetergenau auf einem Monitor in drei verschiedenen Ansichten an. «Mindestens jeden zweiten Tag kommt das Gerät mittlerweile bei Eingriffen am Gehirn zum Einsatz», sagt Brock.
Bei der Behandlung von Verletzungen der Wirbelsäule ist das neue Gerät noch nicht in den Klinik-Alltag eingezogen. Aber auch hier werde es bald nicht mehr wegzudenken sein, meint Brock. Die vier bestehenden Prototypen werden zurzeit in den USA und England sowie in Berlin weiter getestet. Die Neuronavigation wäre vor allem wichtig für das Eindrehen von Schrauben in das Rückgrat. Wenn man Wirbelkörper miteinander verbinden will, bestehen immer zwei Gefahren: Der Arzt kann entweder das Rückenmark oder die um die Wirbel liegenden Muskeln treffen. Das Gerät macht es hier viel einfacher, die richtige Richtung für die Bohrlöcher zu bestimmen. «Selbst äußerst schwierige Eingriffe wie das Verschrauben der obersten beiden Wirbel unterhalb des Kopfes werden jetzt möglich», sagt Brock.
Ebenfalls auf dem Programm stehen neue Therapieformen bei Verletzungen der Wirbelsäule. So geht es um die endoskopische Therapie bei Bandscheibenvorfällen: Mit einem neuen Verfahren kann man den Patienten schonender behandeln. Der Arzt führt von hinten oder von der Seite ein Stahlrohr zwischen die Wirbel, das als Führung für die medizinischen Instrumente dient. Auf diese Weise kommt der Chirurg direkt an den eingeklemmten Nerv. Zurück bleibt eine kleine Narbe. Bislang schob man die Instrumente einen relativ langen Weg durch den Wirbelkanal, in dem das Rückenmark liegt. Dabei bestand die Gefahr, die Kanalwand zu verletzen.
Weltpremiere hat darüber hinaus ein Überwachungsgerät. Das so genannte Neuromonitoring. Bei einer Operation werden zum Beispiel am Fuß des Patienten kleine Elektroden angebracht. Die schicken immer wieder leichte Strömstöße in den Körper, natürlich so schwach, dass lediglich die Muskeln in der Umgebung reagieren. Aber diese winzige Reaktion kann man im Gehirn messen. Sollte also bei einer Operation an der Wirbelsäule ein Nerv eingeklemmt oder sogar durchtrennt werden, können das Elektroden am Gehirn messen.
Sicherheit für den Patienten wird also groß geschrieben auf dem Freitag zu Ende gehenden ersten Weltkongress zur Wirbelsäulenmedizin. Rund 1.200 Teilnehmer aus 80 Ländern werden über die Innovationen diskutieren. Doch Professor Mario Brock weiß, dass faszinierende technischen Neuerungen niemals aus einem schlechten Chirurgen einen guten machen könnten: «Sie können aber dazu beitragen, aus einem guten Arzt einen noch besseren zu machen.»
Weitere Informationen unter:
- Adresse: Veranstaltungs-Infos:
Messe Berlin
Frau Coronini
Messedamm 22
D-14055 Berlin
Tel. 030-84452531
Fax. 030-84453569
Die Organisation liegt bei der Neurochirurgischen Klinik des Berliner Universitätsklinikums Benjamin Franklin unter Leitung des Kongress-Präsidenten Professor Mario Brock.
- E-Mail: fuhrmann@ukbf.fu-berlin.de
Quelle: Red-Dienst/ Berlin (ddp)
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