Psychisch-funktionelle Behandlung

54105 Einzelbehandlung
54110 Einzelbehandlung (soweit verordnete zusammenhängende Einheiten als Belastungserprobung abgegeben werden)
54109 Einzelbehandlung (bis zu 2 Einheiten an einem Tag) bei Beratung zur Integration in das häusliche und soziale Umfeld im Rahmen eines Hausbesuchs
54208 bei verordneter Position 54105 und gleichzeitiger Anwesenheit von zwei Patienten
54212 Gruppenbehandlung
54213 Gruppenbehandlung (soweit verordnete zusammenhängende Einheiten als Belastungserprobung abgegeben werden)

Definition
Eine psychisch-funktionelle Behandlung dient der gezielten Therapie krankheitsbedingter Schädigungen mentaler Funktionen, insbesondere psychosozialer, emotionaler, psychomotorischer Funktionen und Funktionen der Wahrnehmung und der daraus und vor dem Hintergrund der individuellen Kontextfaktoren resultierenden Beeinträchtigungen von Aktivitäten und ggf. der Teilhabe.

Eine Gruppentherapie (3 - 6 Patienten) kann nur dann erfolgen, wenn die Patienten über entsprechende soziale und mentale Grundkompetenzen verfügen. Zum Einsatz kommt die Gruppentherapie insbesondere dann, wenn die individuelle Problematik der Patientin bzw. des Patienten die Nutzung von gruppendynamischen Prozessen und stützenden Funktionender Gruppe erfordert.

Indikationen:
Die psychisch-funktionelle Behandlung ist bei krankheitsbedingten Schädigungen durch psychische oder psychosomatische Erkrankungen, demenzielle oder Suchterkrankungen und der daraus resultierenden Beeinträchtigungen von Aktivitäten und ggf. der Teilhabe angezeigt.

Diagnosengruppen Schädigungen von Körperfunktionen und –strukturen wie Beeinträchtigungen der Aktivitäten und Teilhabe
EN1 ZNS-Erkrankungen, Entwicklungsstörungen längstens bis zur Vollendung des 18. LJ.
EN2 ZNS-Erkrankungen nach Vollendung des 18.LJ.
EN3 Rückenmarkserkrankungen
PS1 Entwicklungsstörungen, Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in Kindheit und Jugend 
PS2 Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen, Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen oder Faktoren, Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen
PS3 Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen, affektive Störungen
PS4 Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen
PS5 Dementielle Syndrome
1) der globalen mentalen Funktionen, z.B.
   a) des Bewusstseins
   b) der Orientierung zu Zeit, Ort und Person, der Selbst- und der Zeitwahrnehmung
   c) der Intelligenz
   d) von Temperament und Persönlichkeit (z.B. psychische Stabilität, Selbstvertrauen, Optimismus)
   e) der psychischen Energie und des Antriebs (inkl. Impulskontrolle, Drang nach Suchtmitteln)
   f) des Schlafes
2) der spezifischen mentalen Funktionen, z.B.
   a) der Aufmerksamkeit und/oder des Gedächtnisses
   b) psychomotorischer Funktionen (Tempo, Kontrolle und Qualität)
   c) emotionaler Funktionen (z.B. Affektkontrolle, Spannweite von Emotionen)
   d) der Wahrnehmung und Wahrnehmungsverarbeitung
   e) des Denkens (z.B. Denktempo, Inhalt des Denkens)
   f) höherer kognitiver Funktionen (z.B. exekutive Funktionen, kognitive Flexibilität, Einsichts- und Urteilsvermögen, Problemlösevermögen, Realitätsbewusstsein und Selbsteinschätzung)
   g) kognitiv-sprachlicher Funktionen
   h) das Rechnen betreffende Funktionen
   i) der Durchführung komplexer Bewegungshandlungen
Einschränkung der Alltagsbewältigung in individuell wichtigen Lebensbereichen, wie
1) im Bereich Lernen und Wissensanwendung, etwa bewusste sinnliche Wahrnehmungen wie z.B. Zuschauen/-hören
2) elementares Lernen (Kognition) wie z.B. sich Fertigkeiten aneignen
3) Wissensanwendung wie z.B. Aufmerksamkeit fokussieren, Denken, Probleme lösen, Entscheidungen treffen
4) im Bereich Allgemeine Aufgaben und Anforderungen, etwa Einzel-/Mehrfachaufgaben übernehmen
5) die tägliche Routine durchführen
6) mit Stress und anderen psychischen Anforderungen umgehen
7) im Bereich der Kommunikation (etwa Konversation, Diskussion, Anwendung von Kommunikationshilfen)
8) im Bereich der interpersonellen Interaktionen und Beziehungen (etwa Umgang mit Kollegen, sozialen Regeln gemäß interagieren)
9) im Bereich Selbstversorgung
10) im Bereich des häuslichen Lebens

Therapeutische Wirkungen
1) Stabilisierung/Besserung globaler mentaler Funktionen
   a) Funktionen des quantitativen und qualitativen Bewusstseins
   b) Funktionen der Orientierung zu Zeit, Ort und Person
   c) Funktionen der Intelligenz (z.B. bei Demenz)
   d) Globale psychosoziale Funktionen (z.B. bei Autismus)
   e) Funktionen von Temperament und Persönlichkeit (z.B. psychische Stabilität, Selbstvertrauen)
   f) Funktionen der psychischen Energie und des Antriebs (z.B. Motivation, Impulskontrolle)
   g) Funktionen des Schlafes
2) Stabilisierung/Besserung spezifischer mentaler Funktionen
   a) Funktionen der Aufmerksamkeit (z.B. selektive und geteilte Aufmerksamkeit, Daueraufmerksamkeit)
   b) Funktionen des Gedächtnisses (z.B. Kurz- und Langzeitgedächtnis)
   c) Psychomotorische Funktionen (z.B. psychomotorische Kontrolle)
   d) Emotionale Funktionen (Affektkontrolle, Spannweite von Emotionen, Stimmung)
   e) Funktionen der Wahrnehmung (z.B. räumlich-visuelle Wahrnehmung)
   f) Funktionen des Denkens (z.B. Denktempo, Inhalt des Denkens)
   g) Höhere kognitive Funktionen (z.B. exekutive Funktionen, Einsichts-und Urteilsvermögen, Problemlösungsvermögen, kognitive Flexibilität)
   h) kognitiv-sprachliche Funktionen
   i) Funktionen der Selbst- und Zeitwahrnehmung ( z.B. eigene Identität, Realitätsbezug)
3) Stabilisierung/Aufbau von Aktivitäten aus dem Bereich Lernen und Wissensanwendung
   a) Bewusste sinnliche Wahrnehmungen
   b) Wissensanwendung (z.B. Aufmerksamkeit fokussieren)
4) Stabilisierung/Aufbau von Aktivitäten aus dem Bereich Allgemeine Aufgaben und Anforderungen
   a) Einfache und komplexe Aufgaben übernehmen (z.B. Handlungsschritte der täglichen Routine in der richtigen Reihenfolge durchführen)
   b) Eigenaktive Tagesstrukturierung
   c) Umgang mit Stress und psychischen Aforderungen
5) Aufbau/ Verbesserung interpersoneller Interaktionen und Beziehungen
   a) elementare und komplexe interpersonelle Aktivität (z.B. Interaktion nach sozialen Regeln)
   b) besondere interpersonelle Beziehungen (z.B. Aufbau und Erhalt von Beziehungen)
6) Stabilisierung/Aufbau der Selbstversorgung, des häuslichen und wirtschaftlichen Lebens
   a) auf seine Gesundheit achten
   b) Waren und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs beschaffen
7) Beratung zur Auswahl, Nutzung von und Training mit Hilfsmitteln, inkl. Alltagshilfen (*)
8) Stabilisierung/Aufbau von Aktivitäten des Gemeinschafts- und sozialen Lebens

Therapeutische Ziele
1) Entwicklung, Wiederherstellung und Erhalt:
   a) zur Alltagsbewältigung benötigter kognitiver Fähigkeiten
   b) von Handlungskompetenzen zur Bewältigung allgemeiner Aufgaben und Anforderungen
   c) kommunikativer und sozial-interaktiver Kompetenzen
   d) der eigenständigen Selbstversorgung
2) Stärkung der Eigenverantwortlichkeit und Entscheidungsfähigkeit
3) Erlernen von Kompensationsstrategien, ggf. unter Berücksichtigung vorhandener Hilfsmittel und Adaptionen des Lebensumfelds
4) Entwicklung und Verbesserung der Krankheitsbewältigung, Aufbau von Selbstwirksamkeit

Leistung
Zur Leistung zählen insbesondere:
1) Handlungsorientiertes Training, Beratung und Schulung zur Durchführung von Aktivitäten individuell wichtiger Lebensbereiche (z.B. Lernen- und Wissensanwendung, Allgemeine Aufgaben und Anforderungen, Selbstversorgung, häusliches Leben)
2) Handlungsorientiertes Training von Aktivitäten und Fertigkeiten in alltagsnahen Situationen mit Programmen der virtuellen Realität
3) Methoden zum Aufbau von Bewusstsein, bewussten Wahrnehmungen und der Orientierung sowie basaler kognitiver Leistungen (z.B. Basale Stimulation, Handlungsorientierte Diagnostik und Therapie (HoDT)) ( * )
4) Methoden zur Durchführung komplexer Bewegungshandlungen (Praxie)
5) Training, Beratung und Schulung der Tagesstrukturierung (z.B. physiologischer Schlaf/Wachrhythmus), ggf. unter Einbeziehung von Angehörigen, Betreuungs- und Pflegepersonen
6) Training, Beratung und Schulung kommunikativen Verhaltens
7) Methoden zur Entwicklung/Verbesserung von Selbstsicherheit und Bewältigungsstrategien
8) Achtsamkeitstraining, Entspannungstechniken
9) Rollenspiel, Ausdruckstechniken
10) Bewegungstherapeutische Angebote
11) Kognitive Trainingsprogramme
12) Verhaltenstherapeutische Techniken
13) Handwerkliche, gestalterische und spielerische Methoden
14) Erlernen von Kompensationsstrategien und des Umgangs mit externen Hilfen
15) Adaptionen des Lebensumfelds
16) Abstimmung der Therapieziele und -leistungen mit anderen Behandlern bzw. relevanten Dritten
17) Beratung zur Auswahl, Nutzung von und Training mit Hilfsmitteln, inkl. Alltagshilfen (*)
18) Training der Grundarbeitsfähigkeiten

* Die mit (*) gekennzeichneten Leistungen können nur als Einzeltherapie erbracht werden.

Regelbehandlungszeit:
Richtwert: bei der Einzeltherapie: 60-75 Minuten.
Richtwert: bei der Gruppentherapie: 90-120 Minuten.

Besonderheiten:
Die psychisch-funktionelle Behandlung kann im Einzelfall als Beratung zur Integration in das häusliche und soziale Umfeld erbracht werden. Dabei können einmal pro Regelfall bis zu zwei Einheiten zusammenhängend als Beratung erbracht und abgerechnet werden. In diesem Falle kommt ergänzend die Ziffer 59932 zur Abrechnung. Dies gilt nicht, wenn die ergotherapeutische Einzeltherapie als Hausbesuch verordnet wurde.

Bei psychisch-funktionellen Behandlungen können in Abstimmung mit der verordnenden Ärztin bzw. dem verordnenden Arzt bei Störungen der Ausdauer und Grundarbeitsfähigkeiten zwei zusammenhängende Einheiten an einem Tag als Belastungserprobung durchgeführt werden. Diese erhöhte Frequenz kann nur erbracht werden, wenn sie verordnet wurde.