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Seit den späten 1970er-Jahren stellt Nintendo weltweit beliebte Videospielsysteme wie den Game Boy her. Vom letzten großen Hit, der Wii-Konsole, wurden gar über 100 Millionen Stück verkauft. Allerdings wurden die Geräte mit einer Reihe von Verletzungen und gesundheitlichen Problemen in Verbindung gebracht, die von leicht bis lebensbedrohlich reichen. Einer der ältesten Berichte stammt aus dem Jahre 1984 und schildert den generalisierten Krampfanfall eines 13-jährigen Mädchens, das drei Stunden lang "Super Mario Bros." gespielt hatte. Damit wurde der Terminus "Nintendo-Epilepsie" in die Fachliteratur eingeführt. Eine große, multizentrische Studie zeigte später, dass Epileptiker in der Anamnese auf die blitzartig wechselnden Eindrücke dieses Videospiels mit einem Anfall reagieren können.
Die Anfang der 1990er-Jahre beschriebene "Nintendo-Inkontinenz" bezog sich dagegen auf vier Jungen, die nach stundenlangem Videospiel eine Urin- bzw. Stuhlinkontinenz entwickelten. Offenbar standen die kleinen Gamer so im Banne des Spiels, dass sie den Drang vergaßen. Die Psychiatrie wurde ferner durch einen Bericht über "Nintendo-Halluzinationen" bedient. Besonders häufig traten Schmerzen und Reizungen durch wiederholende Bewegungen auf. Der "Nintendo-Nacken" und der "Nintendo-Ellenbogen" beschrieb Schmerzen im Nacken und im Ellenbogen durch langanhaltende, ungünstige Stellungen. Schmerzen im Bereich von Daumen, Strecksehnen und Handgelenk wurden als "Nintendinitis" oder "Nintendonitis" bezeichnet. Dabei handelt es sich um Überlastungssyndrome des Extensor pollicis longus.
Mit Einführung der Nintendo-64-Konsole im Jahr 1997 ging die Häufigkeit der einfachen Nintendinitis zurück ? dafür kam es nun häufiger zur ulzerösen Nintendinitis, deren wesentliches Symptom ein zentrales Ulkus der Handfläche aufgrund einer chronischen Druckbelastung durch den Joystick war. Die Firma reagierte auf dieses Problem, indem sie mit den Geräten Schutzhandschuhe verkaufte. 2006 führte Nintendo Wii ein, eine Konsole, die zusätzlich Bewegungen, Geschwindigkeit und Position des Spielers registriert, um virtuelle Tennis-Spiele oder Boxkämpfe möglich zu machen. 2009 erschien ein Bericht über 21 Verletzungen mit diesem System, besonders Risswunden und Hämatome der Hand sowie periorbitale Hämatome. Der Ausdruck "Wiiitis" bezog sich auf eine akute Tendinitis der rechten Infraspinatussehne nach stundenlangem Spiel von "Wii Sport". Als "Wii-Knie" wurden Patella-Luxationen mit oder ohne Fraktur des Condylus lateralis oder einem Innenmeniskusriss beschrieben.
Wii-bezogene Verletzungen können gar lebensbedrohlich sein: Eine 55-jährige Frau erlitt einen massiven Hämothorax nach einem Sturz vom Sofa während eines Wii-Tennisspiels. Ein anderer Patient erlebte eine Infarzierung seiner vorbestehenden paraumbilikalen Hernie, die durch eine Strangulierung während des Spiels "Wii Fit" auftrat. Der Münchner Internist Professor Hermann Sebastian Füeßl kennt die Symptome aus der Praxis: "Beim Spielen kann man die Welt so weit vergessen, dass man sich selbst Schaden zufügen kann."
NUR / physio.de
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