News - Vorbeugung statt Strafe - Mit Frühinformation Heilmittelverordnungen steuern

Vorbeugung statt Strafe - Mit Frühinformation Heilmittelverordnungen steuern

Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe will Richtgrößenprüfungen verändern.

27.10.2006 • 0 Kommentare

Allein dem ärztlichen Gewissen gehorchend, den Patienten die bestmögliche Therapie zukommen lassen – lang, lang ist’s her, dass dieses hehre Prinzip das Handeln der deutschen Kassenärzte bestimmte. Heute wandern sie auf dem schmalen Grat zwischen "medizinisch notwendig" und "wirtschaftlich ausreichend". Budgets und Richtgrößen zwängen die Doktoren in ein enges Korsett. Wird zuviel verordnet, drohen Regresse. Bis die Kontrolleure das Ergebnis ihrer Prüftätigkeit vorlegen vergeht viel Zeit und der geprüfte Verordnungszeitraum ist lange vorbei. Während sich die Wartezeit dahinquält wird nicht selten der zweite Regress produziert oder aus Unsicherheit weniger verordnet als möglich wäre. Diesen unwürdigen Zustand will die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) jetzt beseitigen. In Verhandlungen mit den Krankenkassen soll erreicht werden, dass die Ärzte maximal drei Monate nach Ausstellung einer Heilmittelverordnung eine Frühinformation erhalten.

Bevor Ärzte in die Gefahr eines Wirtschaftlichkeitsprüfung geraten, sollen sie die Möglichkeit haben, ihr Verordnungsverhalten zu steuern, erklärte der stellvertretende Vorsitzende der KVWL, Wolfgang Dryden, gegenüber der "Ärztezeitung". Man dürfe die Ärzte nicht erst dann informieren, "wenn das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist". Mit der geplanten Frühinformation könnten die Vertragsärzte rechtzeitig die Gründe für eine mögliche Überschreitung ihres Budgets überprüfen. So bliebe genügend Zeit um "gegenzusteuern".

Im "Blindflug" bewegten sich heute die im Visier der Prüfer stehenden Ärzte, bis irgendwann einmal die Ergebnisse über weit zurückliegende Verordnungszeiträume vorliegen, bemängelte Dryden. Wirtschaftlichkeitsprüfungen dürften nicht als Strafinstrument eingesetzt werden. Sie müssten der Steuerung dienen.

Die Frühinformation soll alle Heilmittelverordnungen über einen Zeitraum von mindestens vier Quartalen auflisten. Die Krankenkassen fordert der KV-Vize auf, rechtzeitig die Daten dazu zu liefern.

Peter Appuhn
physio.de

Ratingen

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