News - Porträt: Der deutsche Americo

Porträt: Der deutsche Americo

Die Sportmasseure Mario Americo und Dieter Hochmuth waren Vorreiter für spätere Sportphysiotherapeuten.

06.01.2011 • 0 Kommentare

Zu einer Zeit als Physiotherapie noch Massage hieß, erklärte man Dieter Hochmuth zu dem bestbezahlten Sportphysiotherapeuten Deutschlands. Sein Vorbild: Mario Americo, der legendäre Sportmasseur der brasilianischen Fußball-Nationalmannschaft. Dieter Hochmuth arbeitete in den 70er Jahren als noch unbekannter Masseur in Deutschland. Zu seinen Kunden zählte ein Fabrikant, der auch eine Niederlassung in Brasilien hatte. Dieser ermöglichte Hochmuth den Kontakt zu Americo. Ein Jahr lang sparte er für die Reise nach Südamerika, bevor er 1977 sein erstes Praktikum, das einen Monat dauerte, bei seinem Idol absolvierte. Drei weitere folgten in den kommenden Jahren.

Zu dieser Zeit gab es nur zwei bekannte Fußball-Betreuer, die überregional bekannt waren. In Deutschland war es Erich Deuser und international Americo, der bis 1974 die brasilianische Fußballmannschaft betreute. Durch seine mächtige Gestalt, die riesige Gürteltasche und sein unkonventionelles Vorgehen hinterließ Americo großen Eindruck. Man sagte ihm heilende Hände nach und verletzte Spieler trug er schon mal über den Schultern vom Platz.

Hochmuth half Americo bei der Betreuung der brasilianischen Box-Nationalmannschaft. Außerdem bekam er Einblick in die Geheimnisse seiner mysteriösen Salben und Tinkturen, über die viel mirakelt wurde. Von verbotenen Substanzen und geheimnisvollen Kräften war die Rede. Alles Unsinn, verrät Hochmuth, alle Mittel waren rein pflanzlich und werden auch heute noch von ihm benutzt und vertrieben.

1980 wurde Dieter Hochmuth medizinischer Betreuer vom 1. FC Nürnberg. Er solle von Americo das "Besprechen" von Verletzungen gelernt haben. Auch diesen Mythos entglorifiziert der deutsche Physiotherapeut: "Der Spieler muss bei der Behandlung spüren, dass dir als Physiotherapeut nichts auf dieser Welt wichtiger ist, als jetzt, in diesem Moment, seine Verletzungen zu behandeln. Du musst dich voll und ganz auf sein Leiden einstellen, dich mit der Verletzung regelrecht identifizieren. Nur das kann eine Heilung beschleunigen. Das wird ihnen heute jeder Psychologe bestätigen." Nichts anderes habe Americo getan.

Der 1. FC Nürnberg bezahlte Hochmuth ein Gehalt von 6000 DM. "Der bestbezahlte Masseur Deutschlands" betitelten ihn die Medien. Ein kleiner Skandal, verdiente doch der Cheftrainer, Robert "Zapf" Gebhardt nicht mal das Doppelte. "Zapf" habe aber nicht deswegen seine Stellung gekündigt, betont Hochmuth.

Heute ist Hochmuth der Inhaber eines Reha-Zentrums für Sportphysiotherapie und Krankengymnastik, ist im Amateur- und Profisport tätig und hat sich auf die Betreuung von Golfspielern spezialisiert. Er bedient sich weiterhin der Salben, die auf Bienenhonig, Wachs, Fett und heimischen Kräutern basieren. "Alles kein Hokuspokus", sagt er.

Ul.Ma / physio.de

Bayern- München- Innenstadt

Das könnte Sie auch interessieren