Physiotherapeut/innen in der Rehabilitation müssen Experten im Thema Trainingslehre sein. Um Muskel- und Kraftaufbau optimal zu steuern, ist es häufig notwendig den Maximalkraftwert (1RM) eines Trainierenden zu kennen. Hier entsteht oft die größte Hürde für die praktische Umsetzung von Trainingslehre.
Beispielsweise haben Therapeuten in der KGG-Fortbildung gelernt, acht bis zwölf Wiederholungen im Bereich von 60-70% der Maximalkraft auszuführen. Aber wie bestimmt ein Therapeut die passende Belastung, wenn ein Maximalkrafttest nicht durchführbar ist? Frühe Wundheilungsphasen, aber auch die Bereitschaft von Patienten, sich einer solchen Belastung auszusetzen verhindern in der Regel eine solche Testung.
Eine Möglichkeit ist die Maximalkraft anhand eines höheren Wiederholungsmaximums, beispielsweise der Brzycki-Formel auszurechnen oder das Gewicht anhand von vorgefertigten Tabellen abzulesen.
Die App „My Lift“ bietet eine moderne und verhältnismäßig genaue Methode, um die Maximalkraft von Personen zu bestimmen, ohne diese auszubelasten. Zur Berechnung dient hier die Hantelgeschwindigkeit, aus der sich mathematisch die Maximalkraft ableiten lässt.
Die Studie
Um die Genauigkeit der App zu verifizieren, untersuchten die Entwickler der App die Kapazität im Bankdrücken bei zehn erfahrenen Sportlern. Während der Untersuchung wurden nacheinander vier Sätze mit jeweils 75, 80, 85 und 90 Prozent der in etwa geschätzten Maximalkraft der Athleten durchgeführt. Am Ende der Einheiten absolvierten die Sportler eine Wiederholung mit ihrer Maximalkraft. Die Untersucher verglichen die Ergebnisse der App mit der des gängigen Goldstandards, dem „Smartcoach Power Encoder“, einer professionellen, weitaus teureren Hardware zur Messung der Hantelgeschwindigkeit, bei der ein Sensor mit Kabel an der Hantel befestigt wird.
Beide Verfahren ermittelten in der Untersuchung sehr ähnliche Werte, wobei die App die Hantelgeschwindigkeit minimal höher als der Smartcoach Power Encoder einstufte. Die Abweichungen lagen bei ungefähr fünf Prozent. Bei neun von zehn Probanden unterschätzte die App damit den tatsächlich ausgeführten Maximalkraftwert.
Bedienung
Die Bedienung der App ist relativ einfach. Anhand des Beispiels „Bankdrücken“ lässt sich der Ablauf leicht erklären:
Zunächst muss der Abstand der Hantel zum Brustkorb bemessen werden. Dafür nimmt der Sportler am besten eine leere Hantelstange auf und geht in die Startposition des Bankdrückens. Der Therapeut misst mit einem Maßband den entsprechenden Abstand und trägt ihn in der App ein.
Danach nimmt der Therapeut ein Video der Übungen in vier verschiedenen submaximalen Belastungen auf (dies kann wie in der Studie bei geschätzt 75,80,85,90 Prozent geschehen, dürfen aber auch andere Werte sein). Anhand der Daten berechnet die App anschließend die Maximalkraft. Die App beinhaltet auch einen Quicktest, bestehend aus nur einer Wiederholung beliebigen Gewichtes. Dieser Test ist allerdings nicht validiert.
Für die Testung wird ein Smartphone benötigt, dass eine Aufnahmefrequenz von mindestens 240fps (frames per second) und eine Auflösung von 720p besitzt. Bei iPhones erkennt die Software automatisch die fps und kalibriert die App. Bei Android-Phones muss diese Information manuell eingegeben werden. Die Informationen finden sich auf den jeweiligen Herstellerseiten.
Fazit
Die „My Lift“ App ist mit 10,99 Euro eine kostengünstige Alternative, um das Wiederholungsmaximum von Patienten zu evaluieren, bei denen ein Maximalkraft-Test nicht durchführbar ist. Die Stärken der App sind die einfache Bedienung, die Übersichtlichkeit der Menüführung und der geringe Aufwand, wenn die App einmal kalibriert ist. Es ist anzumerken, dass die App lediglich durch eine Studie mit nur zehn Probanden und nur in der Übung Bankdrücken validiert wurde. Die Studie hat der Hersteller selbst durchgeführt. Ausführlichere Informationen zu technischen Daten und Vergleichswerten der App finden Sie in der RehaTrain 04|2019
Daniel Bombien / physio.deIn einer älteren Version des Artikels wurde versehentlich von "Hantelbeschleunigung" statt von "Hantelgeschwindigkeit" gesprochen. Dies war natürlich falsch. Wir haben dies korrigiert und danken unserem aufmerksamen Leser ledan für den Hinweis.
Guten Tag Herr Bombien,
es wird die Geschwindigkeit zur Berechnung verwendet und nicht die Beschleunigung (s.55).
Wie zuverlässig die Messung in niedrigeren %bereichen als 80% des 1RM ist wurde leider nicht untersucht.
Danke für den Beitrag.
Freundliche Grüsse Ledan
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• Friedrich Merz
• Daniel Bombien
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Friedrich Merz
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ledan schrieb:
Guten Tag Herr Bombien,
es wird die Geschwindigkeit zur Berechnung verwendet und nicht die Beschleunigung (s.55).
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Ich hoffe dass es sich lediglich um eine der Funktionen dieser App handelt.
Dankbar bin ich für möglichst wenige Apps die Bürokratische bzw. jegliche Interaktion mit dem Gesellschaftregulationssystem/Staat vereinfachen.
Am besten eine.
Gerade dort liegt das größte Potential der Informationstechnologien wie KI.
Trainingssteuerung ist nah an physischer Realität und eine App kann in diesem Fall möglicherweise sogar unnötig von der Realität entfremden.
Körperwahrnehmung ist eine Disziplin die ich als wesentlich sehe.
Natürlich kann so eine App für viele diesen Wahrnehmungshorizont erweitern, da es sich aber zwangsläufig um ein Modell handelt, wird sie Begrenzungen haben, die nicht jeder wahrnimmt, oder als vermeintliche Hilfe annimmt, und sich dann darauf verlässt....
So wie Religioten.
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• vater
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Trainingssteuerung ist nah an physischer Realität und eine App kann in diesem Fall möglicherweise sogar unnötig von der Realität entfremden.
Körperwahrnehmung ist eine Disziplin die ich als wesentlich sehe.
Natürlich kann so eine App für viele diesen Wahrnehmungshorizont erweitern, da es sich aber zwangsläufig um ein Modell handelt, wird sie Begrenzungen haben, die nicht jeder wahrnimmt, oder als vermeintliche Hilfe annimmt, und sich dann darauf verlässt....
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Philipp Morlock schrieb:
Ich hoffe dass es sich lediglich um eine der Funktionen dieser App handelt.
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Am besten eine.
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Körperwahrnehmung ist eine Disziplin die ich als wesentlich sehe.
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Eine Möglichkeit ist die Maximalkraft anhand eines höheren Wiederholungsmaximums, beispielsweise der Brzycki-Formel auszurechnen oder das Gewicht anhand von vorgefertigten Tabellen abzulesen.
Die App „My Lift“ bietet eine moderne und verhältnismäßig genaue Methode, um die Maximalkraft von Personen zu bestimmen, ohne diese auszubelasten. Zur Berechnung dient hier die Hantelgeschwindigkeit, aus der sich mathematisch die Maximalkraft ableiten lässt.
Die Studie
Um die Genauigkeit der App zu verifizieren, untersuchten die Entwickler der App die Kapazität im Bankdrücken bei zehn erfahrenen Sportlern. Während der Untersuchung wurden nacheinander vier Sätze mit jeweils 75, 80, 85 und 90 Prozent der in etwa geschätzten Maximalkraft der Athleten durchgeführt. Am Ende der Einheiten absolvierten die Sportler eine Wiederholung mit ihrer Maximalkraft. Die Untersucher verglichen die Ergebnisse der App mit der des gängigen Goldstandards, dem „Smartcoach Power Encoder“, einer professionellen, weitaus teureren Hardware zur Messung der Hantelgeschwindigkeit, bei der ein Sensor mit Kabel an der Hantel befestigt wird.
Beide Verfahren ermittelten in der Untersuchung sehr ähnliche Werte, wobei die App die Hantelgeschwindigkeit minimal höher als der Smartcoach Power Encoder einstufte. Die Abweichungen lagen bei ungefähr fünf Prozent. Bei neun von zehn Probanden unterschätzte die App damit den tatsächlich ausgeführten Maximalkraftwert.
Bedienung
Die Bedienung der App ist relativ einfach. Anhand des Beispiels „Bankdrücken“ lässt sich der Ablauf leicht erklären:
Zunächst muss der Abstand der Hantel zum Brustkorb bemessen werden. Dafür nimmt der Sportler am besten eine leere Hantelstange auf und geht in die Startposition des Bankdrückens. Der Therapeut misst mit einem Maßband den entsprechenden Abstand und trägt ihn in der App ein.
Danach nimmt der Therapeut ein Video der Übungen in vier verschiedenen submaximalen Belastungen auf (dies kann wie in der Studie bei geschätzt 75,80,85,90 Prozent geschehen, dürfen aber auch andere Werte sein). Anhand der Daten berechnet die App anschließend die Maximalkraft. Die App beinhaltet auch einen Quicktest, bestehend aus nur einer Wiederholung beliebigen Gewichtes. Dieser Test ist allerdings nicht validiert.
Für die Testung wird ein Smartphone benötigt, dass eine Aufnahmefrequenz von mindestens 240fps (frames per second) und eine Auflösung von 720p besitzt. Bei iPhones erkennt die Software automatisch die fps und kalibriert die App. Bei Android-Phones muss diese Information manuell eingegeben werden. Die Informationen finden sich auf den jeweiligen Herstellerseiten.
Fazit
Die „My Lift“ App ist mit 10,99 Euro eine kostengünstige Alternative, um das Wiederholungsmaximum von Patienten zu evaluieren, bei denen ein Maximalkraft-Test nicht durchführbar ist. Die Stärken der App sind die einfache Bedienung, die Übersichtlichkeit der Menüführung und der geringe Aufwand, wenn die App einmal kalibriert ist. Es ist anzumerken, dass die App lediglich durch eine Studie mit nur zehn Probanden und nur in der Übung Bankdrücken validiert wurde. Die Studie hat der Hersteller selbst durchgeführt. Ausführlichere Informationen zu technischen Daten und Vergleichswerten der App finden Sie in der RehaTrain 04|2019
Kleines Video zur Anwendung der App
Hier finden Sie die App im Google Playstore und hier im App Store.
Daniel Bombien / physio.de
In einer älteren Version des Artikels wurde versehentlich von "Hantelbeschleunigung" statt von "Hantelgeschwindigkeit" gesprochen. Dies war natürlich falsch. Wir haben dies korrigiert und danken unserem aufmerksamen Leser ledan für den Hinweis.
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es wird die Geschwindigkeit zur Berechnung verwendet und nicht die Beschleunigung (s.55).
Wie zuverlässig die Messung in niedrigeren %bereichen als 80% des 1RM ist wurde leider nicht untersucht.
Danke für den Beitrag.
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Dankbar bin ich für möglichst wenige Apps die Bürokratische bzw. jegliche Interaktion mit dem Gesellschaftregulationssystem/Staat vereinfachen.
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Natürlich kann so eine App für viele diesen Wahrnehmungshorizont erweitern, da es sich aber zwangsläufig um ein Modell handelt, wird sie Begrenzungen haben, die nicht jeder wahrnimmt, oder als vermeintliche Hilfe annimmt, und sich dann darauf verlässt....
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Natürlich kann so eine App für viele diesen Wahrnehmungshorizont erweitern, da es sich aber zwangsläufig um ein Modell handelt, wird sie Begrenzungen haben, die nicht jeder wahrnimmt, oder als vermeintliche Hilfe annimmt, und sich dann darauf verlässt....
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