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"Lasst mich hier raus" - Ärztetheater gegen Gesundheitsreform

SPD und Bundesrat für Änderungen am Gesetzentwurf. Verabschiedung erst im nächsten Jahr. Anhörung im Kanzleramt.

21.11.2006 • 0 Kommentare

Es wird nichts mit der Verabschiedung der Reformgesetze noch in diesem Jahr. "Das werden wir nicht schaffen", erklärte Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt. Vor allem die Beratungen im Bundesrat könnten das Verfahren in die Länge ziehen. Eine eigens gegründete Arbeitsgruppe befasst sich mit den kritischen Einwänden der Bundesländer. Wesentliche Teile der Reform will auch die SPD-Bundestagsfraktion verändern. Entfallen soll die vorgesehene Regelung zum privaten Basistarif, die allen Versicherten erlaubt hätte, sich nur im Krankheitsfall um Versicherungsschutz zu bemühen. Gleichfalls in die Ablagen wandern könnte das geplante Insolvenzverfahren für Pleitekassen. Neben der SPD wollen auch Union und die Gesundheitsministerin das Regelwerk nicht umsetzen. Für Leistungserbringer hätten insolvente Krankenkassen die Gefahr bedeutet, auf unbezahlten Rechnungen sitzen zu bleiben.

"An der Grundausrichtung der Reform" werde sich allerdings nichts ändern, versucht Ulla Schmidt allzu große Erwartungen zu dämpfen. Mit diesem Ondit könnten sich auch Krankenkassen und Verbände konfrontiert sehen, wenn sie in dieser Woche zu einer neuerlichen Anhörungsrunde in Berliner Kanzleramt zusammentreffen. Drei Tage wird sich dort Kanzleramtsminister Thomas de Maiziere der geballten Ablehnungsfront stellen.

Die niedergelassenen Ärzte rüsten sich derweil zu neuen Protestaktionen. "Geiz macht krank" – rufen aus einem überdimensionierten weißen Feld riesige Buchstaben den startenden und landenden Passagieren am Flughafen Frankfurt entgegen. Die Kassenärztlichen Vereinigungen haben sich die Aktion ausgedacht. Mit Witz und Spaß sollen die Bundesbürger über die Gesundheitsreform aufgeklärt werden. Heute macht sich eine dreiköpfige Improvisationstheatergruppe auf den Weg durch die Republik. "Ich bin Arzt – lasst mich hier raus", heißt das Stück, das auf prominenten Stadtplätzen zur Aufführung gelangt. Die Zuschauer werden mit Pillendosen und Beipackzetteln versorgt, die über Risiken und Nebenwirkungen der Gesundheitsreform informieren.

Peter Appuhn
physio.de

Schleswig-Holstein

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