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Doppelt verdient lebt sich's besser

Chef der insolventen BKK für Heilberufe kassiert zwei Gehälter.

08.11.2011 • 0 Kommentare

Selbstbedienung in unserem Gesundheitssystem ist noch immer ein Kavaliersdelikt, jedenfalls bei den oberen Chargen. Allgemein bekannt und weitgehend akzeptiert sind kräftige Gehälter und Bonuszahlungen für die Vorstände der gesetzlichen Krankenkassen. Einer von ihnen, der Chef der insolventen Betriebskrankenkasse (BKK) für Heilberufe, Hans-Joachim Röminger, hat seine Finanzen besonders pfiffig geregelt. Die sich abzeichnende Pleite seines Unternehmens nutzte der clevere Mann zur effizienten Zukunftsversorgung. Er besorgte sich kurzerhand einen zweiten Job als Vorsitzender der Pronova BKK. So bezog er jahrelang auch zwei Gehälter. Eines davon rettet er über die Schließung der maroden Heilberufe-BKK am 31. Dezember.

Insgesamt 285.000 Euro konnte der gewitzte Kassenmanager 2010 als Gehalt verbuchen. Für ganze 780.000 Versicherte war er zuständig. Sein Kollege Norbert Klusen, Chef der Techniker Krankenkasse, ist für acht Millionen Versicherte verantwortlich. Er verdient mit einem Jahresgehalt von 271.000 Euro weniger als Röminger. Trotz Rügen des Bundesversicherungsamts und seiner beiden Verwaltungsräte gelang es dem gewieften Vorsitzenden eine beeindruckende Kreativität zu entwickeln. Zunächst teilten sich beide Kassen das Salär Ihres Bosses zu gleichen Teilen. Vor einem Jahr jedoch als dem Insider die bevorstehende Pleite immer klarer wurde, verschob er die Anteile. Sein Heilberufe-Gehalt verkürzte Hans-Joachim Röminger um etwa 40 Prozent, um im gleichen Atemzug das Pronova-Gehalt um selbigen Prozentsatz anzuheben. Gut unterrichtete Kreise haben den Deal jetzt öffentlich gemacht.

Gestern berichtete der "Kölner Stadtanzeiger" über den BKK-Frontmann. Das Blatt fragt sich, wie wohl mit den Versicherten verfahren wurde. "Hat die gesunde Pronova BKK vielleicht attraktive Mitglieder der BKK für Heilberufe übernommen, bevor diese geschlossen wird?" Antworten der Kassen stehen aus.

Eine weitere Posse im so lustspielreichen Gesundheitswesen? Nein, wohl doch eher ein Trauerspiel vor dem Hintergrund, dass die Mitarbeiter der BKK für Heilberufe ihren Arbeitsplatz zum Jahresende verlieren werden, während sich ihr Chef auf Kosten der Beitragszahler ein komfortables Leben organisiert.

Peter Appuhn
physio.de

Karlsruhe

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