News - Daumenqual im Telefonzeitalter

Daumenqual im Telefonzeitalter

Therapie für die schmerzgepeinigte Thumb Generation.

28.04.2007 • 0 Kommentare

Er ist das Licht im Dunkel einer bewegungsfaulen Gesellschaft, der Daumen. Ohne einen kräftig opponierenden Pollux läuft nichts auf den Tastaturen mobiler Kommunikationsgeräte. Kaum ist er platt gelutscht, führen schon die Kleinen das händigbetonte Glied einer neuen Beschäftigung zu. Zu solcher Prominenz aufgestiegen, reagiert der einstmals unscheinbare Daumen wie jedes überlastete Körperteil – mit Schmerz.

Hochgereckt in Siegerpose erobert er die Welt. Die britische Philosophin und Kulturhistorikerin Sadie Plant sieht gar eine "Thumb Generation". Nicht nur zum Telefonieren und SMS-Drücken, auch zum Türklingeln wird er eingesetzt und selbst den Zeigefinger hat der Daumen vielerorts seiner Funktion beraubt, beschreibt die Wissenschaftlerin in ihrer Studie "From the Stone Age to the Phone Age".

Die Natur hat dem Daumen diese herausragende Stellung nicht zugewiesen und es werden wohl noch einige Generationen vergehen bis er sich phylogenetisch dem Multitasking anpasst. Einstweilen können Physiotherapeuten vom um sich greifenden Überlastungssyndrom profitieren.

Findige amerikanische Therapeuten, allen voran die American Physical Therapy Association, haben für das malade Organ schon eine Krankheit ausgerufen: "Blackberry-Thumb". Und In New York bieten Praxen bereits die "Blackberry Finger Massage" für Wallstreet-Broker und andere dauerdrückende Zeitgenossen. 60 Dollar kostet die einstündige Behandlung. Das Hotelunternehmen Hyatt hat gleich ein komplettes Spa-Programm kreiert und mit "Blackberry Palm" eine spezielle Creme zusammengerührt. Ob dem Hersteller der Mini-Rechner die Pathologisierung seiner Geräte gefällt ist nicht bekannt.

Peter Appuhn
physio.de

Mannheim

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