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Wie allerdings von vielen Lesern der Studie bemerkt wurde, könnte das unglücklich gewählte Studiendesign einen nicht gerade geringen Anteil an dieser Schlussfolgerung haben. Die methodischen Mängel der Studie im Überblick:
- Aus ethischen Gründen konnten an der Studie nur diejenigen Patienten teilnehmen, bei denen keine klare Indikation für eine physio- oder ergotherapeutische Behandlung erkennbar war. Alle Patienten, die auf die Behandlung angewiesen waren, durften nicht teilnehmen (Einteilung in die Nicht-Interventionsgruppe möglich!).
- Die Frequenz und Anzahl der Therapieeinheiten weicht deutlich von der allgemein üblichen Behandlungsweise ab. Die Patienten der Interventionsgruppe erhielten über einen Zeitraum von acht Wochen lediglich vier Therapieeinheiten á 58 Minuten.
- Die Messzeitpunkte wurden in der Nachbeobachtungszeit nach drei, neun und 15 Monaten festgelegt. Bereits bei der ersten Messung lag die letzte der vier Therapieeinheiten folglich mindestens einen Monat zurück.
- Das verwendete Messinstrument (Nottingham Extended ADL (NEADL)-Score) ist für die Messung der Lebensqualität bei Parkinsonpatienten nicht ausreichend validiert.
Aufgrund des fragwürdigen Studiendesigns bekannten sich bereits einige Ärzte, wie z. B. Prof. Dr. Günther Deuschl, Neurologe von der Universitätsklinik in Kiel, dazu bei Parkinsonpatienten weiterhin Physio- und Ergotherapie zu verschreiben. "Meine Indikationsstellung wird durch diese Studie nicht beeinflusst", so Deuschl in der Zeitschrift InFo Neurologie & Psychiatrie (10/2016). Bleibt zu hoffen, dass alle Leser der Studie seinem Beispiel folgen und auch in Zukunft die Entstehung solcher Ergebnisse kritisch hinterfragen.
Originalstudie: Clarke, C. E., Patel, S., Ives, N., Rick, C. E., Dowling, F., Woolley, R. & Sackley, C. M. (2016). Physiotherapy and occupational therapy vs no therapy in mild to moderate Parkinson disease: a randomized clinical trial. JAMA neurology, 73(3), 291-299.
Ca. Hei. / physio.de
ParkinsonStudie
Der inflationär benutzte Satz " trau keiner Statistik, die du nicht selber gefälscht hast" lässt sich vermutlich 1:1 auf Studien aller Art übertragen.
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Susulo schrieb:
Mit Studien ist es halt genauso wie mit Statistiken: erst wird überlegt, welches Ziel man erreichen will, dann können Studien entsprechend ausgerichtet und manipuliert werden.... immer schade für diejenigen, die versuchen eine Sache wirklich mal wissenschaftlich anzugehen. Das Vertrauen im Zeitalter der Lobbyisten strebt leider gegen null.
Der inflationär benutzte Satz " trau keiner Statistik, die du nicht selber gefälscht hast" lässt sich vermutlich 1:1 auf Studien aller Art übertragen.
Dann ist die Rekrutierung von Probanden auch keine leichte Aufgabe. Bei solch komplexen Krankheitsbildern wie Parkinson, ist es sicher schwierig, eine homogene Gruppe zu formieren.
Generell alle Studienergebnisse zu negieren, heißt wohl auch jegliche Wissenschaft abzulehnen. Der Satz ist mir etwas zu plakativ.
Die Ethikkommission fordert zum Beispiel oft finanzielle Entschädigung für die Probanden für die Anreise. Sollte die bei Parkinsonpatienten besonders schwierig sein, kann ich mir schon vorstellen, dass man auf die Idee mit den 58min kommt.
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Generell alle Studienergebnisse zu negieren, heißt wohl auch jegliche Wissenschaft abzulehnen. Der Satz ist mir etwas zu plakativ.
.
Da geb ich dir schon Recht. "Generell" ist immer blöd, auch wenn's von mir kommt :)´ Aber darf ich mich mal selber zitieren?
Wollte damit eigentlich sagen, dass es durchaus wichtige Studien gibt und wir ohne diese auch nicht da wären, wo wir sind. Völlig mit dir einverstanden!
Aber es wird zunehmend unübersichtlicher, weil ich fast täglich von Studien lesen kann (auch hier) die einfach völlig unnötig oder auch mal lächerlich sind und nur der Pseudo - Akademisierung in allen Lebensbereichen dienen....
Und die Skepsis wächst halt leider, statt sich zu legen.
Was diese Studie hier angeht - es ist schon interessant, was du über die Ethikkommission schreibst, danke. Es bestätigt mich, dass es im therapeutischen Bereich grundsätzlich sehr schwierig (nicht unmöglich!) ist, aussagekräftige Studien hinzukriegen - um Vergleichswerte zu schaffen, müsstest du Leute z.B. absichtlich unbehandelt lassen, ethisch immer fragwürdig.
Deshalb tu ich mir auch sehr schwer mit dem Wörtchen "evidenzbasiert", weil es impliziert, dass alles was nicht in Studien als evident nachgewiesen wurde, nicht hilfreich wäre. Und genau das ist einfach nicht wahr. Maybe in der PT etwas griffiger, Evidenz nachzuweisen. In der Logopädie (hat sich glaub rumgesprochen, dass ich Logo bin) ist es extrem schwierig, weil jede Sprachstörung maximal individuell ist, es fehlt grundsätzlich an homogenen Vergleichsgruppen und du kannst schwer Menschen in der Akutphase die Therapie verweigern, nur damit du Ergebnisse hast....
Ich erlerne Hintergrundwissen und Handwerkszeug und muss es individuell an den Patienten anpassen können. Das heißt aber nicht, dass ich gegen Forschung wäre, wir haben speziell in der Logopädie in Deutschland viel, viel zu wenig. Aber Forschung sollte immer für die Menschen sein und nicht um ihrer Selbst willen stattfinden. Und da hab ich halt so meine Fragezeichen....
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Susulo schrieb:
anker1972 schrieb am 29.4.17 18:22:
immer schade für diejenigen, die versuchen eine Sache wirklich mal wissenschaftlich anzugehen.
Generell alle Studienergebnisse zu negieren, heißt wohl auch jegliche Wissenschaft abzulehnen. Der Satz ist mir etwas zu plakativ.
.
Da geb ich dir schon Recht. "Generell" ist immer blöd, auch wenn's von mir kommt :)´ Aber darf ich mich mal selber zitieren?
Wollte damit eigentlich sagen, dass es durchaus wichtige Studien gibt und wir ohne diese auch nicht da wären, wo wir sind. Völlig mit dir einverstanden!
Aber es wird zunehmend unübersichtlicher, weil ich fast täglich von Studien lesen kann (auch hier) die einfach völlig unnötig oder auch mal lächerlich sind und nur der Pseudo - Akademisierung in allen Lebensbereichen dienen....
Und die Skepsis wächst halt leider, statt sich zu legen.
Was diese Studie hier angeht - es ist schon interessant, was du über die Ethikkommission schreibst, danke. Es bestätigt mich, dass es im therapeutischen Bereich grundsätzlich sehr schwierig (nicht unmöglich!) ist, aussagekräftige Studien hinzukriegen - um Vergleichswerte zu schaffen, müsstest du Leute z.B. absichtlich unbehandelt lassen, ethisch immer fragwürdig.
Deshalb tu ich mir auch sehr schwer mit dem Wörtchen "evidenzbasiert", weil es impliziert, dass alles was nicht in Studien als evident nachgewiesen wurde, nicht hilfreich wäre. Und genau das ist einfach nicht wahr. Maybe in der PT etwas griffiger, Evidenz nachzuweisen. In der Logopädie (hat sich glaub rumgesprochen, dass ich Logo bin) ist es extrem schwierig, weil jede Sprachstörung maximal individuell ist, es fehlt grundsätzlich an homogenen Vergleichsgruppen und du kannst schwer Menschen in der Akutphase die Therapie verweigern, nur damit du Ergebnisse hast....
Ich erlerne Hintergrundwissen und Handwerkszeug und muss es individuell an den Patienten anpassen können. Das heißt aber nicht, dass ich gegen Forschung wäre, wir haben speziell in der Logopädie in Deutschland viel, viel zu wenig. Aber Forschung sollte immer für die Menschen sein und nicht um ihrer Selbst willen stattfinden. Und da hab ich halt so meine Fragezeichen....
Wenn ich dann lese "Aus ethischen Gründen konnten an der Studie nur diejenigen Patienten teilnehmen, bei denen keine klare Indikation für eine physio- oder ergotherapeutische Behandlung erkennbar war. Alle Patienten, die auf die Behandlung angewiesen waren, durften nicht teilnehmen." ziehe ich daraus den Schluss das nur bestätigt werden konnte was vorher bekannt war: Besteht keine klare Indikation für Therapie hat die Therapie keine signifikante Wirkung.
Der logische Folgeschluss: Besteht eine klare Indikation für Therapie hat die Therapie eine signifikante Wirkung, sonst hätte die Ethikkommission keine Einwände erheben können.
Wäre die signifikante Wirkung unklar hätte es keine Bedenken gegen eine Kontrollgruppe geben können.
Alles klar soweit?
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Papa Alpaka schrieb:
...ich erinnere mich grob daran, das wir damals im Religionsunterricht christlicher Prägung auch mit "Wissenschaft" beschäftigt haben - überaus wichtig ist, unter anderem, sicherzustellen das gemessen wird was gemessen werden soll.
Wenn ich dann lese "Aus ethischen Gründen konnten an der Studie nur diejenigen Patienten teilnehmen, bei denen keine klare Indikation für eine physio- oder ergotherapeutische Behandlung erkennbar war. Alle Patienten, die auf die Behandlung angewiesen waren, durften nicht teilnehmen." ziehe ich daraus den Schluss das nur bestätigt werden konnte was vorher bekannt war: Besteht keine klare Indikation für Therapie hat die Therapie keine signifikante Wirkung.
Der logische Folgeschluss: Besteht eine klare Indikation für Therapie hat die Therapie eine signifikante Wirkung, sonst hätte die Ethikkommission keine Einwände erheben können.
Wäre die signifikante Wirkung unklar hätte es keine Bedenken gegen eine Kontrollgruppe geben können.
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anker1972 schrieb:
Ich habe die Studie nicht gelesen. Nur den physio.de Artikel. Es wird betont, dass die Einteilung der Patienten "aus ethischen Gründen" so vorgenommen wurde. Da ich selber in der Schweiz ein Studium absolviere, sind mir die Schwierigkeiten mit Ethikkommissionen bewußt. Vielleicht lag es eher an denen, als am Studienleiter. Der war damit sicher auch nicht glücklich. Sollte die Studie auch von einem Studenten ausgeführt worden sein, könnte es nach einem abschlägigen Bescheid einer Ethikkommission auch zeitlich schwierig werden, alles nochmal von vorn anzufangen.
Dann ist die Rekrutierung von Probanden auch keine leichte Aufgabe. Bei solch komplexen Krankheitsbildern wie Parkinson, ist es sicher schwierig, eine homogene Gruppe zu formieren.
Generell alle Studienergebnisse zu negieren, heißt wohl auch jegliche Wissenschaft abzulehnen. Der Satz ist mir etwas zu plakativ.
Die Ethikkommission fordert zum Beispiel oft finanzielle Entschädigung für die Probanden für die Anreise. Sollte die bei Parkinsonpatienten besonders schwierig sein, kann ich mir schon vorstellen, dass man auf die Idee mit den 58min kommt.
Welch ein Unfug!
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Johanna Seeländer schrieb:
Wenn in einer Studie Patienten behandelt werden, die keiner Behandlung bedürfen, gibt es ja auch kein Therapieziel, das erreicht werden kann....
Welch ein Unfug!
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us11 schrieb:
Bei diesem Thema fällt mir nur ein, ...trau keiner..blablabla...
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