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Tendenz steigend.
Viele Patienten profitieren von einem Gelenkersatz. Dennoch leiden sieben bis 23 Prozent der Patienten weiterhin unter Schmerzen im betroffenen Gelenk.
Geht Schmerz von einem kaputten Gelenk aus?
Trotz klarer Datenlage ist für viele Ärzte, Heilmittelerbringer und Patienten immer noch nicht selbstverständlich, dass kein klarer Zusammenhang zwischen sichtbaren Gelenkschäden und Schmerzen besteht. Bei einem Großteil von schmerzfreien Personen lassen sich in der Bildgebung arthrotische Veränderungen feststellen. Es stellt sich also die Frage, ob alleine periphere Schmerztreiber, wie Gewebsschaden, Inflammation, Angiogenese und Wucherungen von sensorischen Nervenfasern ausreichen, um ein Schmerzsignal zu produzieren. Wäre dies der Fall, würde ein Gelenkersatz schließlich immer zu Erfolg führen.
In Tierversuchen konnten bereits Veränderungen im zentralen Nervensystem bei Arthrose in Form von Makrophagen-Infiltration in das Hinterhorn-Ganglion, einer Aktivierung von Gliazellen im Rückenmark und der Produktion proinflammatorischer Mediatoren festgestellt werden. Diese Studien konnten allerdings bis jetzt aufgrund fehlender Humanstudien nicht klar auf den Menschen übertragen werden.
Die Studien
Gleich zwei Forschungsgruppen veröffentlichten Ihre Forschungsergebnisse zu diesem Thema in der Septemberausgabe 2020 des „Pain“-Journals.
Schwedische Forscher verglichen den Liquor von 53 Patienten mit schmerzhafter Hüftarthrose kurz vor einer Prothesenimplantation mit dem von 30 schmerzfreien Patienten. Gleichzeitig wurden Assessments für die Schmerzwahrnehmung, beispielsweise die Druckschmerzhaftigkeit oder die konditionierte Schmerzmodulation sowie Fragebögen für die Beurteilung von Schmerz, wie die Pain Catastrophizing Scale (PCS) durchgeführt, um Hinweise auf eine zentrale Sensibilisierung zu finden. Unmittelbar nach der Operation sowie drei und sechs Monate später wurden die Probanden mit dem Fragebogen „Patientenbeurteilung der postoperativen Erholung“ befragt.
Tatsächlich konnten die Forscher einen klaren Zusammenhang zwischen dem Vorhandensein von Entzündungsmediatoren in der Hirnflüssigkeit und einer zentralen Sensibilisierung finden. Erhöhte Entzündungswerte korrelierten etwa mit einer herabgesenkten Druckschmerzschwelle oder einer stärkeren temporalen Summation, also der Schmerzzunahme bei wiederholten Schmerzreizen an derselben Stelle. In der Studie ergab sich zudem, dass diese Befunde auch mit vermehrten postoperativen Schmerzen einhergingen.
In der zweiten veröffentlichten Studie untersuchten portugiesische Forscher, inwiefern sich das Volumen der grauen Hirnmasse von 91 Knie- und 24 Hüftarthrose-Patienten gegenüber dem Volumen von 36 gesunden Probanden unterscheidet. Die Forscher konnten zeigen, dass sich unter anderem die graue Masse im primären Motorkortex kontralateral zur betroffenen Arthrose-Seite deutlich reduziert darstellte. Auch andere Hirnareale zeigten Veränderungen, die Ergebnisse waren aber teilweise inkongruent.
Ziel der Forscher ist es, ein Modell zu entwickeln, mit dem sich anhand von Hirnscans vorhersagen lässt, ob eine Operation sinnvoll ist oder ob die zentrale Komponente überwiegt und der Schmerz daher persistieren könnte.
Was bedeutet das für die Physiotherapie?
Schon lange steht fest: Schmerz, auch und vor allem Arthrose-Schmerz, ist ein multidimensionales Problem. Immer mehr wird deutlich, dass die Behandlung einzig und alleine von Strukturen in den meisten Fällen nicht ausreicht, um Patienten langfristig mehr Lebensqualität zu garantieren. Physiotherapeuten als salutogenetisch, im biopsychosozialen Modell arbeitende Behandler, sind prädestiniert dafür, wichtigster Bestandteil in der Behandlung dieser Patienten zu sein.
Bereits jetzt gibt es Forschungsergebnisse, die den neuroprotektiven sowie neuroplastischen Effekt von Training und Lebensstilveränderungen belegen. Physiotherapie kann also Einfluss auf die Neuro-Inflammation sowie auf die Ausbildung der grauen Hirnmasse im Motorkortex nehmen. So abstrakt Schmerzforschung zunächst zu sein scheint. Sie stärkt die Physiotherapie in vielerlei Hinsicht.
Daniel Bombien / physio.de
SchmerzenArthroseStudieGehirnRückenmarkEndoprotheseHüft-TEPHüfteKnie-TEPKnie
L3/4 versorgt das Knie.
Spätestens sobald sich dann der Knieschmerz über die LWS provozieren lässt und nach Therapie besser ist, fragt man sich wieviele Ärzte und Therapeuten dieses Wissen anwenden.
Das Schmerzmittel Auswirkungen auf Nerven haben, also auch ZNS, ist klar.
Das Nerven die nicht benutzt werden degenerieren, ist klar.
Die Studie macht den Eindruck, das man eben forscht. Effizienz und Effektivität gibt es allerdings auch beim Forschen.
Klinische Erfahrung hat eben nicht Jeder.
Vom Knie gleich zur Zentrale zu springen, lässt aber doch eben auch theoretisch vorhandenes Wissen über Zwischenstationen aus.
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Philipp Morlock schrieb:
Ich hatte auch hin und wieder Knieschmerzpatienten, die nach diversen Therapien schließlich eine KTEP hatten, ohne Schmerzlinderung, und dann bei mir das erste Mal am Rücken therapiert wurden.
L3/4 versorgt das Knie.
Spätestens sobald sich dann der Knieschmerz über die LWS provozieren lässt und nach Therapie besser ist, fragt man sich wieviele Ärzte und Therapeuten dieses Wissen anwenden.
Das Schmerzmittel Auswirkungen auf Nerven haben, also auch ZNS, ist klar.
Das Nerven die nicht benutzt werden degenerieren, ist klar.
Die Studie macht den Eindruck, das man eben forscht. Effizienz und Effektivität gibt es allerdings auch beim Forschen.
Klinische Erfahrung hat eben nicht Jeder.
Vom Knie gleich zur Zentrale zu springen, lässt aber doch eben auch theoretisch vorhandenes Wissen über Zwischenstationen aus.
Beste Grüße
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Stefan Malke schrieb:
Danke für den interessanten Artikel.
Beste Grüße
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genau so sehe ich es auch. Sport und Gymnastiklehrer haben eine pädagogische Ausbildung.....
Wir arbeiten täglich in den Grenzbereichen der Psychologie und sind grotten schlecht darauf vorbereitet.
Den Zusammenhang zwischen Knieschmerzen und der vegetativer Versorgung über die Segmente L3-L4 zu begreifen und dies in die Therapie zu integrieren, stellt für viele Physios anscheinend noch immer eine große Herausvorderung da.
Mit "Anspannen- und Entspannen" bin ich in dem Bereich des Verdrängens.
Dafür werden wir ausgebildet. Das scheint unser Auftrag zu sein. Ein bischen Pezziball, ein wenig Terraband und dann noch an das komputergesteuerte Trainigsgerät. Alles scheinbar valide.
Nur hat sich unser Beruf rasant weiterentwickelt.
Eigentlich können wir mehr. Nur, eigentlich ist dies nicht unser Auftrag....so scheint es mir.
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Stefan Preißler schrieb:
Vielen Dank Dennis Kraus und Philpp Morlock
genau so sehe ich es auch. Sport und Gymnastiklehrer haben eine pädagogische Ausbildung.....
Wir arbeiten täglich in den Grenzbereichen der Psychologie und sind grotten schlecht darauf vorbereitet.
Den Zusammenhang zwischen Knieschmerzen und der vegetativer Versorgung über die Segmente L3-L4 zu begreifen und dies in die Therapie zu integrieren, stellt für viele Physios anscheinend noch immer eine große Herausvorderung da.
Mit "Anspannen- und Entspannen" bin ich in dem Bereich des Verdrängens.
Dafür werden wir ausgebildet. Das scheint unser Auftrag zu sein. Ein bischen Pezziball, ein wenig Terraband und dann noch an das komputergesteuerte Trainigsgerät. Alles scheinbar valide.
Nur hat sich unser Beruf rasant weiterentwickelt.
Eigentlich können wir mehr. Nur, eigentlich ist dies nicht unser Auftrag....so scheint es mir.
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Dennis Kraus schrieb:
Lebensstiländerung. Genau da hakt es. Im Grunde genommen geht es um eine VERHALTENSänderung. Bei nahezu allen Beschwerden, die nicht durch einmalige Events (wie z.B. einen Unfall) ausgelöst wurden. Und genau dafür wurden wir nie ausgebildet. Denn „Machen sie mal bitte 3x10 davon und 5x8 davon“ ändern kein Verhalten. Schade. Es könnte so einfach sein.
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Schon unten durch.
Nicht mehr gut zu machen.
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Philipp Morlock schrieb:
Zu spät.
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Stefan Preißler schrieb:
Sorry, wollte das THERABAND nicht diskriminieren.....
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