Das sind Ihre Aufgaben
In den interdisziplinären
Heilmittelpraxen an den
LVR-Förderschulen übernehmen
LVR-Therapeut*innen die
therapeutische Versorgung der
Schüler*innen, die zum Teil hohe
intensivpädagogische
Unterstützungsbedarfe aufweisen.
Ihre Aufgaben umfassen
insbesondere:
- Physiotherapeutische Behandlung
von zum Teil
schwerstmehrfachbehinderten
Schüler*innen auf Basis
ärztlicher Verordnungen
- Fertigung der erforderlichen
Therapiedokumentation und
Vorbereitung der Abrechnung...
In den interdisziplinären
Heilmittelpraxen an den
LVR-Förderschulen übernehmen
LVR-Therapeut*innen die
therapeutische Versorgung der
Schüler*innen, die zum Teil hohe
intensivpädagogische
Unterstützungsbedarfe aufweisen.
Ihre Aufgaben umfassen
insbesondere:
- Physiotherapeutische Behandlung
von zum Teil
schwerstmehrfachbehinderten
Schüler*innen auf Basis
ärztlicher Verordnungen
- Fertigung der erforderlichen
Therapiedokumentation und
Vorbereitung der Abrechnung...
Verfolgt man Diskussionen von Physiotherapeuten schon etwas länger, wird schnell klar, wo das Problem in diesen Diskussionen liegt. Evidenzbasiertes Arbeiten wird häufig fälschlicherweise mit einer Art Therapiemethode gleichgesetzt. Ähnlich wie bei Diskussionen über das beste Manuelle Therapie-, oder Neurologie-Konzept, wird auch hier ein entweder/oder diskutiert. Diese Diskussionen sind überflüssig, denn Evidenz ist keine Technik, die am Patienten angewendet wird. Evidenzbasiertes Arbeiten bedeutet reflektiertes Handeln, um mit bestem Wissen und Gewissen gemeinsam mit dem Patienten das bestmögliche Therapieergebnis zu erreichen. Aufgrund des modernen Verständnisses von Schmerz ist es unabdingbar, dass Therapeuten vom Behandler zum Begleiter und Partner werden, um auch langfristig tatsächliche Therapieerfolge sicherzustellen. Kein Therapeut der Welt appliziert wissenschaftliche Erkenntnisse. Wissenschaft sorgt für das Basisverständnis, um eine effektive Therapie zu garantieren.
Dieses Grundverständnis sollte bei jedem Therapeuten umfassend sein. Als Negativbeispiele dienen Konzeptanbieter, die bereits beginnen sich die Kirschen aus der Schmerzwissenschaft zu pflücken, um weiterhin ihre bereits vorhandenen Techniken zu vermarkten. Da strukturelle myofasciale Effekte von manuellen Interventionen als unwahrscheinlich gelten, ist mittlerweile häufig von neuromodulativen Effekten zu lesen, die die Techniken bewirken sollen. In diesen Fällen werden Teile der Schmerzwissenschaft bewusst genutzt, um weiterhin das Applizieren passiver Techniken zu rechtfertigen, wohingegen außer Acht gelassen wird, dass sich neuromodulative Effekte auch ohne Therapeuten bewirken lassen. Zudem scheint Therapieabhängigkeit, beziehungsweise ein Mangel an Selbstwirksamkeit ein Hauptförderer von Schmerzchronifzierung zu sein. Und diese führt letzten Endes zu „Dauerpatienten“, Wartezeiten in Physiotherapiepraxen und Fachkräftemangel.
Eine flächendeckende evidenzbasierte Praxis und die dafür wahrscheinlich notwendige Akademisierung des Berufes ist die einzige Möglichkeit, die Physiotherapie in Deutschland zu professionalisieren. Therapeuten die argumentieren, dass dies überflüssig sei, weil man doch Therapeuten bräuchte, die „Acht Stunden am Tag an der Bank“ stehen, verschließen die Augen vor der Realität. Moderne Physiotherapeuten stehen nicht an der Bank. Moderne Therapeuten sind Coaches und Berater. Durch breites Wissen über Bewegung und Schmerz sind sie in der Lage, erst zuzuhören und anschließend Patienten individuell zu informieren und zu beratschlagen. Sie sehen den Menschen als Ganzes und nicht nur seinen Muskelskelettapparat. Durch Hilfe zur Selbsthilfe führt evidenzbasierte Praxis zu mehr Lebensqualität, auch außerhalb der Therapieräume. Den breit gefächerten Katalog der Therapiemöglichkeiten bildet dabei die wissenschaftliche Datenlage. Welche Methoden für den Einzelnen am sinnvollsten sind, bestimmen Therapeut und Patient erst nach Betrachten dieses Kataloges in einer gemeinsamen Entscheidungsfindung. Evidenzbasierte Praxis ist ein Qualitätsmerkmal. Keine Therapiemethode.
Daniel Bombien / physio.de
SchmerzenKommentarEvidenzTherapiemethoden
Spätestens sobald ich mit SI-Einheiten dokumentiere oder gar darauf basierend, mit biomechanischen Modellen rechnend, die nächsten Behandlungen Plane, sehe ich auch den Nachweis eines naturwissenschaftlichen Arbeitens.
Wissenschaft entsteht wenn man Modelliert um Vorhersagen treffen zu können!
Sobald man die Modellierung mathematisch basiert, darf man Diese sogar als naturwissenschaftlich bezeichnen.
Es ist ja gerade das geile am Beruf des Physiotherapeuten, das man Forscher, Ingenieur, Handwerker und Berater auf einmal SEIN KANN, wenn man das Bewusstsein und die Bildung dafür hat!
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Philipp Morlock schrieb:
Wenn ich, wie von Geoff Maitland beschrieben, versuchsweise an einer Struktur arbeite, das Ergebnis auswerte und dementsprechend angepasst weiter arbeite ist das sogar naturwissenschaftlich!
Spätestens sobald ich mit SI-Einheiten dokumentiere oder gar darauf basierend, mit biomechanischen Modellen rechnend, die nächsten Behandlungen Plane, sehe ich auch den Nachweis eines naturwissenschaftlichen Arbeitens.
Wissenschaft entsteht wenn man Modelliert um Vorhersagen treffen zu können!
Sobald man die Modellierung mathematisch basiert, darf man Diese sogar als naturwissenschaftlich bezeichnen.
Es ist ja gerade das geile am Beruf des Physiotherapeuten, das man Forscher, Ingenieur, Handwerker und Berater auf einmal SEIN KANN, wenn man das Bewusstsein und die Bildung dafür hat!
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Bestimmt gibt es Therapiemethoden die Fragebogen- Ausfüllen entsprechen.
Zu wissen was noch nie behauptet wurde finde ich beeindruckend.
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Philipp Morlock schrieb:
Fragebogen sind möglicherweise Teil wissenschaftlichen Vorgehens.
Bestimmt gibt es Therapiemethoden die Fragebogen- Ausfüllen entsprechen.
Zu wissen was noch nie behauptet wurde finde ich beeindruckend.
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tom1350 schrieb:
Deshalb brauchen wir aktualisierte Leistungsbeschreibungen unserer Therapiemethoden und eine Befundposition.
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tom1350 schrieb:
Es hat nie jemand behauptet, dass Fragebögen ausfüllen eine Therapiemethode ist.
Dazu warten wir noch auf die Blankoverordnung. Aktuell entscheidet darüber der verordnende Arzt.
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§ 7
Absatz 2
Kooperation zwischen Therapeut und Arzt
"Ergibt sich aus der Befunderhebung durch den Heilmittelerbringer, dass
die Erreichung des vom verordnenden Vertragsarzt benannten Therapieziels durch ein anderes Heilmittel besser erreicht werden kann, hat der
Heilmittelerbringer darüber unverzüglich den Vertragsarzt, der die Verordnung ausgestellt hat, zu informieren, um eine Änderung oder Ergänzung des Therapieplans abzustimmen und ggf. eine neue Verordnung zu
erhalten. "
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Daniel Bombien schrieb:
Rahmenverträge VDEK
§ 7
Absatz 2
Kooperation zwischen Therapeut und Arzt
"Ergibt sich aus der Befunderhebung durch den Heilmittelerbringer, dass
die Erreichung des vom verordnenden Vertragsarzt benannten Therapieziels durch ein anderes Heilmittel besser erreicht werden kann, hat der
Heilmittelerbringer darüber unverzüglich den Vertragsarzt, der die Verordnung ausgestellt hat, zu informieren, um eine Änderung oder Ergänzung des Therapieplans abzustimmen und ggf. eine neue Verordnung zu
erhalten. "
Es gibt Ärzte die wollen Rückmeldung. Das merkt man.
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Philipp Morlock schrieb:
Wenn man von den Ärzten keine Patienten mehr weitergeleitet haben will.
Es gibt Ärzte die wollen Rückmeldung. Das merkt man.
Ärzte Diagnostizieren im Grobverfahren, Syndrom, Funktionsdefizit, etc. etc. die Therapie wird dann auch im Grobauswahlverfahren ausgewählt, daher sind diese diskrepanzen an der Tagesordnung, mit dem oben genannten Aufwand für solche Gespräche ein Ding der Unmöglichkeit, sind Ihnen als Praktiker diese Umstände nicht bekannt ?
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Gert Winsa schrieb:
Daniel Bombien, können Sie bitte Ihre Vita veröffentlichen damit transparent zu erkennen ist wie ihre Erfahrungen sind, insbesondere Praktischer Natur, z.b. in diesem Falle wie Ärzte auf sowas reagieren, und wieviel Zeit man überhaupt für solche Kommunikation hat. So etwas müsste am Tag mehrmals bei unterschiedlichen Rezepten passieren, aber alleine die telefonisch zeitgleiche Zusammenkunft von Arzt und Therapeut ist nicht so einfach, die Kommunikation mit dem ein oder anderen Arzt dann noch schwieriger.
Ärzte Diagnostizieren im Grobverfahren, Syndrom, Funktionsdefizit, etc. etc. die Therapie wird dann auch im Grobauswahlverfahren ausgewählt, daher sind diese diskrepanzen an der Tagesordnung, mit dem oben genannten Aufwand für solche Gespräche ein Ding der Unmöglichkeit, sind Ihnen als Praktiker diese Umstände nicht bekannt ?
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tom1350 schrieb:
In der Praxis sieht ein Änderungswunsch so aus, dass der Therapeut oder die Rezeptionsdame eine kurze Notiz schreibt und der Patient mit der Verordnung zur Arztpraxis geht. Die Wünsche sind aber meist organisatorischer Natur, weil sich z.B. KMT nicht lohnt soll mindestens KG drauf usw.
Da so etwas absoluter Therapeutenalltag ist wundert mich nur Ihre Antwort.
Im endeffekt ist dem auch nichts etgegenzusetzen, so lange es klappt. Das tut es, solange der Therapeut kompetent ist, daher ja auch die Blankoverordnung.
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Gert Winsa schrieb:
Im endeffekt wissen das ja alle Therapeuten und auch die Ärzte, genügend sprechen es sogar offen aus, "ich verschreib Ihnen was, der Therapeut entscheidet dann"
Da so etwas absoluter Therapeutenalltag ist wundert mich nur Ihre Antwort.
Im endeffekt ist dem auch nichts etgegenzusetzen, so lange es klappt. Das tut es, solange der Therapeut kompetent ist, daher ja auch die Blankoverordnung.
In den letzten Jahren haben wir uns persönlich bei vielen Ärzten vorgestellt. Diese wissen einfach nicht den Unterschied zwischen den Heilmitteln. Viele sind froh über Rückmeldung jeglicher Art.
Übrigens auch, wenn wir mit Nachbehandlungs-Schemata nicht einverstanden sind.
Ich denke ein Hauptgrund für den häufig formulierten Gedanken, Ärzte würden ja ohnehin nur irgendwas aufschreiben, liegt an mangelnder Kommunikation.
Rezeptänderungen laufen bei uns mittlerweile anstandslos über Fax ab. Meistens ist noch nicht mal ein Anruf notwendig.
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Daniel Bombien schrieb:
Ich arbeite als fachliche Leitung in einer Physiotherapie-Praxis mit 10 Therapeuten.
In den letzten Jahren haben wir uns persönlich bei vielen Ärzten vorgestellt. Diese wissen einfach nicht den Unterschied zwischen den Heilmitteln. Viele sind froh über Rückmeldung jeglicher Art.
Übrigens auch, wenn wir mit Nachbehandlungs-Schemata nicht einverstanden sind.
Ich denke ein Hauptgrund für den häufig formulierten Gedanken, Ärzte würden ja ohnehin nur irgendwas aufschreiben, liegt an mangelnder Kommunikation.
Rezeptänderungen laufen bei uns mittlerweile anstandslos über Fax ab. Meistens ist noch nicht mal ein Anruf notwendig.
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tom1350 schrieb:
Der häufigste Änderungswunsch war bisher „Behandlungsbeginn spätestens am...". Dafür braucht man keine Wissenschaft.
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tom1350 schrieb:
„Welche Methoden für den Einzelnen am sinnvollsten sind, bestimmen Therapeut und Patient erst nach Betrachten dieses Kataloges in einer gemeinsamen Entscheidungsfindung."
Dazu warten wir noch auf die Blankoverordnung. Aktuell entscheidet darüber der verordnende Arzt.
P.s. mit Handy geschrieben, daher keine Gewähr für korrekte Orthografie
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Tanguera schrieb:
Bla bla bla.... sorry!!! MODERNE Therapie gab es schon vor 20 Jahren, als noch kein Therapeut wusste, was evidence based practice ist. Anzuführen, dass Zuhören, coachen und beraten zur MODERNEN Therapie gehört, die immer wieder mit der evidenzbasierten Therapie ja gleichgesetzt wird, blendet aus, dass es auch schon vor 20 Jahren Therapeuten gab, die GENAU DIES taten. Und trotzdem mit einer passiven Methode erfolgreich waren und noch immer sind - da, wo es passt. Hört bitte auf, passive Techniken und deren Anwendung per se zu Verteufeln. Ich setze noch eins drauf und sage 80% der Patienten, die zur PHYSIOTHERAPIE kommen, benötigen eine Psychotherapie. Ergo müssten sie direkt weitergeleitet werfen zur entaprechenden Profession. Die brauchen dann auch kein Bewegungscoaching mehr. Verhaltenstherapie ist die Moderne Therapie *Ironie und Provokation off*
P.s. mit Handy geschrieben, daher keine Gewähr für korrekte Orthografie
,,Eine flächendeckende evidenzbasierte Praxis und die dafür wahrscheinlich notwendige Akademisierung des Berufes ist die einzige Möglichkeit, die Physiotherapie in Deutschland zu professionalisieren."
Herr Bombien,
wenn Sie solch einen Satz schreiben, dann müssen Sie auch noch einen zweiten formulieren, welcher hier allerdings fehlt.
Sie wollen zukünftig eine professionalisierte Physiotherapie haben. Aber das wirft in mir die Frage auf, mit welchem Adjektiv Sie die jetztige Physiotherapie beschreiben.
,,laienhafte Physiotherapie" ,,mystische Physiotherapie" ,,schamanische Physiotherapie"
Selten lese ich davon, dass man eine professionalisierte-re Physiotherapie haben möchte.
Oft nur ist davon die Rede eine professionalisierte Physiotherapie haben zu wollen.
Wenn mir gesagt wird, dass man meinen Beruf professionlisiert-er haben möchte, dann impliziert dies schon einen Grad an Professionalität, der aber eben gesteigert werden soll.
Okay. Da bin ich dabei.
Wenn man mir aber sagt, dass man meinen Beruf professionalisieren will, dann impliziert dies eben keinen schon vorhandenen Grad an Professionalität.
Und das stört mich. Und nicht nur mich.
Und deshalb werde ich dem Herrn Gesundheitsminister auch weiterhin Briefe schreiben, in welchen ich meinen Dank für sein immer wiederholtes ,,Nein." zur Vollakedemisierung zum Ausdruck bringe.
Weil ich nicht möchte, dass Personen mit Ihrer Geisteshaltung und mit Ihren implizierten Andeutungen meinen Beruf nach ihren Vorstellungen reformieren.
Reformen braucht die Physiotherapie. Ja das stimmt. Aber von Personen mit Fingerspitzengefühl.
Beste Grüße
Michael Greie
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vielleicht hilft eine Klärung der Begriffe. Natürlich sind Physiotherapeuten aufgrund ihrer Ausbildung professionell handelnde Fachberufe!
Im akademischen Sinn versteht man allerdings unter einer Profession etwas anderes als den reinen Beruf. Eine Profession zeichnet sich u.a. durch folgende Dinge aus:
• selbst generiertes wissenschaftlich fundiertes Sonderwissen, spezielle Fachterminologie (Definitionsmacht für die Berufsausbildung),
• lang andauernde theoretisch fundierte Ausbildungsgänge auf akademischem Niveau (Berechtigung zur Berufausübung gekoppelt an Examen und Titel),
• berufständische Normen (code of ethics) und gesetzliche Beschränkung des Eigeninteresses,
• exklusives Monopol für die Handlungskompetenz, Monopolisierung von Zuständigkeiten
• Tätigkeiten mit gemeinnützigen Funktionen von grundlegender Bedeutung
(Gemeinwohlorientierung als berufsständische „Ideologie“)
• hohe Autonomie in der Berufsausübung, Selbstkontrolle der Arbeitsbedingungen
(selbst generierte Standards der Leistungsbewertung und deren Kontrolle)
Bislang fehlt es sowohl an einer Berufsethik, an Eigenständigkeit in den Entscheidungsträgern- und Kontrollwegen, etc. Das ist der Grund, warum von akademischer Seite eine Professionalisierung gefordert wird und gleichzeitig von anderer Seite (Ärzte, Apotheker...) die Professionalisierung abgelehnt wird. Eine Professionalisierung geht immer mit einem Bestreben nach Autonomie und in gewisser Weise mit einem exklusiven Machtanspruch einher, den aber andere Berufe inne haben.
Vielleicht trägt das ein bisschen zur Entzerrung bei, sonst reden wir hier dauerhaft von Äpfeln und Birnen.
LG Marcel Kroth
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Marcel schrieb:
Hallo Michael,
vielleicht hilft eine Klärung der Begriffe. Natürlich sind Physiotherapeuten aufgrund ihrer Ausbildung professionell handelnde Fachberufe!
Im akademischen Sinn versteht man allerdings unter einer Profession etwas anderes als den reinen Beruf. Eine Profession zeichnet sich u.a. durch folgende Dinge aus:
• selbst generiertes wissenschaftlich fundiertes Sonderwissen, spezielle Fachterminologie (Definitionsmacht für die Berufsausbildung),
• lang andauernde theoretisch fundierte Ausbildungsgänge auf akademischem Niveau (Berechtigung zur Berufausübung gekoppelt an Examen und Titel),
• berufständische Normen (code of ethics) und gesetzliche Beschränkung des Eigeninteresses,
• exklusives Monopol für die Handlungskompetenz, Monopolisierung von Zuständigkeiten
• Tätigkeiten mit gemeinnützigen Funktionen von grundlegender Bedeutung
(Gemeinwohlorientierung als berufsständische „Ideologie“)
• hohe Autonomie in der Berufsausübung, Selbstkontrolle der Arbeitsbedingungen
(selbst generierte Standards der Leistungsbewertung und deren Kontrolle)
Bislang fehlt es sowohl an einer Berufsethik, an Eigenständigkeit in den Entscheidungsträgern- und Kontrollwegen, etc. Das ist der Grund, warum von akademischer Seite eine Professionalisierung gefordert wird und gleichzeitig von anderer Seite (Ärzte, Apotheker...) die Professionalisierung abgelehnt wird. Eine Professionalisierung geht immer mit einem Bestreben nach Autonomie und in gewisser Weise mit einem exklusiven Machtanspruch einher, den aber andere Berufe inne haben.
Vielleicht trägt das ein bisschen zur Entzerrung bei, sonst reden wir hier dauerhaft von Äpfeln und Birnen.
LG Marcel Kroth
vielen Dank für Ihren Beitrag.
Ich möchte gerne meine Kritik an Herrn Bombiens Artikel spezifizieren.
Mir geht es nicht um die Inhalte der Professionalisierung.
Mir geht es a) um das Wort an sich und b) um dessen Verwendung.
Zu a):
Das Wort besitzt, meiner Ansicht nach, ein zu hohes Potenzial ,,unglückliche" Assoziationsketten zu bilden. In meinen ersten Beitrag verdeutlichte ich dies mit dem Wortpaar professionalisiert VS professionalisierter.
Zu b):
Als viel verhängnisvoller empfinde ich allerdings dessen Verwendung außerhalb von Fachgruppen.
Wo erschien Herr Bombiens Artikel?
Nicht auf einer Fachtagung auf welcher jeder weiß, was mit ,,Professionalisierung" gemeint sein solle und was nicht.
Sondern auf einer Plattform für Alle, egal welcher Couleur.
Herr Bombien schreibt, dass er Grabenkämpfe beobachtet. Mit solch einer Sprachwahl aber ist er nicht mehr Beobachter sondern mitten in einem der Gräben.
Warum?
1) Sprache ist niemals Zufall. Es kommt nicht nur darauf an welche Worte ich benutze, sondern auch wann, wie und wo ich dies tue.
2) Um (berufs)politischen Erfolg zu haben muss man Mehrheiten hinter sich vereinigen.
Ich weiß, was ,,Professionalisierung" bedeuten soll, weil ich mich damit beschäftigt habe, was Andere darunter verstanden haben wollen.
Aber wie viele von den Lesern dieses, außerhalb von Fachkreisen veröffentlichten Artikels, wissen aus dem Stand was ,,Professionalisierung" bedeuten soll?
Und wie viele, von denen die dies nicht wissen, fühlen sich von dem Wort vor den Kopf gestoßen?
Für mich ist Herr Bombiens Wortwahl bestenfalls als ,,unbedacht-unglücklich" zu bewerten im schlimmsten Falle als ,,geplant-arrogant".
Mit solch einer Sprachwahl gelingt es nicht zu vereinigen sondern nur (noch weiter) zu spalten.
Ich schrieb, dass die Physiotherapie Reformen braucht.
Aber Reformen brauchen eine breite Zustimmung und für diese Zustimmung braucht es eine vereinigende Sprache. Und leider müssen die Worte nunmehr nicht nur vereinigen sondern auch versöhnen. Sie müssen die Wunden schließen, welche die Kämpfe der letzten Jahre gerissen haben.
Die künftigen Wortführer*innen müssen genau diese Töne anschlagen.
Stark ist man nicht alleine sondern nur zusammen.
Beste Grüße
Michael Greie
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Halbtitan schrieb:
Guten Abend Herr Kollege Kroth,
vielen Dank für Ihren Beitrag.
Ich möchte gerne meine Kritik an Herrn Bombiens Artikel spezifizieren.
Mir geht es nicht um die Inhalte der Professionalisierung.
Mir geht es a) um das Wort an sich und b) um dessen Verwendung.
Zu a):
Das Wort besitzt, meiner Ansicht nach, ein zu hohes Potenzial ,,unglückliche" Assoziationsketten zu bilden. In meinen ersten Beitrag verdeutlichte ich dies mit dem Wortpaar professionalisiert VS professionalisierter.
Zu b):
Als viel verhängnisvoller empfinde ich allerdings dessen Verwendung außerhalb von Fachgruppen.
Wo erschien Herr Bombiens Artikel?
Nicht auf einer Fachtagung auf welcher jeder weiß, was mit ,,Professionalisierung" gemeint sein solle und was nicht.
Sondern auf einer Plattform für Alle, egal welcher Couleur.
Herr Bombien schreibt, dass er Grabenkämpfe beobachtet. Mit solch einer Sprachwahl aber ist er nicht mehr Beobachter sondern mitten in einem der Gräben.
Warum?
1) Sprache ist niemals Zufall. Es kommt nicht nur darauf an welche Worte ich benutze, sondern auch wann, wie und wo ich dies tue.
2) Um (berufs)politischen Erfolg zu haben muss man Mehrheiten hinter sich vereinigen.
Ich weiß, was ,,Professionalisierung" bedeuten soll, weil ich mich damit beschäftigt habe, was Andere darunter verstanden haben wollen.
Aber wie viele von den Lesern dieses, außerhalb von Fachkreisen veröffentlichten Artikels, wissen aus dem Stand was ,,Professionalisierung" bedeuten soll?
Und wie viele, von denen die dies nicht wissen, fühlen sich von dem Wort vor den Kopf gestoßen?
Für mich ist Herr Bombiens Wortwahl bestenfalls als ,,unbedacht-unglücklich" zu bewerten im schlimmsten Falle als ,,geplant-arrogant".
Mit solch einer Sprachwahl gelingt es nicht zu vereinigen sondern nur (noch weiter) zu spalten.
Ich schrieb, dass die Physiotherapie Reformen braucht.
Aber Reformen brauchen eine breite Zustimmung und für diese Zustimmung braucht es eine vereinigende Sprache. Und leider müssen die Worte nunmehr nicht nur vereinigen sondern auch versöhnen. Sie müssen die Wunden schließen, welche die Kämpfe der letzten Jahre gerissen haben.
Die künftigen Wortführer*innen müssen genau diese Töne anschlagen.
Stark ist man nicht alleine sondern nur zusammen.
Beste Grüße
Michael Greie
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Problem beschreiben
Halbtitan schrieb:
Zitat:
,,Eine flächendeckende evidenzbasierte Praxis und die dafür wahrscheinlich notwendige Akademisierung des Berufes ist die einzige Möglichkeit, die Physiotherapie in Deutschland zu professionalisieren."
Herr Bombien,
wenn Sie solch einen Satz schreiben, dann müssen Sie auch noch einen zweiten formulieren, welcher hier allerdings fehlt.
Sie wollen zukünftig eine professionalisierte Physiotherapie haben. Aber das wirft in mir die Frage auf, mit welchem Adjektiv Sie die jetztige Physiotherapie beschreiben.
,,laienhafte Physiotherapie" ,,mystische Physiotherapie" ,,schamanische Physiotherapie"
Selten lese ich davon, dass man eine professionalisierte-re Physiotherapie haben möchte.
Oft nur ist davon die Rede eine professionalisierte Physiotherapie haben zu wollen.
Wenn mir gesagt wird, dass man meinen Beruf professionlisiert-er haben möchte, dann impliziert dies schon einen Grad an Professionalität, der aber eben gesteigert werden soll.
Okay. Da bin ich dabei.
Wenn man mir aber sagt, dass man meinen Beruf professionalisieren will, dann impliziert dies eben keinen schon vorhandenen Grad an Professionalität.
Und das stört mich. Und nicht nur mich.
Und deshalb werde ich dem Herrn Gesundheitsminister auch weiterhin Briefe schreiben, in welchen ich meinen Dank für sein immer wiederholtes ,,Nein." zur Vollakedemisierung zum Ausdruck bringe.
Weil ich nicht möchte, dass Personen mit Ihrer Geisteshaltung und mit Ihren implizierten Andeutungen meinen Beruf nach ihren Vorstellungen reformieren.
Reformen braucht die Physiotherapie. Ja das stimmt. Aber von Personen mit Fingerspitzengefühl.
Beste Grüße
Michael Greie
ich bleibe mal beim kollegialen "Du". Danke für die sachliche Diskussion. Ich glaube, das ist genau das, was uns zurzeit fehlt. Ich bin auch der Ansicht, dass bestimmte Begriffe, gerade in diesem Kontext des Forums emotional aufgeladen sind und deshalb mit Bedacht gewählt werden sollten. Schade ist, dass häufig eine Art von "Kriegssprache" verwendet wird, welche die Emotionen unnötig anheizt. Wir täten vor allem gut daran, unsere persönliche Emotionen von rationalen Gedankengängen zu trennen.
Klar ist, dass die Heilmittelerbringer auf dem Weg zu einem neuen Selbstverständnis über die Ausübung ihres Berufs sind. Dass sich nich jeder in diesem Prozess wiederfindet ist sehr schade, manchmal aber nicht zu ändern. Das geht anderen Berufen, gerade im Sozialwesen, sehr ähnlich.
Ich hoffe, dass wir irgendwann aufhören, über Begrifflichkeiten zu streiten und uns wieder der sachlichen Ebene zuwenden. Der Tatsache zum Beispiel, dass Praxisinhaber wirtschaftlich arbeiten können. Aber eben auch, dass sich die Heilmittelberufe klar positionieren, wo ihre Stärken und Schwächen liegen, wo ihr Platz im Gesundheitswesen sein kann und wie sie mit den Herausforderungen eines komplexen Gesundheitssystem in Zukunft umgehen wird. Und dazu gehört neben der rein fachlichen Expertise der zahlreichen Therapeut/innen eben auch die wissenschaftliche Ebene.
LG Marcel Kroth
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tom1350 schrieb:
Für das eigene Ego oder zur möglichen Erschließung neuer Geschäftsfelder mag die theoretische Diskussion über Professionalisierung ja ganz nett sein. Über all dem steht immer die Haftungsfrage. Und genau hier sehe ich uns noch für sehr lange Zeit als Erfüllungsgehilfen der ärztlichen Verordnung.
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Füsi schrieb:
:clap::clap::clap:
vielen Dank für Ihre Nachricht. (Ich ziehe ein ebenso kollegiales ,,Sie" vor.)
Sie schreiben von einer ,,Art von Kriegssprache". Nun ich sehe das Problem in einer Stufe über der Sprache. Ich denke, es ist falsch (falsch da u.a. nicht produktiv) zum jetzigen Zeitpunkt ,,Kriegsthemen" anzusprechen.
Ein Beispiel:
Ich kann mich mit meiner Schwester auf 2 Arten unterhalten. Einmal ,,freundlich" und einmal ,,provozierend".
So kann einmal ein nettes Gespräch dabei entstehen oder eben ein Streit.
Aber wenn ich mich, selbst mit Engelszungen, mit meiner Schwester über die Erziehung ihrer Kinder unterhalte so endet das stets in einem Abbruch des Gespräches.
Meine Kritik kann so berechtigt sein wie sie will - es führt stets zu einem Abbruch, da sie sich nicht reinreden lassen will.
Und wenn ich an Weihnachten, Ostern, zu Geburtstagen, Einschulungen, usw. sprich das ganze Jahr über immer wieder das Erziehungsthema anspreche, dann wird sich meine Schwester irgendwann gar nicht mehr mit mir unterhalten wollen.
Anstatt immer wieder über Themen zu schreiben welche das Kollegium spalten sollten wir uns auf die Dinge konzentrieren, welche uns einen.
Wie oft bspw. lese ich Artikel/Kommentare/usw. über die Vorteile evidenzbasierten Arbeitens aber wie selten mal einen mitreißenden oder flammenden Apell (oder auch einen Artikel mit weniger Emotionen) in einen Verband oder eine Gewerkschaft einzutreten?
Beste Grüße
Michael Greie
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Halbtitan schrieb:
Guten Abend Herr Kroth,
vielen Dank für Ihre Nachricht. (Ich ziehe ein ebenso kollegiales ,,Sie" vor.)
Sie schreiben von einer ,,Art von Kriegssprache". Nun ich sehe das Problem in einer Stufe über der Sprache. Ich denke, es ist falsch (falsch da u.a. nicht produktiv) zum jetzigen Zeitpunkt ,,Kriegsthemen" anzusprechen.
Ein Beispiel:
Ich kann mich mit meiner Schwester auf 2 Arten unterhalten. Einmal ,,freundlich" und einmal ,,provozierend".
So kann einmal ein nettes Gespräch dabei entstehen oder eben ein Streit.
Aber wenn ich mich, selbst mit Engelszungen, mit meiner Schwester über die Erziehung ihrer Kinder unterhalte so endet das stets in einem Abbruch des Gespräches.
Meine Kritik kann so berechtigt sein wie sie will - es führt stets zu einem Abbruch, da sie sich nicht reinreden lassen will.
Und wenn ich an Weihnachten, Ostern, zu Geburtstagen, Einschulungen, usw. sprich das ganze Jahr über immer wieder das Erziehungsthema anspreche, dann wird sich meine Schwester irgendwann gar nicht mehr mit mir unterhalten wollen.
Anstatt immer wieder über Themen zu schreiben welche das Kollegium spalten sollten wir uns auf die Dinge konzentrieren, welche uns einen.
Wie oft bspw. lese ich Artikel/Kommentare/usw. über die Vorteile evidenzbasierten Arbeitens aber wie selten mal einen mitreißenden oder flammenden Apell (oder auch einen Artikel mit weniger Emotionen) in einen Verband oder eine Gewerkschaft einzutreten?
Beste Grüße
Michael Greie
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Marcel schrieb:
Hallo Michael,
ich bleibe mal beim kollegialen "Du". Danke für die sachliche Diskussion. Ich glaube, das ist genau das, was uns zurzeit fehlt. Ich bin auch der Ansicht, dass bestimmte Begriffe, gerade in diesem Kontext des Forums emotional aufgeladen sind und deshalb mit Bedacht gewählt werden sollten. Schade ist, dass häufig eine Art von "Kriegssprache" verwendet wird, welche die Emotionen unnötig anheizt. Wir täten vor allem gut daran, unsere persönliche Emotionen von rationalen Gedankengängen zu trennen.
Klar ist, dass die Heilmittelerbringer auf dem Weg zu einem neuen Selbstverständnis über die Ausübung ihres Berufs sind. Dass sich nich jeder in diesem Prozess wiederfindet ist sehr schade, manchmal aber nicht zu ändern. Das geht anderen Berufen, gerade im Sozialwesen, sehr ähnlich.
Ich hoffe, dass wir irgendwann aufhören, über Begrifflichkeiten zu streiten und uns wieder der sachlichen Ebene zuwenden. Der Tatsache zum Beispiel, dass Praxisinhaber wirtschaftlich arbeiten können. Aber eben auch, dass sich die Heilmittelberufe klar positionieren, wo ihre Stärken und Schwächen liegen, wo ihr Platz im Gesundheitswesen sein kann und wie sie mit den Herausforderungen eines komplexen Gesundheitssystem in Zukunft umgehen wird. Und dazu gehört neben der rein fachlichen Expertise der zahlreichen Therapeut/innen eben auch die wissenschaftliche Ebene.
LG Marcel Kroth
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