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AOK entdeckt die Alten

"Berliner Gesundheitspreis 2006" zeichnet Konzepte zur ambulanten geriatrischen Versorgung aus. Physiotherapeuten beteiligt.

11.05.2007 • 0 Kommentare

Krankenkassen marschieren nicht immer an vorderster Front, wenn es darum geht, alten Menschen die bestmögliche Versorgung angedeihen zu lassen. Im Gegenteil, nicht selten verhindern sie notwendige Therapien. Gerade musste sich eine Kasse vom Landessozialgericht Nordrhein-Westfalen sagen lassen, dass physiotherapeutische Behandlungen auch dann sinnvoll sein können, wenn bei einem betagten Patienten keine funktionellen Fortschritte mehr zu erwarten sind. Der Medizinische Dienst der Krankenkassen (MDK) hatte zuvor einer alten Dame die Therapie verweigert. Da ist es umso löblicher, dass der AOK-Bundesverband zusammen mit der AOK Berlin und der Berliner Ärztekammer jetzt Einrichtungen ausgezeichnet hat, die innovative Modelle und Konzepte zur ambulanten geriatrischen Versorgung entwickelt und in die Praxis umgesetzt haben. Der mit 50.000 Euro dotierte "Berliner Gesundheitspreis 2006" unter dem Motto "Im hohen Alter zu Hause leben - Herauforderung für die ambulante medizinische Versorgung" wurde an sechs Preisträger vergeben.

Mit dem ersten und zweiten Preis zeichneten die Juroren Projekte aus, die unter Beteiligung von Therapeuten agieren. Der Ambulante Geriatrische Rehakomplex (AGR) in Schönebeck in Sachsen-Anhalt, ein interdisziplinäres Netzwerk von Ärzten, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden, Sozialarbeiter, Pflegedienst und Sanitätshaus betreut 700 Patienten. Ziel der Netzwerker ist es, die Selbstständigkeit älterer Menschen in ihrer häuslichen Umgebung zu erhalten, Pflegebedürftigkeit zu vermeiden oder zu vermindern und die Gesundheit und Lebensqualität zu verbessern. Im Juli 2006 haben die Beteiligten mit den Kassen einen Rahmenvertrag zur Integrierten Versorgung vereinbart, den ersten dieser Art. Der AGR erhält für jeden Patienten eine Tagespauschale mit der Raum-, Personalkosten und die Vergütung der Kooperationspartner bezahlt werden.

Interdisziplinär geht es auch beim Geriatrie Netzwerk Berlin zu. Hier arbeiten Ärzte, Physiotherapeuten, Pflegekräfte, Psychologen und Ernährungsberater zusammen. Träger des Modells sind ein Medizinisches Versorgungszentrum, der Klinikkonzern Vivantes, ein Pflegedienst, ein Nachbarschaftsheim und das Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie der Charité. Das im vergangenen Jahr gegründete Netzwerk möchte die Gesundheitsversorgung von alten Menschen im Berliner Südwesten koordinieren. Dies soll durch eine wirkungsvolle Zusammenarbeit der Leistungserbringer und die Umsetzung gemeinsamer evidenz- und leitlinienbasierter Behandlungspfade geschehen. Bereits umgesetzt wurde das Projekt Sturzprävention. Schon 15.000 Senioren werden entsprechend trainiert.

Der Vorsitzende der AOK Berlin, Rolf D. Müller, hofft, dass die prämierten Modelle zum Vorbild für andere Regionen werden. Günther Jonitz, Präsident der Ärztekammer Berlin, betonte, dass die Betreuung von älteren Menschen in ihrer häuslichen Umgebung "die zentrale Herausforderung der ambulanten Patientenversorgung" ist. Und auch der Vortandvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Hans Jürgen Ahrens, schrieb seinen Kollegen goldene Worte ins Stammbuch: "Der Wert einer Gesellschaft bemisst sich auch daran, wie sie mit ihren Alten umgeht." Der AOK-Chef will "eine Diskussion über das Thema anstoßen, die dazu führt, dass sich in der Versorgungslandschaft etwas tut."

Peter Appuhn
physio.de

Barmbek

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